Richrather Krankenhaus St. Martinus hat 12 Geburtshelferinnen

Langenfeld · In Langenfeld kommen zwischen 600 und 650 Kinder pro Jahr auf die Welt.

  Silvia Plömacher, Chefarzt Dr. Detlev Katzwinkel, Annette Karkossa und  Lena Nörenberg (v. li.) kümmern sich um die werdenden Mütter. 

 Silvia Plömacher, Chefarzt Dr. Detlev Katzwinkel, Annette Karkossa und  Lena Nörenberg (v. li.) kümmern sich um die werdenden Mütter. 

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Zwölf Hebammen betreuen im Wechsel die Gebärenden auf der Entbindungsstation des St. Martinus Krankenhauses in Richrath. Alle sind Teilzeitkräfte. Drei von ihnen nehmen Elternzeit. Doch Dr. Detlev Katzwinkel, Chefarzt der Gynäkologie, ist „glücklich“, dass er binnen acht Tagen für zwei von ihnen Ersatz finden konnte. „Nur eine Vertretung ist noch nicht gesichert“, sagt der 61-Jährige. Der Personalschlüssel sei in Langenfeld im Vergleich zu anderen Kliniken „gut“ – auch wenn es „insgesamt viel zu wenig sind“, weiß der Chefarzt. „Es ist schwer, Hebammen zu finden. Der Markt ist leer.“

Der Chefarzt bedauert, dass die Politik hier kaum Anreize schaffe. „Geburtshilfe betrifft junge Patienten. Die stehen aber nicht im Fokus unserer Gesellschaft.“ Und so könne es wie jetzt am Wochenende im Klinikum Schlebusch wegen des Fachkräftemangels und krankheitsbedingt dazu kommen, dass der Kreißsaal von Samstag, 7. Dezember, 6 Uhr, bis Montag, 9. Dezember, 6 Uhr, einfach nicht mit Geburtshelferinnen besetzt ist.

Alle Hebammen, die im Richrather Krankenhaus arbeiten, kümmern sich um die Vor- und Nachsorge der Mütter. Sie sind bei der Geburt dabei, übernehmen die Wochenbettbetreuung, bieten Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse an. Bis zu acht Wochen nach der Geburt sei sie für „ihre“ Familien da, berichtet Silvia Ploemacher (53). Die leitende Hebamme ist schon seit 1993 in Richrath tätig. „Hat die Mutter beispielsweise Probleme beim Stillen, besuche ich sie sogar täglich“, sagt sie. „Es gibt da kein Schema.“

Und auch der Nachwuchs steht schon in den Startlöchern. Lena Nörenberg (18) macht gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) auf der Station. Seit drei Monaten ist sie dabei und weiß genau: „Ich möchte gerne Hebamme werden.“ Bereits im Vorfeld habe sie sich gut informiert und schon ein Praktikum gemacht. Jetzt hilft sie den Hauptamtlichen dabei, Mütter bei der Geburt zu unterstützen.

600 bis 650 Kinder kommen im Durchschnitt pro Jahr in Langenfeld auf die Welt. „Diese Zahl werden wir auch 2019 erreichen“, sagt Dr. Katzwinkel. Die Mütter bleiben zwischen zwei bis fünf Tagen auf der Station. Der Durchschnitt liegt bei 2,5 Tagen. Da eine „normale“ Geburt rund 18,5 Stunden dauert, sei es nicht möglich, dass eine einzige Hebamme so lange für Mutter und Kind da ist. Da jedoch alle im Haus nach demselben Konzept arbeiteten, sei der Wechsel im Kreißsaal unproblematisch. Sind Frauen aber sehr belastet, versuche das Team, eine Beleghebamme für die gesamte Dauer der Geburt zu ermöglichen. Jeden zweiten Dienstag im Monat bietet das St. Martinus Krankenhaus um 18 Uhr eine Kreißsaalführung an. Die Frauen seien sehr auf Sicherheit bedacht, fragten unter anderem nach, wie viele Hebammen im Team seien und wie hoch die Kaiserschnittrate ist. Wer sich für die Geburt anmeldet, knüpfe bereits im Vorfeld Kontakt zum Team. „Bei möglichen Risiken verweisen wir auf Krankenhäuser mit angeschlossener Kinderklinik“, ergänzt Dr. Detlev Katzwinkel. „Wir kooperieren mit dem städtischen Klinikum Solingen und der Universitätsklinik in Düsseldorf.“

Kurz vor der Geburt werden die Herztöne des Kindes abgehört, es wird eine Ultraschallaufnahme gemacht und der Muttermund der Gebärenden wird untersucht. Die Hebammen klären die Eltern auf und beruhigen sie. „Wir sind in ständigem Kontakt und lassen niemanden allein“, berichten Annette Karkossa (38) und Silvia Ploemacher.

Dr. Katzwinkel erlebt, dass Hebammen „Vertraute“ der Mütter seien. „Viele duzen sich, und es entstehen richtige Freundschaften.“ Und auch die Rolle der Väter habe sich geändert. Fast alle Männer zögen in die Familienzimmer mit ein. Katzwinkel ist beeindruckt wie selbstverständlich diese mit den Neugeborenen umgingen. „Ihre Rolle hat sich noch mal deutlich geändert.“

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