Langenfeld Im Zwiegespräch mit einem Lift

Langenfeld · Manfred Knoke meistert Ein-Personen-Stück "Der Liftverweigerer" mit Bravour

 Die besten Freunde des von Manfred Knoke dargestellten, alternden Mannes: ein Bild von Grace Kelly und ein Lift namens Enok.

Die besten Freunde des von Manfred Knoke dargestellten, alternden Mannes: ein Bild von Grace Kelly und ein Lift namens Enok.

Foto: Ralph Matzerath

Mit viel Charme und vor allem einem ausgezeichneten Gedächtnis agiert der ehemalige Zahnarzt Manfred Knoke in dem Ein-Personen-Stück "Der Liftverweigerer" von Bengt Ahlfors. Der Regisseur des Stadttheaters Langenfeld, Constantin Marinescu, hat ein glückliches Händchen mit der Auswahl des Bühnenstückes von Ahlfors bewiesen, einem bedeutenden Theaterschriftsteller aus Finnlands. Das Stück hat wohltuenden Tiefgang und Aktualität, ist mehr komisch als tragisch, obwohl es sich mit der Einsamkeit des alternden Menschen in der Stadt beschäftigt.

Eine Herausforderung für Amateur-Darsteller Knoke, der am letzten Wochenende erstmals auf der Bühne stand und dies heute und morgen wiederholt. Ihm gelingt der Grenzgang zwischen Tragik und Komik im Leben eines Menschen, dessen einzige Freunde ein Bild der verstorbenen Diva Grace Kelly und ein Lift namens Enok sind - bis sich der alte Herr entscheidet, einer Frau zuliebe seinen verstorbenen Dackel Kafka durch Dackeldame Grace zu ersetzen. Die anfängliche Nervosität des Darstellers (bei der Textmasse verständlich) verflüchtigte sich zusehends im Verlaufe des Abends, so dass der Herr im grauen Anzug immer lockerer wird und am Ende zur Hochform aufläuft. Der Zuschauer erfährt ein bisschen aus Kindheit und Jugend des Ich-Erzählers, von seinen Nachbarn und vor allem der Leidenschaft zur schönen Grace Kelly, die am gleichen Tag Geburtstag hat wie ihr Fan. Ein ganzes Leben lässt Knoke in seinem spärlich eingerichteten Zimmerchen im siebten Stock eines Hochhauses Revue passieren. Mit wenigen Höhen und einigen Tiefen, aber immer mit einem Augenzwinkern. Was wäre im Leben besser, als sich selbst nicht ganz so ernst zu nehmen? Ganz nebenbei erfährt man auch, dass Enok, der Lift, eigentlich Kone heißen müsste, wie seine Herstellerfirma, der alte Herr aber als Kind den Firmennamen nur immer im Spiegel lesen konnte.

Das Leben des Ich-Erzählers ändert sich abrupt, als der Arzt ihm aus gesundheitlichen Gründen verordnet, nur noch die Treppe zu nehmen und zum Liftverweigerer zu werden. Sehr plastisch schildert Knoke in der Rolle des Erzählers, wie er es schafft, den inneren Schweinehund zu überwinden und sich dem Arztwillen zu beugen, ohne Enok, den Gesprächspartner seit Kindheitstagen, völlig aus seinem Leben zu streichen.

Dass es am Schluss zur Premiere für Knoke rote Rosen auf der Bühne regnete, war mehr als angebracht. Das Publikum war begeistert.

Nächste Aufführungen: 12. März, 19.30 Uhr, 13. März, 17 Uhr, Theaterraum des Stadttheaters, Hauptstraße 83. Eintritt: zwölf Euro

(RP)
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