Langenfeld/Monheim Heime kämpfen gegen Keime

Langenfeld/Monheim · Das Kreisgesundheitsamt plant, ein Gütesiegel für mehr Hygiene in Altenheimen einzuführen.

 Pflegerin Sandra Brahmia desinfiziert sich im Baumberger Peter-Hofer-Haus die Hände.

Pflegerin Sandra Brahmia desinfiziert sich im Baumberger Peter-Hofer-Haus die Hände.

Foto: ola

Krankenhauskeime sind besonders für ältere Menschen gefährlich. Im Baumberger Peter-Hofer-Haus werden betroffene Senioren isoliert, wenn ein multiresistenter Keim den Mund- und Rachenraum besiedelt hat. Die Ansteckungsgefahr ist groß. Wunden, die nicht verheilen, können ebenfalls durch multiresistente Keime (MRS) verursacht werden.

"Gerade an Demenz erkrankte Menschen leiden sehr darunter", sagt Pflegedienstleiterin Rosemarie Martini. Die Pfleger im Peter-Hofer-Haus müssten sich dann quasi mit Haube, Mundschutz, Kittel und Handschuhen "vermummen", wenn sie die Bewohner versorgen. Anders bei Älteren, deren infizierte Wunde sich verbinden lässt. "Die nehmen am Leben in der Gruppe teil."

Kommt ein Bewohner aus dem Krankenhaus zurück, fragten die Mitarbeiter zuvor Ärzte und Schwestern, ob dieser an einem Keim erkrankt sei. "Das ist ein großer Einschnitt in das Leben unserer Senioren", sagt Martini. Sie glaubt allerdings nicht, dass ein Qualitätssiegel die Situation verbessern kann. Die Ursachen liegen aus ihrer Sicht in den Krankenhäusern.

Rund 600.000 Menschen in Deutschland erkranken an Infektionen, die in zeitlichem Zusammenhang mit einer medizinischen Maßnahme stehen. Übertragen werden sie häufig in Kliniken. Diese Entwicklung ist auch für die Alten- und Pflegeheime im Kreis Mettmann ein großes Problem, sagt Dr. Rudolf Lange, Leiter des Kreisgesundheitsamtes.

Seit rund zwei Jahren gibt es zwar das Konzept "Komet MRE". Darüber sind die Einrichtungen im Kreis auch informiert, sagt der Leiter. Einen flächendeckend eingeführten Standard mit einem Gütesiegel gibt es jedoch noch nicht. "Wir wollen möglichst ein Netzwerk, in dem Krankenhäuser, Gesundheitsämter und Altenheime kooperieren, entwickeln. Bisher gibt es punktuelle Ideen."

Weiter sind die Unikliniken und Gesundheitsämter im Köln/Bonner Raum, die ab August ein freiwilliges Qualitätssiegel für die Hygienestandards in Altenheimen verleihen. Das Konzept könne Vorbild für die Städte im Kreis Mettmann sein. Jedoch sei der logistische Aufwand bei zehn Städten vergleichbar höher, merkt Rudolf Lange an.

Für das Siegel untersuchen die Ämter strukturelle und betriebliche Voraussetzungen, aber auch Strategien im Umgang mit den Keimen. Hinzu kommen regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter.

Die gibt es im Langenfelder Hewag-Stift bereits. "Wir bieten routinemäßig zweimal im Jahr Schulungen an", sagt Ulrich Hentsch, Leiter der Einrichtung. "Und natürlich dann, wenn wir feststellen, dass die Anzahl der Erkrankungen zunimmt." Doch neben der Hygiene spielt auch die Behandlung beim Hausarzt eine Rolle. Der soll nicht unbedacht Antibiotika verschreiben, wenn es andere Therapien gibt.

Kommt ein Bewohner mit multiresistenten Keimen aus dem Krankenhaus, greift ein spezielles Verfahren, erklärt Hentsch. So müssen andere Desinfektionsmittel benutzt werden und die Pflege wird aufwendiger. "Doch da inzwischen bis zu zehn Prozent der Bewohner nach einem Krankenhausaufenthalt mit Keimen besiedelt wieder ins Stift kommen, ist ihre Pflege inzwischen Routine", bekundet er.

(RP)
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