Langenfeld/Heiligenhaus Girls werden Wasserbauer, Jungs Pfleger

Langenfeld/Heiligenhaus · Beim klassischen Mädchentag rücken auch Jungen in den Fokus. Sie haben gestern die LVR-Klinik besucht.

 Beim Boys Day haben Jungen sich in der Landesklinik als Krankenpfleger versucht. Phil (vorne) versorgt die Wunde, Sebastian Gruber (mitte) sagt wie es geht.

Beim Boys Day haben Jungen sich in der Landesklinik als Krankenpfleger versucht. Phil (vorne) versorgt die Wunde, Sebastian Gruber (mitte) sagt wie es geht.

Foto: RALPH MATZERATH

Beim bundesweiten Girls'- und Boys'-Day erhalten Jungs und Mädchen der 8. Klasse jährlich die Möglichkeit in einen für ihr Geschlecht eigentlich untypischen Beruf hinein zu schnuppern. Gestern war es wieder soweit: In Langenfeld hatte die LVR-Klinik zum Aktionstag Jungs eingeladen, um ihnen den Beruf des Krankenpflegers näher zu bringen.

Ohne Scheu packen Phil und Ben zu: Für die beiden 14-Jährigen gilt es zunächst, den Blutdruck des Patienten zu messen und im Anschluss eine offene Wunde zu versorgen. Kein Problem für die Jungs, die prompt die Bettdecke des Krankenbettes zur Seite ziehen und unter Anleitung mit dem Vorgang beginnen. Danach sind sie sogar recht zufrieden mit sich: "Das hat am meisten Spaß gemacht", sagt Phil im Anschluss. "Ich hätte nicht gedacht, dass es doch ganz interessant sein könnte." Ben pflichtet ihm bei: "Ja, das mit der Wunde war wirklich cool."

Doch zum Glück - sagen die Jungs dann in einem Nebensatz - handelte es sich bei diesem Patienten um eine Puppe. "So etwas bei einem echten Menschen zu machen, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen", gesteht sich Phil ein, der ganz andere Vorstellungen seines Traumberufes hat. Der 14-Jährige möchte gerne zur Bundeswehr. Ben glaubt auch nicht daran, später den Beruf des Krankenpflegers zu ergreifen. Obwohl er den Boys'-Day in der LVR-Klinik "sehr interessant" fand. "Menschen zu pflegen ist irgendwie nichts für mich, dann doch eher Tierpfleger oder Koch."

 Mia (11) lernt die Grundbegriffe des Baumkletterns mit gesichertem Seil kennen. Wasserbauer müssen in unwegsamem Gelände Bäume erklimmen.

Mia (11) lernt die Grundbegriffe des Baumkletterns mit gesichertem Seil kennen. Wasserbauer müssen in unwegsamem Gelände Bäume erklimmen.

Foto: ABz.

Keiner der männlichen Teilnehmer konnte sich am Ende des Tages vorstellen, später Krankenpfleger zu werden. In dem Alter womöglich auch nichts Ungewöhnliches, bemerkte Oliver Beldzik, Leiter der Gesundheitsschule der LVR-Klinik. "In dem Alter schämt man sich ja auch für so manche Dinge." Dennoch sei es wichtig, den Jungs früh dieses Berufsbild nahezubringen. Denn Männer würden in dem sonst hauptsächlich von Frauen dominierten Berufsbild dringend benötigt, sagt auch Sebastian Gruber. Der 34-Jährige ist seit zwölf Jahren im Job und agierte an diesem Tag als Praxisanleiter, um den Jungs seinen Beruf aus erster Hand zu vermitteln. Auch er hätte sich in so jungem Alter nicht in der Pflege vorgestellt. "Wenn ich ehrlich bin, habe ich damals noch davon geträumt, Musiker oder Fußballer zu werden." In den Pflegedienst verschlug es ihn letztendlich durch den Zivildienst und ein anschließendes Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Landesklinik. "Ich wusste nach dem Abi nicht so richtig, was ich machen sollte. Als Zivi und im FSJ habe dann schnell gemerkt, dass mir die Arbeit mit den Menschen viel Spaß macht und es eine gute Sache ist." Diese Entscheidung habe er noch nie bereut. Er wünsche sich, dass mehr selbstbewusste Männer in den Beruf finden würden.

Für das kommende Ausbildungsjahr sind auch noch einige der insgesamt 25 Plätze in der hauseigenen Pflegeschule frei. Ausbildungsbeginn ist am 1. Oktober.

Bei einem Girls'-Day-Angebot des Bergisch-Rheinischen Wasserverbands (BRW) in Heiligenhaus hängt Mia (12) buchstäblich in den Seilen: Gesichert von einem Azubibetreuer des BRW versucht sie, an einem in einer Halle unter der Decke frei hängenden Seil nach oben zu klettern. Alle Schüler sind mal dran. Wenn es eine(r) geschafft hat, klingelt zur Bestätigung ein Glöckchen. Mia ist ganz angetan von der Veranstaltung: "Ich finde das interessant, aber ich glaube, der Beruf ist auch anstrengend", sagt sie nach der Kletteraktion.

14 Mädchen und ein Junge haben wie Mia den kaum bekannten Beruf des Wasserbauers kennengelernt. Für Nicht-Eingeweihte: Ein Wasserbauer pflegt Gewässer und alles, was an und und in ihm steht. "Das ist ein unglaublich vielfältiger Beruf, das kann man gar nicht alles aufzählen", schwärmt Heike Berlin-Brack, beim BRW Gleichstellungsbeauftragte und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Mia ist jetzt beim Hämmern angekommen. Warum sie ausgerechnet hier ist am Girls' Day? "Ich bin mit einer Freundin hier und deren Mutter hat das mit uns ausgesucht." Mia rätselt noch über ihren Berufswunsch.

(RP)
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