Langenfeld Im Rollstuhl durch die City
Langenfeld · Samuel Küppers (15), Praktikant in der Lokalredaktion, hatte vor sechs Jahren einen schweren Autounfall und ist seitdem querschnittgelähmt. Für die RP fuhr er durch die Stadtmitte unter der Frage: Wie barrierefrei geht's hier zu?
Ich beginne meine Tour bei Aldi am Berliner Platz. Der Discounter ist problemlos über eine Rampe zu erreichen. Auch die Gänge sind breit genug, um sie mit dem Rollstuhl zu passieren. Ganz anders sieht es beim Rewe an der Hauptstraße aus: Sowohl der Kassenbereich als auch einige der Gänge sind zu eng. Immer noch verblüfft über diese Gedankenlosigkeit, fahre ich aus dem Geschäft und überquere die Straße. Da der Bürgersteig ebenerdig mit der Straße ist, muss ich keine Kante überwinden.
Durch den Hintereingang in Café
Auf meinem Weg zum Marktplatz komme ich am Rex-Kino vorbei. In den Kinosälen gibt es löblicherweise keine Stufen, aber in einem der Säle ist ein enormes Gefälle. In Kombination mit der schweren Saaltür ist das einfach nicht barrierefrei. Des weiteren vermisse ich dort Behindertentoiletten. Gegenüber vom Rex befindet sich das Café New York. Die Terrasse ist gut zu erreichen, aber mit dem Rollstuhl komme ich die Stufen am Vordereingang nicht hinauf. Stattdessen muss ich um das Gebäude herumfahren und das Café durch den Hintereingang betreten.
Die Musikschule ist von beiden Seiten über Rampen zu passieren und verfügt über zwei Behindertenparkplätze. Die an den Parkplätzen befindliche Rampe ist jedoch für die älteren Herrschaften ziemlich steil. Auch ich muss mich abmühen, um zur Musikschule zu gelangen. Innen gibt es einen Aufzug und eine öffentlich Behindertentoilette. Doch um dahinzukommen, muss man erst einmal die schwere Eingangstür aufstemmen. Das freundlich Personal im Eingangsbereich hilft einem aber gerne dabei.
Auch in die Stadtbibliothek gelangt man über eine Rampe. Dank der Aufzüge gelange ich in jede Etage, aber enttäuscht muss ich feststellen, dass es keine Behindertentoilette gibt. Wieder auf dem Marktplatz bemerke ich sofort den unkomfortablen Bodenbelag. Durch den Wechsel von glattem Untergrund und Kopfsteinpflaster wird man in regelmäßigen Abständen durchgerüttelt.
Während ich über den Marktplatz fahre, muss ich mich wieder einmal mit den Blicken der Leute abfinden. Sobald ich ihnen ins Gesicht schaue, gucken sie scheu weg — ein weiteres Rätsel, das ich mir nicht erklären kann. Es ist keine Schande, mich zu fragen, warum ich im Rollstuhl sitze, wenn das doch so viele zu interessieren scheint.
Ich befinde mich in einer ganz alltäglichen Situation: Ich bin in der Stadt und muss zur Toilette. Ein ganz normales Grundbedürfnis. Gut, dass es eine Behindertentoilette in der Markthalle gibt. Um dort hinzugelangen, muss ich wieder mal eine schwere Tür überwinden. Für einen sportlich unaktiven Rollstuhlfahrer wäre das gar nicht mal so einfach. Hinter der Tür befindet sich auf der rechten Seite ein Aufzug, mit dem ich in die erste Etage fahre. Auf der Toilette fällt mir auf, dass die Schnur für den Hilferuf viel zu kurz ist. Auch im Stehen würde man sie nicht erreichen, da sie nur knapp unter der Decke endet. Sehr riskant für Menschen mit schweren, gesundheitlichen Schäden oder Gleichgewichtsstörungen.
Ich fahre rüber zum Sass am Markt. Jeder Laden, der sich über mehrere Etagen erstreckt, besitzt einen Aufzug. Doch im Kleidungsgeschäft Kult fehlt im Gegensatz zu H&M eine Behinderten-Umkleide. Und die Gänge sind viel zu schmal, wodurch ich ständig Umwege machen muss.
Im Eingangsbereich des Marktkarrees stelle ich fest, dass der Boden ziemlich schräg ist. Andererseits ist er aber auch glatt und daher gut zu befahren. Das Marktkarree hat eine Behindertentoilette und mehrere Aufzüge, dennoch bevorzuge ich lieber die Rolltreppen. Das sollte man aber zuerst mit einer qualifizierten Begleitperson ausprobieren.
Leider hat der Laden Jack & Jones keine Behindertenumkleide. Doch das Personal erlaubt mir, die Kleidung mit nach Hause zu nehmen und, falls nötig, umzutauschen. In eine Notsituation möchte ich hier aber nicht geraten, denn Treppen vor dem Notausgang des Marktkarre würden eine schnelle Flucht verhindern.
Guter Boden in der Stadtgalerie
Ich fahre durch die andere Eingangstür hinaus und gelange zur Stadtgalerie. Auch hier ist der Boden sehr gut befahrbar. Eine Behindertentoilette und einen Aufzug gibt es auch. Ein einziger Minuspunkt ist die Abschrägung am anderen Ende der Galerie. Von dort aus fahre ich ins Rathaus. Hier gibt es einen kleinen und einen großen, behindertengerechten Aufzug. Auch Rampen sind vorhanden und eine Behindertentoilette, für die man einen Universalschlüssel benötigt. Dadurch wird verhindert, dass Menschen ohne Behinderung die Toilette besetzen.