Monheim "Ich bin der Bürgermeister der Migranten"

Monheim · Ercan Türkoglu, Vorsitzender des Integrationsrats, will dem Gremium mehr Profil verschaffen.

 Möchte den Zuwanderern in Monheim die Scheu vor städtischen Amtsträgern nehmen: Ercan Türkoglu im Redaktionsgespräch mit Petra Czyperek.

Möchte den Zuwanderern in Monheim die Scheu vor städtischen Amtsträgern nehmen: Ercan Türkoglu im Redaktionsgespräch mit Petra Czyperek.

Foto: rm-

Vorsitzender des Integrationsrats - auf dieses Amt ist Ercan Türkoglu stolz. Diese Position verschafft ihm unter den Monheimern mit Migrationshintergrund Ansehen. Der 37-Jährige will Zuwanderern aus fremden Kulturkreisen vor allem den Zugang zur Verwaltung erleichtern. "Ich bin jetzt der Bürgermeister der Migranten", sagt der sportliche Jurist selbstbewusst und mit einem verschmitzten Lächeln.

Türkoglus Eltern kommen aus der Türkei. Er ist in Langenfeld geboren und in Monheim aufgewachsen, besuchte das Otto-Hahn-Gymnasium und studierte Jura in Köln. Er ist verheiratet, hat eine elfjährige Tochter und einen neunjährigen Sohn. Jetzt arbeitet er beim Job-Center in Köln-Mülheim, in der Leistungsabteilung. "Ich kenne die Abläufe in einer Verwaltung, deshalb habe ich wohl auch einen guten Draht zu den Entscheidungsträgern in Monheim." Seinen Landsleuten möchte er die Scheu davor nehmen, bei Bürgermeister Daniel Zimmermann (Peto) ihre Anliegen in der Bürgersprechstunde vorzutragen. In der Türkei sei es völlig unüblich, einen politischen Repräsentanten anzusprechen. "Deshalb habe ich schon in vielen Fällen vermittelt."

Seit 2011 besitzt Türkoglu den deutschen Pass. Zentraler Grund für den Wechsel zur deutschen Staatsbürgerschaft war die demokratische Mitbestimmung. Weil die Türkei nicht zur Europäischen Union gehört, durfte er bei den Kommunalwahlen nicht abstimmen. Für den politisch interessierten 37-Jährigen ein erhebliches Manko. An eine bestimmte Partei möchte er sich aber nicht binden.

Von 2010 bis 2014 war er bereits Mitglied im Integrationsausschuss. Der damals als Einzelbewerber angetretene Ercan Türkoglu bekam gleich 41 Prozent der Stimmen, so dass er zwei der sechs Sitze in dem Gremium hätte belegen können. Letztlich erhielten die Vertreter der ausländischen Mitbürger fünf Sitze, sieben weitere Mitglieder wurden vom Rat entsandt. Zwölf Mitglieder hatte der Ausschuss insgesamt. Damals konnte der Vorsitzende nur aus den Reihen der Ratsvertreter ernannt werden. Diese Konstruktion war gesetzlich festgeschrieben.

Das ist in dem neuen Gremium anders. Es ist mit 13 Sitzen ausgestattet und ist die kommunale Vertretung aller Migranten. Davon sind sechs Mitglieder aus dem Stadtrat entsandt. Türkoglu, der diesmal über die Liste "Deine Stimme" einzog, wurde von allen Mitgliedern zum Vorsitzenden gewählt. Die Zusammenarbeit soll deutlich intensiver mit dem Rat verknüpft werden als bisher. Der Integrationsrat wurde im Mai parallel zu Rat und Bürgermeister gewählt. 70 Prozent der Mitglieder sind neu dabei. Nur Günter Bosbach (CDU), Erhan Güneser (Internationale Liste für Monheim) und Türkoglu gehörten bereits dem Integrationsausschuss an.

Ihr Hauptaugenmerk werden die Vertreter auf das vom Rat beschlossene Integrationskonzept legen. "Wir müssen aber vermeiden, punktuell zu denken. Es ist ein lebendiger, länger andauernder Prozess." Am einfachsten gelinge Integration immer noch über den Sport, sagt der Vorsitzende. Als Fußballspieler beim 1. FC Monheim freut er sich über den guten Teamgeist in der dritten Mannschaft, die aus einem türkischen Team hervorging. "Da zählt die Leistung. Man fragt nicht nach der Herkunft." Insgesamt sei das Zusammenleben der 99 Nationalitäten in Monheim entspannt. "Hier ist es nicht schwer, als Migrant aufzuwachsen", sagt er.

Türkoglu und seine Stellvertreterin Aynur Yüksel möchten erreichen, dass der Integrationsrat in der Stadt präsenter ist als das frühere Gremium. Auch wenn es in der Öffentlichkeit oft nicht registriert wurde, "haben wir seit 2010 starke Arbeit geleistet", sagt der Vorsitzende.

Ihre künftigen Sprechstunden halten die Mitglieder im Büro am Rathausplatz 10 a (früheres Jugendamt, über der Bäckerei Busch) an jedem ersten und dritten Donnerstag im Monat von 16 bis 18 Uhr ab. Auch beim Projekt "360 Grad Heimat" ist der Integrationsrat vertreten. Gemeinsam mit dem Jugendamt gibt es am 9. November einen Filmabend in der OHG-Aula (17 Uhr). Dazu werden orientalische Spezialitäten gereicht. Weitere konkrete Ziele sollen nach und nach im Arbeitskreis angegangen werden. "Wir wollen auf jeden Fall die Beteiligung von Frauen ausweiten und eigene Angebote für Kinder machen", verspricht Ercan Türkoglu.

(RP)
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