Monheim Inklusion: Rahmen muss passen

Monheim · Achim Nöhles, Leiter der Grundschule Am Lerchenweg, plädiert für die Einrichtung von Schwerpunktschulen Inklusion. Die Verteilung der Sonderpädagogen nach dem Gießkannenprinzip funktioniere nicht.

 Achim Nöhles, Schulleiter der Lerchenschule, fürchtet, den behinderten Kindern in seinen großen Klassen nicht gerecht werden zu können. Die Sonderpädagogin sei nur zehn Stunden in der Woche verfügbar.

Achim Nöhles, Schulleiter der Lerchenschule, fürchtet, den behinderten Kindern in seinen großen Klassen nicht gerecht werden zu können. Die Sonderpädagogin sei nur zehn Stunden in der Woche verfügbar.

Foto: Matzerath

Die Landesregierung hat das Gesetz zur Inklusion behinderter Kinder auf den Weg gebracht. Danach soll der Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Regelschule ab August 2013 umgesetzt werden. "Ich bin fest überzeugt, dass Inklusion der richtige Weg ist", betont Achim Nöhles, Leiter der Schule Am Lerchenweg.

"Aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen." Das zum Schuljahresbeginn 2011/12 installierte "Modellprojekt Förderschulen" des Kreises Mettmann bezeichnet er als "Schnellschuss", die Schule würden mit dem Problem allein gelassen. Da helfe wenig, nur an die Einstellung der Regelschullehrer zu appellieren, man brauche auch angemessene Hilfen. "Sonst geht die Inklusion für die Behinderten den Jordan runter."

Keine kleineren Klassen

Insgesamt 18 Schüler mit Sprach-, Lern- und emotionalen Behinderungen werden derzeit in der ersten und zweiten Klasse der "Lerche" unterrichtet — bei Klassen von 28 Schülern. "Anders als beim Gemeinsamen Unterricht habe ich kein Recht auf kleinere Klassen", so Nöhles. Die vom Kompetenzzentrum Süd (Leo-Lionni-Schule) entsandte Sonderpädagogin stehe der Schule mit nur zehn Wochenstunden zur Verfügung.

"Ich hätte sie lieber als festen Bestandteil des Kollegiums, so dass man auch das Team-Teaching als Regel einführen könnte. So kann man sich nicht genügend absprechen." Momentan ziehe die Sonderpädagogin die betreffenden Kinder aus ihren Klassen heraus, um mit ihnen Defizite aufzuarbeiten.

Die Inklusion bringe einen hohen Zeitaufwand für Kooperation und Organisation mit sich, den die Schule nun zusätzlich leisten muss, sagt Christoph Schröder, Leiter der Winrich-von-Kniprode-Schule. "Wir müssen uns mit den individuellen Förderplänen auseinandersetzen, den Unterricht anders vor- und nachbereiten und Gutachten schreiben." Auch er würde die Sonderpädagogin, die für die fünf zu fördernden Kinder für vier Stunden kommt, lieber jeden Tag zur Verfügung haben. Er hält daher den Ansatz des Kreises, die Sonderpädagogen auf alle Regelschulen verteilen zu wollen, für falsch. "Dieses Gießkannenprinzip kann bei gleichbleibendem Personal an der Regelschule nicht funktionieren", sagt Nöhles. Er plädiert daher für die Einrichtung von Schwerpunktschulen, die dann mit eigenen Sonderpädagogen ausgestattet würden.

Für unbegründet hält Nöhles wiederum die Sorge der Eltern der nicht-behinderten Kinder, ihr Nachwuchs könne zu kurz kommen. "Wir sind ja grundsätzlich gewohnt, heterogene Lerngruppen zu unterrichten." Allerdings stoße das Kollegium bei dem Versuch, auch den sehr langsamen Kindern gerecht zu werden, an die Grenzen des Machbaren. Ihn plagt daher eher die Sorge, dass die behinderten Kinder auf der Strecke bleiben. "Förderschulen haben noch zusätzliche Kräfte wie Sprach- und Ergotherapeuten, unterrichten zu zweit in kleineren Klassen — das alles haben wir nicht." Immerhin hätten dies einige Eltern nach der vorschulischen Beratung an der Förderschule selber eingesehen: "Plötzlich wurden neun unserer Kinder an der Lionni-Schule angemeldet — freiwillig ", so Nöhles.

Unterricht wird dann unmöglich

Die größten Sorgenkinder der Grundschulen sind die verhaltensauffälligen Kinder. "Während die anderen optisch gar nicht als behindert auffallen, sind die Kinder, die kratzen, beißen und treten, diejenigen, die schwer in die Gemeinschaft zu integrieren sind", so Nöhles.

"Diese Kinder absorbieren sehr viel unserer Aufmerksamkeit und sie können so viel Unruhe stiften, dass Unterricht unmöglich wird", ergänzt Schröder. "Ich kann verstehen, wenn diese Situation die Kollegen nicht zufriedenstellt", sagt Raffaela Langnickel, Leiterin der Armin-Maiwald-Schule. An ihrer Schule, die seit 1997 den Gemeinsamen Unterricht anbietet, betreuen vier fest angestellte Sonderschulpädagogen 20 behinderte Kinder. "Anders kann ich mir eine Abstimmung auch nicht vorstellen."

(RP/rl)
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