Jeden Sonntag ein großes Treffen Gut integriert: Koreaner in Langenfeld

Langenfeld · Sie kamen vor 50 Jahren als Gastarbeiter. Die Zuwanderung von der asiatischen Halbinsel in die Bundesrepublik ist eine Erfolgsgeschichte – und Langenfeld das Zentrum der koreanischen Christen im Rheinland.

 Nam-Hee Lim (m.) kam 1970 nach Deutschland. Die 70-Jährige feiert regelmäßig Gottesdienst mit Diakon Petrus Shin und anderen Koreanern.

Nam-Hee Lim (m.) kam 1970 nach Deutschland. Die 70-Jährige feiert regelmäßig Gottesdienst mit Diakon Petrus Shin und anderen Koreanern.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

  Sonntags ab 11 Uhr ist das Umfeld der Langenfelder Christ-König-Kirche fest in koreanischer Hand. Dann feiert hier Ji Su Abraham Kim, der Pfarrer der Katholischen koreanischen Seelsorgestelle (KKS) eine Messe auf koreanisch. Bei großen Festen, wie dem traditionellen Erntedankfest, kommen bis zu 250 der insgesamt rund 700 koreanischen Christen, die zwischen Köln, Aachen, Bonn und Düsseldorf leben, nach Langenfeld. Nach dem Gottesdienst wird noch gemeinsam gegessen und geplaudert, schließlich soll sich die teils längere Anreise lohnen.

Um zu erklären, warum im Rheinland – nach dem Rhein-Main-Gebiet – die zweitgrößte Gruppe von Koreanern in Westeuropa lebt, muss man 50 Jahre zurückblicken. Wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage im Nachkriegs-Südkorea und dem Mangel an Fachkräften in Westdeutschland kamen damals etwa 8000 Bergarbeiter und 11.000 Krankenschwestern aus Südkorea nach Westdeutschland. Im Gegensatz zu den Bergleuten blieben viele der Krankenschwestern in der Bundesrepublik, auch weil inzwischen koreanische Ärzte in Deutschland praktizierten.

Petrus Shin kam 1981 als Volkswirtschafts-Student nach Düsseldorf. Der 2008 von Kardinal Joachim Meissner zum Diakon geweihte Koreaner unterstützt den hauptamtlichen Pfarrer Kim. Shin, studierte zunächst weiter Volkswirtschaft und übt bis heute als Geschäftsführer eines koreanischen Unternehmens einen Zivilberuf aus. „Die erste Generation der Koreaner nutzte die Gemeinschaft, um in der Fremde Kontakte untereinander zu pflegen. Dabei spielten Religion und Kultur eine untrennbare Einheit“, erzählt Shin. So seien unter den Landsleuten solche gewesen, die sich einsam fühlten, die Zweifel hatten, ob sie sich hier alleine durchschlagen könnten. Es galt,  materielle Hilfen zu organisieren.

Die wöchentlichen Treffen in Langenfeld tun den Koreanern gut. Auch die früherer Krankenschwester Nam-Hee Lim aus Düsseldorf, die 1970 nach Deutschland kam, ist fast jeden Sonntag in der Christ-König-Kirche dabei. Die 70-Jährige schwärmt von der Atmosphäre: „Jeder kennt jeden, man hilft sich in Notsituationen. Wir sind wie Geschwister.“

 Inzwischen sind die Einwanderer im Durchschnitt über 70 Jahre alt, schätzt Shin. Die zweite Generation ist gut integriert und nutzt die Zusammenkünfte primär zur Pflege der koreanischen Kultur. „Die erste Generation hat mit großem Ehrgeiz alle Kräfte investiert, um die Folgegenerationen zu stärken, 80 Prozent der zweiten Generation haben akademische Abschlüsse, bevorzugt Jura und Medizin“, unterstreicht der Diakon.

Die Angehörigen dieser zweite Generation – und noch mehr deren Kinder – verfügen in der Regel über die deutsche Staatsangehörigkeit, sprechen zum Teil besser Deutsch als Koreanisch und sind, auch dank „internationaler“ Ehen, in ganz Europa zerstreut.

Nam-Hee Lim, die hier einen Koreaner heiratete, der 1971 als studierter Lebensmittelchemiker von einer Kokerei angestellt wurde, hat insoweit Glück: Tochter Mi-Joo heiratete 2013 einen Deutschen IT-Spezialisten und lebt mit ihm und den zwei Enkelkindern in Langenfeld.

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