Angriffe bei Fußball in Baumberg Gewalt und Drohung: "Schiri, Du bist tot"

Baumberg/ Solingen · Bei zwei Spielen im Mega-Stadion kam es zu Attacken gegen Schiedsrichter. Kevin Kühmichel brach ein Jugendspiel in der 42. Minute ab. Aus Angst. Sein Kollege Sven Grolik musste nach einem körperlichen Angriff mit Verdacht auf Nasenbeinbruch behandelt werden.

 Im Megastadion sind am Wochenende zwei Schiedsrichter bei Jugendspielen angegriffen worden.

Im Megastadion sind am Wochenende zwei Schiedsrichter bei Jugendspielen angegriffen worden.

Foto: ralph matzerath

Für Schiedsrichter Kevin Kühmichel aus Solingen endete der Spieltag in Baumberg mit einer Morddrohung. Sein Kollege Sven Grolik musste nach der Begegnung Sportfreunde Baumberg gegen Blau-Weiß Oberhausen ins Krankenhaus gebracht werden. Die Baumberger, beide Male Ausrichter der Spiele, sind ratlos angesichts der Attacken, die ihre Gegner auf die Schiedsrichter gefahren haben. "Wir sind ganz entspannt in die Begegnungen gegangen", sagt Trainer Jörn Heimann, der das Samstagsspiel der A2-Jugend (Leistungsklasse) begleitet hat. "Eigentlich war es ein stinknormales Jugendspiel."

Es war die dritte Begegnung der Sportfreunde Baumberg mit Ditib Solingen. "Wir wissen, dass sie hart rangehen und haben uns darauf eingestellt", sagt Heimann. "Die Devise hieß: Ruhe bewahren." Doch in der 40. Minute eskaliert die Situation. Bei einem Spielstand von 1:0 gibt es eine Ecke für die Baumberger. Ein Solinger tritt einen gegnerischen Spieler und sieht dafür von Kevin Kühmichel die Rote Karte. "Ein normaler Vorgang in einem Spiel. Dafür gibt es diese Regeln", kommentiert der Baumberger Heimann. Doch die Solinger haben das offenbar anders gesehen. Geschlossen marschieren sie zum Schiedsrichter und bedrohen ihn. Sätze wie: "Wenn ich dich kriege, bringe ich dich um", sollen mehrfach gefallen sein. Auch: "Schiri, du bist tot." Kevin Kühmichel bricht das Spiel deshalb in der 42. Minute ab. Aus Angst. "Wir haben den Schiedsrichter ins Vereinsheim gebracht. Erst nachdem die Mannschaft aus Solingen abgefahren war, machte er sich ebenfalls auf den Heimweg", berichtet Heimann.

Nicht nur die Morddrohungen dürften ein Nachspiel haben. "Die Solinger Mannschaft hat die Kabinen verwüstet", berichtet auch der Vorstand der Baumberger Sportfreunde Jürgen Schick. Er hat Anzeige wegen Vandalismus erstattet, die schon bei der Kreispolizei liegt. "Es muss geklärt werden, ob die Mannschaft vom Spielbetrieb ausgeschlossen wird. Sonst bekommen wir das nicht in den Griff", sagt Schick. "Wir denken über eine Platzsperre nach, auch auf die Gefahr, dass wir dadurch unsere Punkte verlieren", sagt er. Kreisvorsitzender Georg Schubert mochte sich am Dienstag noch nicht konkret zu möglichen Maßnahmen gegen den SV Ditib Solingen äußern. "Erst müssen wir die Beteiligten und den Schiedsrichter befragen", erklärte Schubert. Der Kreisvorsitzende kündigte aber ein "zeitnahes Handeln noch vor dem kommenden Wochenende" an.

Für Schiedsrichter Sven Grolik (19) endet die Begegnung im Baumberger Megastadion am Sonntag im Krankenhaus: Verdacht auf Nasenbeinbruch. Der 19-Jährige ist bei dem Niederrheinligaspiel (Jugend A 1, SF Baumberg gegen Blau-Weiß Oberhausen) im Einsatz. Kurz vor Schluss erteilt er einem 18 Jahre alten Spieler eine fünfminütige Auszeit. Als dieser ihn beschimpft, gibt es die Rote Karte. Das will sich der junge Mann nicht gefallen lassen und attackiert den Schiedsrichter nach dem Abpfiff mit einer Kopfnuss. "Es war eigentlich alles gut", berichtet Sven Grolik, der selbst im TSV Urdenbach Fußball gespielt hat. "Nach dem Abpfiff sind wir alle vom Feld gegangen. Doch der Spieler kam und stieß mich mit einer Kopfnuss zu Boden", berichtet der Schiedsrichter. Polizei und Krankenwagen waren am Ort.

"Die Zahl der gewalttätigen Übergriffe steigt", sagt Grolik. Allein in Düsseldorf habe es 50 Fälle verbaler und körperlicher Attacken auf Schiedsrichter gegeben. Angst hat Grolik deshalb nicht. "Aber etwas mehr Respekt. Das heißt aber nicht, dass ich jedem Spieler ins Auge schaue und überlege, ob er eine Attacke plant." Darüber hinaus würden angehende Schiedsrichter verstärkt auf solche Situationen vorbereitet. "Das Problem ist bekannt", sagt Grolik. Der Spieler ist laut Reviersport sofort vom Verein ausgeschlossen worden.

"Jeder Vorfall ist einer zu viel", kommentiert Fortuna-Präsident Peter Frymuth, der gerade erst als Verbandsvertreter in Solingen beim Kreisjugendtag um Nachwuchs für den Schiedsrichter-Job geworben hat. "Die Vorfälle sind nicht entschuldbar", sagt auch Andreas Thiemann, Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses und Mitglied des Präsidiums im Fußballverband Niederrhein. Er setzt auf die Sportgerichtsbarkeit, die Sperren verhängen kann. Für den 18-jährigen Oberhausener gilt das nicht mehr. "Nur Spieler, die einem Verein angehören, können vom Sportgericht verurteilt werden." Sollte der 18-Jährige wieder einem Verein beitreten, würde ihn das Urteil ereilen.

(RP/top/jco)
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