Monheim Im Pflegefall mehr Hilfe und Info für Angehörige

Monheim · Bei einer Diskussion von VHS und Katholischen Arbeitnehmern unter dem Motto "Pflegebedürftig - Dem Volk aufs Maul geschaut" forderten Angehörige eine Vollkasko-Versicherung für Pflegebedürftige.

Plötzliche Pflegebedürftigkeit und beginnende Demenz sind in einer alternden Gesellschaft ein zunehmendes Problem. Angehörige sind oft ratlos, was zu tun ist. In Monheim arbeiten Volkshochschule (VHS) und Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) gemeinsam daran, die Informationen zu verbessern. In zwei von ihnen ausgerichteten Veranstaltungen hatten im Frühjahr Pflegekräfte, Betroffene und Vertreter der Pflegekassen die aktuelle Situation erörtert sowie Probleme benannt. Jetzt wurden im VHS-Saal an der Tempelhofer Straße Ergebnisse präsentiert und diskutiert. In der Runde forderten Angehörige eine Vollkasko-Versicherung für Pflegebedürftige.

Eingeladen waren zu dem Treffen nach dem Motto "Pflegebedürftig - Dem Volk aufs Maul geschaut" Vertreter von Bund, Land und Kommune. Die KAB-Vorsitzende Kerstin Hoffmann begründete dies mit der Hoffnung, "dass die Politiker die Bedürfnisse des Wahlvolkes bei der anstehenden Reform der Pflegeversicherung in den Blick nehmen". Einige der rund 30 Teilnehmer erklärten gegenüber der SPD-Landtagsabgeordneten Marion Warden, Monheims 1. Beigeordneten Roland Liebermann und Sabine Schürmann, Geschäftsbereichsleiterin "Pflege" der AOK Rheinland-Hamburg, ihre Ideen und Wünsche.

Auf kommunaler Ebene werden bessere und breitere Informationen gewünscht. Die Arbeit des offiziellen von Stadt und AOK betriebenen Pflegestützpunktes im Rathaus wurde zwar gelobt, aber es sei nicht so einfach, den Weg zu finden. Empfohlen wurde zum Beispiel ein eigener Unterpunkt "Demenz" im Internetauftritt der Stadt. Liebermann, Schürmann und Warden, früher Leiterin des Fachbereichs Soziales in Monheim, räumten Verbesserungsmöglichkeiten ein. Mitunter sei es schwierig, die unterschiedlichen Zuständigkeiten, teilweise in Kombination, und die im ständigen Wandel befindlichen gesetzlichen Bestimmungen den plötzlich Betroffenen zu erläutern.

Bei der AOK ist laut Schürmann indes sichergestellt, dass jeder Betroffene (auch Angehörige) in spätestens 14 Tagen einen konkreten Beratungstermin erhält; gegebenenfalls sogar zu Hause. Im Idealfall - so der Wunsch aus dem Publikum - bräuchten die Betroffenen jemanden, der sie sprichwörtlich an die Hand nimmt, "ehe aus falscher Scham oder Unwissen zu lange alleine rumgewurstelt werde".

Zuhörer Willi Bolten regte an, in Seniorenclubs und -einrichtungen durch Ehrenamtliche frühzeitig notwendige Informationen über den plötzlichen Ernstfall zu geben. Problematisch seien oftmals sehr schnell die finanziellen Auswirkungen der Erkrankung und drohenden Pflegebedürftigkeit. "Man fühlt sich ausgezogen bis aufs Hemd, es bleibt nichts übrig", so Bolten.

Die von KAB-Rechtsekretär Rainer Pfuhl moderierte Runde folgerte daraus, "dass die Pflegeversicherung zur Vollkasko-Versicherung werden müsse". Die ursprüngliche Idee, dass Pflege primär in der Familie geleistet werden müsse, sei nach Meinung der interessierten Zuhörer nicht aufrecht zu erhalten.

(mmo)
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