Langenfeld/Monheim Imker besorgt über Bienensterben

Langenfeld/Monheim · Die Bienenpopulation in der Region nimmt kontinuierlich ab – mit deutlichen Folgen für den ökologischen Kreislauf.

Der Langenfelder Imker Detlev Garn kontrolliert seine Honigwaben. Für ihn arbeiten 70000 fleißige Insekten.

Der Langenfelder Imker Detlev Garn kontrolliert seine Honigwaben. Für ihn arbeiten 70000 fleißige Insekten.

Foto: Staschik

Die Bienenpopulation in der Region nimmt kontinuierlich ab — mit deutlichen Folgen für den ökologischen Kreislauf.

Wenn Detlev Garn über Bienen und ihren Nutzen für die Natur spricht, wird seine Begeisterung für die schwarz-gelben Insekten deutlich. Bereits in der vierten Generation widmet sich seine Familie der Haltung von Honigbienen. Die Imkerei ist für den 48-Jährigen "eine Leidenschaft", wie der Familienvater es umschreibt.

In Langenfeld und Monheim sind seine Bienenvölker heimisch. An beiden Standorten tummeln sich knapp 70 000 der fliegenden Nutztiere. Doch Garn ist besorgt. Grund ist das Bienensterben, das seit einigen Jahren weltweit beobachtet wird — vor allem in Europa und den USA. "Insgesamt sind spürbar weniger Bienen unterwegs", sagt der Imker. "Das lässt sich auch hier vor Ort beobachten."

Bei genauer Betrachtung werden die Folgen des Bienensterbens sichtbar: Obstbäume tragen weniger Früchte und die Vielfalt der Vegetation nimmt ab, weil Pollen nicht mehr von den fliegenden Boten durch Wald und Wiesen getragen werden. Das wiederum hat Auswirkungen auf Tiere, die sich von Beeren und anderen Gewächsen ernähren. Am Ende dieser Kette steht der Mensch, der steigende Preise für Obst und Gemüse hinnehmen muss, wenn das Sterben anhält.

"Die Bedeutung von Bienen, Hummeln und anderen Bestäubern für das ökologische System kann nicht überschätzt werden", betont Garn. Die "Bestäubungsleistung" entspreche einem wirtschaftlichen Wert von vielen Milliarden Euro. "Das ist Arbeit, die weder Mensch noch Maschine übernehmen kann", sagt der Fachmann. "Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als 60 Prozent der Lebensmittel in der Nahrungskette von Bestäubung abhängig sind."

Deswegen seien Bienen nach Schweinen und Rindern die wichtigsten Nutztiere. Pestizide zur Schädlingsbekämpfung sind nach Ansicht des Imkers der Hauptgrund für den Rückgang der Populationen. Auch in Schrebergärten oder anderen Grünanlagen werden verstärkt Gifte eingesetzt. Diese gelangen in die Erde, wo sie von den Pflanzen über die Wurzeln aufgenommen werden — und am Ende auch in Blüten und Nektar zu finden sind. "Wenn eine Biene auf der Suche nach Nektar mehrere Standorte anfliegt, nimmt sie einen Cocktail aus toxischen Substanzen auf", beklagt Garn.

Die steigende Sterblichkeit der Bienen ist durch mehrere Studien belegt. Laut der Umweltschutzorganisation "Greenpeace" überlebt in Deutschland sogar jede dritte Biene den Winter nicht. Ende April hat die Europäische Union (EU) den Einsatz der Stoffe Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam innerhalb des Staatenbundes verboten, unter anderem für den Anbau von Mais, Raps und Sonnenblumen. Das Verbot ist vorerst auf zwei Jahre begrenzt.

Diese Stoffe aus der Gruppe der sogenannten Neonicotinoide kommen auch bei Bayer Crop Sciene zur Herstellung von Pflanzenschutzmitteln zum Einsatz. Für Utz Klages, Sprecher des in Monheim ansässigen Konzerns, bringt das Verbot nicht die Lösung des Problems.

"Das Bienensterben hat viele Gründe — von klimatischen Veränderungen über Krankheiten bis hin zu Parasiten wie etwa der aus Asien eingeschleppten Varroamilbe", betont Klages, der den Nutzen der fliegenden Insekten genau kennt: "Bienen sind unbestritten wichtig für das Ökosystem. Deswegen haben wir schon vor langer Zeit Wiesenstreifen angelegt, die jetzt in voller Blüte stehen und intensiv von Insekten besucht werden." Zudem habe Bayer Crop Science bereits Ende 2012 ein "Bee Care Center" am Standort Monheim eingerichtet, in dem es vor allem um das Thema Bienengesundheit gehe.

(RP/rl)
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