Mit Kamm und Schere „Als Friseur bin ich auch Psychologe“

MONHEIM · Günter Pappers hat alle Trends mitgemacht – vom Pilzkopf bis zum Minipli. Jetzt erhielt der Monheimer den Goldenen Meisterbrief.

 Ist in seinem Salon am Gartzenweg noch immer aktiv: Günter Pappers denkt auch mit 72 noch nicht ans Aufhören.

Ist in seinem Salon am Gartzenweg noch immer aktiv: Günter Pappers denkt auch mit 72 noch nicht ans Aufhören.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Der Friseursalon „Coiffeur Pappers“ am Monheimer Gartzenweg bietet an diesem Tag einen ungewöhnlichen Anblick. Scheren und Haartrockner wurden durch Sektgläser ersetzt, die Mitarbeiter sitzen in einer gemütlichen Runde und lauschen dem Chef. Günter Pappers erzählt Geschichten. Anlass ist ein 50-jähriges Jubiläum: Im August 1968 legte Pappers vor der Handwerkskammer Düsseldorf seine Meisterprüfung im Friseurhandwerk ab. Dafür überreicht ihm Obermeister Uwe Ranke nun den Goldene Meisterbrief.

Geboren wurde der Jubilar 1946 in Mönchengladbach. Mit 13 Jahren schloss er die Schule ab und begann kurz darauf, 1959, seine Friseurlehre. Wie kam er zu dieser Berufsentscheidung? Das Geld sei damals knapp gewesen, erinnert sich Pappers. Sein Vater habe deshalb vorgeschlagen: Werde doch Friseur, um auch nebenbei etwas Geld verdienen zu können. „Niemals hätte mein Vater damals gedacht, dass ich mit diesem Beruf glücklich werde und eine Familie ernähren  kann“.

Familie Pappers lebte in einfachen Verhältnissen, was dazu führte, dass er anfangs einen Job  gegen Kost und Logis annahm. Mit 22 Jahren absolvierte der junge Günter die Meisterschulung und hatte große Pläne für die folgenden Jahre: „Ich wollte unbedingt ins Ausland, am liebsten nach Kanada oder Australien“.

Kurz darauf starb sein Vater. Statt großer weiter Welt hieß es nun erst einmal: die Mutter finanziell unterstützen. Pappers fand ein Ladenlokal für einen ersten eigenen Salon, an der Opladener Straße in Monheim. Haare pflegen waren damals zum Teil echte Kärrnerarbeit: „Manche Leute haben sich vier bis fünf Wochen lang die Haare nicht gewaschen“, berichtet Pappers. „Zum Waschen wurde deshalb Kernseife genutzt, und es wurde lange geschrubbt, bis die Haare wieder sauber waren.“ Außerdem seien im Friseurhandwerk lange weiße Kittel getragen worden.

Die Jahre und Frisurentrends kamen und gingen. Ob Beatles-Pilzkopf, Hippie-Mähne oder Dauerwelle – Pappers hat alles mitgemacht. Darunter auch die Dauerwelle für Männer: „Den Minipli habe ich sogar selbst auf dem Kopf getragen“, erzählt der 72-Jährige. Die schönste Zeit als Friseur erlebte Pappers jedoch mit 27, als er neben seinem Salon in Diensten der Firma Schwarzkopf stand: „Das war der größte Schritt meines Lebens. Ich durfte mit den größten Friseuren zusammenarbeiten, überall, von Paris bis Rio de Janeiro“. Pappers arbeitete ständig an neuen Projekten, und bildet sich auch heute noch weiter.

Lebensgefährtin Annelie Brietzke spricht von der Leidenschaft, mit der Pappers seinen Beruf ausübt „Günter ist ein Mensch, der gerne redet und nicht zu Hause bleiben kann“. Das bewies er auch lange Jahre an vorderster Front im Karneval: als Chef der Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft (Gromoka). Am Friseurberuf gefällt ihm zudem, dass er Menschen glücklich machen kann: „Zum einen bin ich Friseur, zum anderen aber auch Psychologe, der seinen Kunden zuhört“.

Außerdem seien Haare ein hervorragendes Material für Gestaltung: „Haare wachsen immer nach, wenn du als Chirurg etwas falsch abschneidest, hast du ein größeres Problem als wenn du zu viele Haare entfernst“. Und wie lange will er seinem Beruf noch nachgehen: „Solange Gott mir noch Kraft zum Arbeiten gibt“.

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