Monheim In der Sprachwelt des Rheinlands

Monheim · Heute ist Tag der Muttersprache. Alleine im Großraum Düsseldorf gibt es unzählige Dialekte – und auch zwischen Monheim und Baumberg gibt es kleine, aber feine Unterschiede in der Mundart.

 Wilhelm Pesch und Hiltrud Baloch sprechen beide fließend "Monnemer Platt" und interessieren sich auch für andere Dialekte im Rheinland.

Wilhelm Pesch und Hiltrud Baloch sprechen beide fließend "Monnemer Platt" und interessieren sich auch für andere Dialekte im Rheinland.

Foto: RALPH MATZERATH.

Heute ist Tag der Muttersprache. Alleine im Großraum Düsseldorf gibt es unzählige Dialekte — und auch zwischen Monheim und Baumberg gibt es kleine, aber feine Unterschiede in der Mundart.

Wenn Wilhelm Pesch und Hiltrud Baloch plaudern, kommen Außenstehende mitunter nicht mehr mit. Die beiden beherrschen freilich auch einwandfreies Hochdeutsch, aber deutlich lieber reden sie "Monnemer Platt". Da "plästert" es, wenn es stark regnet und ein Pfirsich wird zur "Plüschprumm". Kaninchen werden kurz und knackig "Kning" genannt — und wenn von "Klümpken" die Rede ist, geht es um Bonbons. Leider, sagen beide übereinstimmend, sei lokale Mundart eine aussterbende Kunst.

"Im Rheinland gibt es unzählige Dialekte, die sich je nach Region deutlich unterscheiden", meint Baloch. Ihr Bruder ist der Heimatdichter Paul Scharrenbroich und sie spricht ebenfalls fließend Monheimer Platt. "Das lernt man nur im Elternhaus", unterstreicht Pesch, der Mitglied im Heimatbund ist und viele Jahre lang die Mundartabende organisiert hat. "Bei uns zuhause wurde eigentlich nur Platt geredet", erinnert sich der 84-Jährige.

Aus orthografischer Sicht gibt es in lokalen Dialekten kaum Regeln, die eine Unterscheidung in richtig oder falsch ermöglichen. "Als Orientierung dienen höchstens grobe Leitlinien", meint Pesch, "aber eigentlich kann jeder schreiben und reden, wie er will." Im Laufe der Jahrhunderte sind so regionale Mundarten entstanden, die sich teilweise schon nach wenigen Kilometern klar voneinander unterscheiden. "Ein Beispiel sind Monheim und Baumberg", sagt Baloch. "Schlecht" ist übersetzt ins Monheimer Platt demnach "schläht", während es in Baumberg eher "schlait" ausgesprochen wird. Ähnlich ist es bei Sand, der südlich des Kielsgrabens "Saand" und nördlich eher "Saank" genannt wird. "Eigentlich gibt es so viele Varianten wie Siedlungen", meint die Monheimerin. Die individuellen Unterschiede verwischen allerdings zunehmend." Dabei entstehe ein "Regiolekt", der die lokalen Eigenarten überdecke.

Im Rheinland gibt es mehrere Dialekträume. Eine wichtige Grenze ist die "Benrather Linie". Südlich davon, also auch in Monheim und Baumberg, wird aus sprachwissenschaftlicher Sicht "Nordmittelfränkisch" und "Moselfränkisch" geredet. Nördlich der Linie ist bereits der niederländische Einschlag deutlicher. Einflüsse von außen kamen zudem durch Besatzungsmächte ins Rheinland, wo mit "Portemonnaie" oder "Fisimatenten" einige Begriffe aus dem Französischen ins Rheinische gesickert sind. "Das ist eine Wissenschaft für sich", meint Pesch, "aber für mich sind Dialekte einfach ein Sinnbild für Heimat."

(dora)
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