Monheim In 15 Minuten entschärft

Monheim · Sprengstoff-Spezialist Giesecke machte die in Monheim gefundene Fünf-Zentner-Bombe gestern mit ruhiger Hand unschädlich. Nach knapp anderthalb Stunden konnte die Teilsperrung der Stadtmitte wieder aufgehoben werden.

Fünf-Zentner-Bombe in Monheim entschärft
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Fünf-Zentner-Bombe in Monheim entschärft

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Tags zuvor, am Tropensonntag daheim in Oberhausen, hat er nach eigenem Bekunden mehr geschwitzt als in den etwa 15 Minuten nach 13.05 Uhr. Peter Giesecke (59) hat den Zünder noch in der leicht verschmutzten Hand, den er in dieser Viertelstunde aus der Fünf-Zentner-Bombe entfernte. Jetzt steht der Sprengstoffexperte da, die Baugrube an der Lindenstraße in der Monheimer Stadtmitte im Rücken, und zeigt sich "erleichtert". Denn auch wenn ihn bei einer Entschärfung weder der kalte noch heiße Schweiß überkommt, so ist das kein Routinejob und wird es auch nie werden: "Routine in diesem Zusammenhang ist ein ganz böses Wort. Bei uns gibt es keine Routine. Ein Fehler, und du bist weg — da hörst du noch nicht mal mehr den Knall!"

120 Kilo Sprengstoff

120 Kilo Sprengstoff stecken in der rostigen Fliegerbombe, die nach Angaben der Stadt vermutlich im Februar 1945 über Monheim abgeworfen wurde. Genug, um die umstehenden Häuser zu zerstören. "Durch die Druckwelle würden darüber hinaus zahlreiche Fenster in der Nachbarschaft zerbersten, Splitter flögen hunderte Meter weit", weiß Feuerwerker Giesecke, der in seinen gut 30 Jahren beim Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf schon "dutzende" Exemplare dieses Typs unschädlich gemacht hat. Mehr als eine Zange und eine Drahtbürste zum Reinigen des Zünders braucht er dafür nicht.

Wegen des Zerstörungspotentials wurden gestern auch große Vorsichtsmaßnahmen bei der Entschärfung getroffen. Schon am Donnerstagnachmittag, als das Geschoss der US-Air Force gefunden und gesichert wurde, waren die Linden- und einige Nachbarstraßen für Stunden gesperrt worden. "Der Baggerführer, der auf die Bombe gestoßen war, hatte sie auf der Schaufel. Von dort fiel sie ihm herunter, zurück in die Baugrube", schildert Feuerwehr-Sprecher Torsten Schlender die Umstände des Funds. Als der Arbeiter sah, was er da aus der Erde der jahrzehntelangen Baulücke neben der Raiffeisenbank geholt hatte, benachrichtigte er sofort die Polizei.

Die war gestern zusammen mit Feuerwehr, städtischem Ordnungsdienst und anderen Helfern im Einsatz — insgesamt rund 100 Kräfte —, um zu gewährleisten, dass keine Unbeteiligten zu Schaden kämen, sollte bei der Entschärfung etwas schiefgehen. Ab 11 Uhr wurden sämtliche Bewohner und Geschäftsleute im Umkreis von 250 Metern um den Fundort per Lautsprecherdurchsage aufgefordert, ihre Häuser und diese innere Zone zu verlassen. Betroffen waren nach den Zahlen des Einwohnermeldeamts 1210 Monheimer.

In einem weiteren Ring — bis 500 Meter um den Fundort inklusive Busbahnhof — durfte sich ab 12 Uhr kein "Normalo" im Freien aufhalten, kein Auto fahren, mussten sämtliche Türen und Fenster geschlossen werden. Alle Zufahrten zu dieser Zone, insgesamt mehr als 20, wurden gesperrt. Größere Einrichtungen waren — zumindest von der Evakuierungszone — nicht betroffen. "Am St. Josef-Krankenhaus sind wir mit den 250 Metern zum Glück knapp vorbeigeschrappt", zeigte sich Feuerwehr-Sprecher Schlender erleichtert über den einigermaßen begrenzten Aufwand. Der wäre bei einem noch schwereren Fundstück deutlich größer gewesen.

"Räumung und Sperrung liefen dank guter Vorbereitung reibungslos. Deshalb konnte der Feuerwerker mit seiner Arbeit weitaus früher beginnen als gedacht", begründete Stadtsprecher Michael Hohmeier, weshalb dann alles recht hurtig ging. Statt gegen 15 Uhr, wie zunächst kalkuliert, ertönte bereits um 13.20 Uhr das Sirenensignal: Entwarnung, die Bombe ist entschärft.

(RP/ila)
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