Langenfeld Lange Haftstrafen für Raubüberfälle

HAGEN/LANGENFELD · Sieben Täter aus der Region hatten über 20 Jahre lang immer wieder Geldtransporter überfallen.

 21. Juni 1997: Im Anlieferbereich des Allkauf-Marktes in Langenfeld stehen der Geldtransporter (im Hintergrund) und das Fahrzeug der drei Täter.

21. Juni 1997: Im Anlieferbereich des Allkauf-Marktes in Langenfeld stehen der Geldtransporter (im Hintergrund) und das Fahrzeug der drei Täter.

Foto: dpa

Mehr als 20 Jahre nach einem der spektakulärsten Verbrechen in Langenfeld ist jetzt das Urteil gefallen. Im Prozess gegen sieben Angeklagte, die seit jener Tat 1997 bei Überfällen auf Geldtransporter mehr als fünf Millionen Euro erbeutet haben sollen, wurde gestern nach 45 Verhandlungstagen am Landgericht Hagen das Urteil verkündet. Die Kammer verhängte Freiheitsstrafen von zwei Jahren bis hin zu 14 Jahren; gegen zwei der Hauptangeklagten mit anschließender Sicherungsverwahrung. Einer der Angeklagten bekam eine Bewährungsstrafe, ein weiterer hat seine Strafe aufgrund der langen Verfahrensdauer bereits in der Untersuchungshaft abgesessen.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass sich die Angeklagten des gemeinschaftlichen schweren Raubes in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung und dem Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetzes schuldig gemacht haben. Beteiligt waren in wechselnder Besetzung sieben Männer aus Hilden, Haan, Remscheid, Solingen, Wuppertal und Bochum.

Begonnen hatte die Raubserie am 21. Juni 1997 in Langenfeld: ein Samstag, Kunden schoben ihren Einkaufswagen durch den Allkauf (heute Real) an der Rheindorfer Straße. Derweilen rollte ein BMW auf die Hinterausfahrt des Supermarktes zu. Im Auto drei vermummte, schwer bewaffnete Männer. Danach ging alles ganz schnell. Der dort abgestellte Geldtransporter wurde zugeparkt, zwei der Täter stiegen aus und feuerten aus Sturmgewehren auf die Reifen. Die Fahrer des Geldtransporters wurden mit einer Panzerfaust bedroht und aufgefordert, sich vor dem Auto auf den Boden zu legen. Mit 1,2 Millionen D-Mark brausten die Räuber davon.

Nach Verlesung der Anklageschrift im vergangenen Sommer war klar: Eigentlich hätte der erste Raub in Langenfeld zugleich der letzte sein sollen. Dann war das Geld schnell weg und es folgten weitere Überfälle, bei denen es auch Verletzte und psychisch schwer traumatisierte Opfer gegeben hatte. Beliebtes Ziel der Täter: Sparkassenfilialen, dort passte man die Ankunft der Geldtransporter ab. In Erkrath stoppte man die Kuriere mitten auf der Straße. Nachdem der Fahrer den Alarm ausgelöst hatte, gingen im Auto die Notfallsirene und die Lichthupe an. Die Täter gaben Warnschüsse in die Luft ab und bedrohten den Fahrer und dessen Begleiter mit dem Tode. Beide Opfer leiden noch immer unter den psychischen Folgen. Trotz massiver Bedrohung blieb die Tür zum Innenraum des Transporters fest verschlossen und die Täter flohen mit nur 4200 Euro.

Ausgerüstet waren die Täter bei allen Überfällen mit Maschinengewehren und einer Panzerfaust – dass es sich bei letzterer um eine Attrappe gehandelt haben soll, konnten die damit bedrohten Fahrer nicht wissen. Erst schossen die Täter in die Luft, teilweise auch in die Reifen, in den Motorblock, durch die Frontscheibe oder in die Seitenscheiben der Geldtransporter. Teilweise verfehlten die Geschosse die Mitarbeiter der Transportfirmen nur knapp.

Erst im Herbst 2017 wurden die Angeklagten wurden kurz vor einem geplanten Überfall durch ein Sondereinsatzkommando (SEK) überwältigt, in Haan und Wuppertal wurden in Garagen zwei Waffenlager entdeckt.

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