Monheim Hebammen besuchen junge Familien

Monheim · 350 Kinder werden jährlich in Monheim geboren. 94 Prozent der angeschriebenen Eltern nehmen das Angebot an.

 Silke Wackerzapp nimmt seit kurzem im Rahmen von "MoKi unter 3" die Begrüßungsbesuche wahr.

Silke Wackerzapp nimmt seit kurzem im Rahmen von "MoKi unter 3" die Begrüßungsbesuche wahr.

Foto: RALPH MATZERATH

Die Familienbesuche sind ein wichtiger Baustein im Monheimer Hilfsangebot für junge Familien - in allen Stadtteilen und durch alle Schichten hindurch, betont Miriam Heckmann von "Moki unter 3". Seit August 2009 bekommen Eltern von Neugeborenen ein Geschenk, Gutscheine - beispielsweise fürs Babyschwimmen im Mona Mare - und einen Ordner mit vielen wichtigen Informationen und Adressen von Anlaufstellen schon ab dem Säuglingsalter. Viele Kooperationspartner verweisen auf zusätzliche Angebote - darunter Mutter-Kind-Gruppen der Kirchen oder der Volkshochschule.

Moki-Mitarbeiterin und Sozialpädagogin Renate Sdun kontaktierte bisher die Familien und kündigte ihren Besuch an. "94 Prozent der Eltern nehmen das Angebot gerne wahr", berichtet Heckmann. "Es ist in dieser Form gelungen und hat sich sehr gut etabliert." Seit kurzem nun unterstützt Silke Wackerzapp (39) ihre derzeit kranke Kollegin. Rund eineinhalb Stunden plant die Erzieherin, die auch Pekip-Kurse gibt und Babymassage anbietet, für jeden Besuch ein.

Rund 350 Mädchen und Jungen werden im Durchschnitt pro Jahr in Monheim geboren. Zwar seien bei den Familienbesuchen bisher keine Risikofamilien aufgefallen, die die Stadt vorher nicht im Blick hatte, doch die Mitarbeiterinnen könnten viele präventive Angebote machen und vielleicht einer möglichen Krise vorbeugen. "Gerade, wenn es das erste Kind ist, haben Eltern viele Fragen - auch organisatorische. Beispielsweise wollen sie wissen, wo das Kindergeld beantragt werden muss", sagt Miriam Heckmann. Sie kennt auch überforderte Eltern, denen der Nachwuchs den Schlaf raubt, oder Paar-Beziehungen, die unter der neuen Belastung zu bröckeln beginnen. "Wir nennen dann Ansprechpartner, geben Hilfen im Moki-Café oder können Bildungsangebote, beispielsweise in mehrsprachigen Krabbelgruppen, machen." In einigen Fällen wollten Mütter, die rasch wieder in den Job einsteigen möchten, auch schon kurz nach der Geburt wissen, wo sie einen Kindergartenplatz finden.

Zu den ergänzenden Säulen von "Moki unter 3" zählen neben den Familienbesuchen auch die Angebote im Eltern-Café, Familienbildungsprogramme und der Besuch der Hebamme. Sandra Pantuschky arbeitet seit 2006 als Familienhebamme des Jugendamtes und hat bereits zu einem frühen Zeitpunkt Kontakt auch zu problembelasteten Familien.

Als "Moki unter 3" auf den Weg gebracht wurde, lieferte eine Befragung von rund 300 Eltern in Monheim Daten über deren Lebenssituation. Demnach wurden rund 70 Prozent als "selbst organisiert", 23 Prozent als "unsicher" und 4,7 Prozent als "Risiko-Familie" eingestuft. Die gut organisierten Eltern waren finanziell abgesichert und bildungsnah. Bei den unsicheren Eltern lag der Migrationshintergrund bei 59,7 Prozent, der überwiegende Teil hatte finanzielle Probleme. Bei den Risiko-Familien lag der Migrationsanteil bei 43 Prozent. Die Auswertung der Umfrage floß in die Arbeit des Moki-Teams ein, und Koordinatorin Inge Nowak erarbeitete mit ihrem Team entsprechende Angebote. Eine 2012 durchgeführte Neuelternstudie hatte ergeben, dass diese greifen: Pantuschkys Sprechstunde beispielsweise erreicht überdurchschnittlich viele Risiko-Familien (13,6 Prozent). Diese hätten einen höheren Beratungsbedarf als Eltern aus bildungsnahen Schichten. "Die Angebote von ,Moki unter 3' sollen sich ergänzen", betont Miriam Heckmann. Sandra Pantuschky kann so bereits vor der Geburt (und Silke Wackerzapp kurz danach) für die weiteren Angebote von Moki werben.

(RP)
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