Monheim Hauptschule kaputt

Monheim · Die Anton-Schwarz-Schule ist abgerissen worden. Dort wird das Wohnquartier "Unter den Linden" entstehen.

 Vergangene Woche begann der Abriss der früheren Anton-Schwarz-Schule in Monheim.

Vergangene Woche begann der Abriss der früheren Anton-Schwarz-Schule in Monheim.

Foto: RALPH MATZERATH

Im Juli 2016 hat die Anton-Schwarz-Schule ihren Betrieb eingestellt. Jetzt ist die Schule auch physisch verschwunden, die Gebäude sind abgerissen worden. Lediglich in der virtuellen Welt besteht sie fort, die Homepage ist noch online, die letzte Aktualisierung datiert vom 12. April 2016, 17.02 Uhr.

Die Gebäude an der Erich-Klausener-Straße waren jetzt 50 Jahre alt, teilt Stadtarchivar Michael Hohmeier mit. Im August 1968 seien sie bezogen worden, die erste Schule im stark wachsenden Berliner Viertel habe Platz für 22 Klassen geboten. Nicht nur eine Grundschule, sondern auch eine Dependance mit sechs Klassen der Hauptschule Sandberg waren darin untergebracht. Denn dort waren die räumlichen Kapazitäten erschöpft. Mit Beginn des Schuljahres 1974/5 wurde aus dem Ableger die eigenständige Hauptschule Monheim Süd. Von 1976 bis 1986 war sie nach dem Maler August Deusser benannt. Im Jahre 1999, zum 25-jährigen Bestehen, erhielt die Schule den Namen des Unternehmensgründers von Schwarz Pharma. 2001 goss eine Schülergruppe die Buchstaben Anton-Schwarz-Schule aus Metall, die ein Jahr darauf montiert und enthüllt wurden. Patrick Schwarz-Schütte stattete der Schule im September 2011 einen Besuch ab.

 Die 1968 eröffneten Schulgebäude mit der Bronzeplastik "Ballspielendes Mädchen", aufgenommen in den frühen 1970er-Jahren.

Die 1968 eröffneten Schulgebäude mit der Bronzeplastik "Ballspielendes Mädchen", aufgenommen in den frühen 1970er-Jahren.

Foto: Rudolf Eimke / Stadtarchiv

Die Schulchronik, die erst 1999 einsetzt, gewährt einen guten Überblick über Projekte, Prüfungen und besondere Ereignisse im Schulleben. So besuchten mehrmals Vertreter der Diözese Karagwe in Tansania die Schule, die jahrelang eine Partnerschaft mit der Berufsschule für AIDS-Waisen in Lukajange unterhielt und mit Sponsorenläufen unterstützte, erinnert sich Martin Paeslack, letzter kommissarischer Leiter der Schule. Nachdem einige sehr junge Schülerinnen schwanger geworden waren, initiierte die damalige Rektorin Ruth Küppersbusch-Jones die Babybedenkzeit. Schülerinnen der Klasse 7 konnten 24 Stunden lang testen, wie sich das Muttersein anfühlt. Babysimulator "Claudia" raubte ihnen mit Schreiattacken so zuverlässig den Nachtschlaf, dass die meisten das Thema "Kinder" erstmal ad acta legten.

Pfarrer Burkhard Hoffmann unternahm mit den Sechstklässlern Ausflüge ins biblische Freilichtmuseum Holland, "bis das zu sehr zu einem Freizeitpark mutierte". Ab 2009 bot er für die muslimischen Schüler Führungen in St.-Gereon an, während die christlichen Schüler die Moschee besuchten. In den letzten Jahren gab es auch einige Projekte, wie etwa die Fortbildungen zum "Coolness-Training", die den Umgang mit Konflikten im Schulalltag zum Thema hatten. "Dieses Projekt hat noch mal für ein positives Klima an der auslaufenden Schule gesorgt", so Paeslack.

"Die Anton-Schwarz-Schule hatte ein sehr schönes Schulgelände", erinnert er sich. "Es war weitläufig mit einer schönen grünen Wiese und einem vom DFB gesponsorten Fußballplatz". Auch die Klassenräume seien hell und meistens mit einem eigenen Nebenraum ausgestattet gewesen. "Man konnte vom obersten Stockwerk aus bis Köln sehen", so Paeslack. Da das Gelände nach Schulschluss und an den Wochenenden öffentlich genutzt wurde, habe man aber immer wieder Probleme mit Vandalismus gehabt.

Inzwischen ist Paeslack Konrektor der Sekundarschule. Dort seien die Rahmenbedingungen viel besser. Während es zuletzt an der Hauptschule kaum noch Neueinstellungen und damit wenig junge Lehrkräfte gab, unterrichteten an der Sekundarschule sehr viele jüngere und sehr motivierte Lehrer. Die Unterrichtskonzepte seien natürlich dem Grundkonzept des gemeinsamen Lernens angepasst. Seine neue Schule wird in diesen Tagen neu ausgebaut oder renoviert. Das alte Gebäude wird mit dem Neubau verbunden. "So weicht etwas Altes, das Gebäude der Hauptschule, etwas Neuem, dem Neubau der Sekundarschule."

(RP)
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