Monheim Hobby-Römer backen Brot nach alter Sitte

Monheim · Bei Platschregen wurde auf Haus Bürgel der Römerofen angeworfen. Anlass war der Internationale Museumstag.

 Glutenfrei, vegan und Low-Carb sind keine Begriffe aus der Antike. Schmecken ließen es sich die alten Römer trotzdem - so wie gestern auf dem Bürgeler Hof Bruno Benzrath (l.) und Manfred Klein (r.) vom Museumsverein. In ihrer Mitte: der Zeitreisende Gaius Tullus Lupus.

Glutenfrei, vegan und Low-Carb sind keine Begriffe aus der Antike. Schmecken ließen es sich die alten Römer trotzdem - so wie gestern auf dem Bürgeler Hof Bruno Benzrath (l.) und Manfred Klein (r.) vom Museumsverein. In ihrer Mitte: der Zeitreisende Gaius Tullus Lupus.

Foto: RALPH MATZERATH

Wer ein wahres Römerherz hat, der lässt sich auch von Dauerregen nicht erschüttern. Mit wollenen Mänteln angetan trotzen Wolfgang Drees und Joachim Lommen den Himmelsfluten. Ein winziges Römerlager wurde gestern rund um den römischen Backofen im Hinterhof von Haus Bürgel aufgebaut. Anlass war der Internationale Museumstag.

Drees und Lommen haben sich in die Zeit um 350 nach Christus zurückversetzt. Die beiden gehören der Gruppe "Classis Augusta Germanica" an und kennen sich mit der Spätantike aus. "Man kann einiges anhand der Ausgrabungen nachvollziehen", erklärt Drees. Viele Gebrauchsgegenstände à la Altes Rom fertigen sie selbst. "Man merkt schnell, was funktioniert und was nicht." So zum Beispiel, dass die Wollmäntel bis zu einem gewissen Grad tatsächlich wasserdicht sind. "Außerdem wärmt Wolle auch dann noch, wenn sie nass ist", betont Lommen aus gegebenem Anlass.

Die beiden verkörpern Römer der Spätantike, mit einem Schwert an der Seite und Nägeln in den Schuhen. "So, wie es damals war", sagt Drees. Die Hobby-Römer versuchen vor allem, das Zivilleben nachzustellen und so für Besucher und Interessierte greifbar zu machen. Für den "Römischen Backtag", den das Römische Museum, die Biologische Station und die Kaltblutzucht zum Museumstag organisiert haben, haben die beiden Römer sogar eine römische Rundmühle mitgebracht. Sie besteht aus zwei runden Mühlsteinen, zwischen denen sich Getreide zu Mehl zermahlen lässt. Mit einem Sieb lässt sich das Mehl danach problemlos durchsieben.

"Ich zeige den Leuten auch, wie man früher geschrieben hat", erzählt Drees - "und auf welchen Materialien". Denn die römische Schrift habe nichts mit der bekannten Capitalis Monumentalis zu tun, mit der etwa Gebäude beschriftet wurden. "Tatsächlich hatten die eine Sauklaue", weiß Joachim Lommen, "und benutzten ganz viele Abkürzungen".

Derweil wird nebenan fleißig gebacken. Während der Regen aufs Zeltdach trommelt, werden Brotfladen geformt und dann in den Ofen geschoben, wo sie für zehn Minuten ausgebacken werden. "Der Backofen ist nach einem original römischen Vorbild nachgebaut", erklärt Manfred Klein, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Haus Bürgel. "Sogar die Steine stammen aus der Römerzeit." Um den Ofen auf Betriebstemperatur zu bekommen, muss er ein bis anderthalb Stunden eingeheizt werden. "Dann hat er 300 Grad."

Zum Fladenbrot wird passend der traditionelle römische Frischkäse Moretum gereicht. "Der ist deshalb so bekannt, weil es darüber ein 2000 Jahre altes Gedicht gibt", erzählt Wolfgang Drees. In den Versen wird ein Bauer beschrieben, der früh morgens aufsteht und sich abmüht, all die Ingredienzien für den Moretum zu sammeln. "Und dann stampft er und ächzt und müht sich", meint Drees schmunzelnd. "Am Ende gelingt es ihm und er freut sich, dass er sein Frühstück genießen kann."

Würzig, aus Pecorino, Knoblauch, Olivenöl und Kräutern, wird der Moretum hergestellt. Zusammen mit dem frischen Fladenbrot schmeckt er vorzüglich - auch bei Dauerregen.

(sue)
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