Illegale Fabrik für Wasserpfeifentabak Polizei ermittelt gegen kriminellen Clan

LangenfelD/Solingen · Insgesamt laufen die Untersuchungen gegen zwölf Beschuldigte. Sie könnten an der Herstellung von illegalem Wasserpfeifentabak beteiligt gewesen sein. Im Sommer 2018 wurden mehrere Objekte durchsucht.

 Nachdem die „Wasserpfeifentabak-Fabrik“ an der Elberfelder Straße in Langenfeld an der Stadtgrenze zu Solingen ausgehoben worden war, wurden die Räume von der Polizei versiegelt.

Nachdem die „Wasserpfeifentabak-Fabrik“ an der Elberfelder Straße in Langenfeld an der Stadtgrenze zu Solingen ausgehoben worden war, wurden die Räume von der Polizei versiegelt.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Der Fall hatte im zurückliegenden Sommer für Schlagzeilen gesorgt. Anfang Juli 2018 stellten der Zoll sowie die Staatsanwaltschaft Wuppertal im Rahmen einer bundesweiten Durchsuchungsaktion in einer illegalen Fabrik für Wasserpfeifentabak an der Stadtgrenze von Solingen und Langenfeld gleich tonnenweise unversteuerten Tabak sicher. Wobei der Fund für die potenziell Verantwortlichen demnächst ein Nachspiel haben könnte.

Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen zwölf Beschuldigte, die allesamt Mitglieder einer deutsch-arabischen Großfamilie aus Solingen sind und die sich vielleicht noch 2019 vor Gericht verantworten müssen. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft jetzt auf Nachfrage bestätigte, besteht der Verdacht der Steuerhinterziehung. So waren bei dem Schlag gegen den Clan in Objekten in Solingen, Essen, Heilbronn und eben in Langenfeld vor knapp einem Jahr rund 2,3 Tonnen Wasserpfeifentabak, 550 Kilogramm Rohtabak, insgesamt 22.700 Euro in bar sowie fünf Autos der Luxusklasse eingezogen worden.

Die Fahrzeuge selbst wurden später von den Verdächtigen wieder ausgelöst. Das sei rechtlich zulässig, hieß es dazu vonseiten der Staatsanwaltschaft Wuppertal, die es sich gleichwohl auch zur Aufgabe gemacht hat, die Einkommensverhältnisse der Beschuldigten zu überprüfen. Dies sei Gegenstand der laufenden Ermittlungen, teilte der Behörden-Sprecher in dieser Woche mit.

Dabei betritt die Wuppertaler Staatsanwaltschaft mit den Untersuchungen zu der Familie in gewisser Weise Neuland. „Das ist bei uns das erste Clan-Verfahren, wo gegen eine Vielzahl von Familienmitgliedern einer Großfamilie ermittelt wird“, sagte der Sprecher. Prinzipiell gelte zwar, dass die Region bislang nicht als eine Hochburg krimineller Familien in Erscheinung getreten sei. Nichtsdestoweniger gebe es aber auch im Bergischen Land Strukturen von Clans.

Bei den Verdächtigen im Fall der illegalen „Wasserpfeifentabak-Fabrik“ handelt es sich um Mitglieder einer Familie, die schon an anderen Orten innerhalb der Bundesrepublik – darunter Berlin und das Ruhrgebiet – in Erscheinung getreten ist. Die Solinger sind zum Teil deutsche Staatsbürger. „Einige sind in Deutschland geboren. Andere haben syrische Orte als Geburtsorte“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Auf die Probleme der Justiz mit kriminellen Clans angesprochen, winkte der Sprecher ab. „Jedes Verfahren wird hier nach den gesetzlichen Regelungen ohne Ansehen der Person oder des familiären Hintergrunds betrieben“, betonte der Sprecher mit Blick auf Bedrohungen und Einschüchterungsversuche, die an anderen Orten schon beklagt worden waren. Bei der Staatsanwaltschaft in Wuppertal sei das bislang jedenfalls noch kein Thema gewesen. Und auch im jetzigen Verfahren werde gegen die Verdächtigen konsequent ermittelt.

Tatsächlich nehmen die Sicherheitsbehörden den Komplex möglicher Clan-Kriminalität nicht auf die leichte Schulter. So war der unter anderem für Solingen zuständige Wuppertaler Polizeipräsident Markus Röhrl erst im Februar mit der Ankündigung in die Öffentlichkeit getreten, die Polizei werde kriminelle Familien in Zukunft stärker ins Visier nehmen.

Wohl hatte auch Röhrl im Rahmen der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2018 unterstrichen, das Bergische Land gehöre nicht zu den geografischen Schwerpunkten dieser Form der Kriminalität. Gleichwohl existierten hier ebenfalls Strukturen, die den Sicherheitsbehörden mehr und mehr Anlässe zur Sorge geben würden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort