Langenfeld In der Töpferarbeit liegt die Ruhe

Langenfeld · Martin Holte fertigt bereits seit 30 Jahren Geschirr und andere Unikate. Ein Besuch in seiner Werkstatt.

 In seiner Töpferwerkstatt hat Martin Holte überall fertige Tassen und Krüge stehen, auf den Tischen, in den Regalen und selbst auf der Treppe.

In seiner Töpferwerkstatt hat Martin Holte überall fertige Tassen und Krüge stehen, auf den Tischen, in den Regalen und selbst auf der Treppe.

Foto: ralph matzerath

Kaum ist die Türschwelle überschritten, empfängt einen ein erdiger Geruch. Der Raum besteht aus alten Ziegelwänden und Holzbalken, in den vielen Regalen und auf den Tischen stehen Tassen und Krüge. Doch um zum eigentlichen Herzstück von Martin Holtes Töpferei zu gelangen, muss man eine kleine Holztreppe hinauf gehen. Denn dort befindet sich die Werkstatt.

Hinter einem Tisch sitzt der 59-jährige Holte auf einem kleinen Hocker vor der Töpferscheibe, auf die er mit Schmackes einen Tonklumpen wirft. Er weiß ganz genau, wie viel Tonmasse er für jeden Gegenstand braucht. Die Scheibe beginnt sich zu drehen, Holte drückt mit seinen Händen in die Mitte der Masse und befeuchtet sie immer wieder mit Wasser. "Das ist nötig, damit der Ton gut fließt." Schon nach wenigen Sekunden beginnt der Ton unter seinen Fingern schließlich in die Höhe zu wandern und die Form einer Schale anzunehmen.

Als nächstes tupft der Töpfer mit einem Schwamm das restliche Wasser aus der Schale, zieht mit einem Draht unter dem Boden her und nimmt die Schale von der Scheibe. Das wirkt alles einfach, tatsächlich aber erfordert es einiges an Fingerspitzengefühl und noch mehr an Arbeit. "Es folgen nun mehrere Brandgänge, und bemalt werden müssen die Stücke ja auch noch", erklärt Holte.

All das macht er seit 2004 in dem ehemaligen Ochsenstall an der Krüdersheide 1a. Selbstständig ist er jedoch schon wesentlich länger, nämlich seitdem er sein Studium der visuellen Kommunikation und Keramik in Köln beendete. Das war 1984: "Mitte der achtziger Jahre war eine Hoch-Zeit der Keramik, und deshalb habe ich den Schritt gewagt." Bereut hat er ihn nicht. "Die Arbeit mit dem Material erfreut mich immer wieder. Sie hat etwas Beruhigendes", erzählt der 59-Jährige.

Auch das Zusehen hat etwas Beruhigendes, fast schon Meditatives. Vor allem stellt sich dabei merkwürdigerweise ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit ein. Obwohl man selbst keinen Handschlag rührt. Allein das Betrachten, wie aus einem unförmigen Klumpen innerhalb weniger Minuten ein Alltagsgegenstand entsteht, befriedigt. Das Ferigen von Schälchen sei am einfachsten. Generell sei Drehkeramik für ihn nach all den Jahren keine schwere Aufgabe mehr, sagt Holte. "Ich sollte mal eine lebensgroße Figur herstellen - das war eine echte Herausforderung." Denn hierfür arbeitete er kaum an der Töpferscheibe, sondern musste das meiste zusammenbauen - Aufbautechnik nennt sich das. Dabei werden Tonplatten gewalzt, dann passend ausgeschnitten und schließlich mit der Hand modelliert.

Eine Tasse mit Henkel ist zwar weniger aufwendig als besagte Figur, aber Arbeit macht sie trotzdem. "Ich habe mitgezählt. Für eine Tasse mit Henkel benötige ich insgesamt 13 Arbeitsschritte. Jedes Stück ist übrigens ein echtes Unikat." Während Töpfer Holte das erzählt, setzt er sich wieder seine braune Brille auf und beginnt von Neuem zu werkeln.

(aks)
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