Gesamtkunstwerk Monheim Die Macher des Kulturprogramms
Langenfeld · Langenfeld macht Kultur vor allem für die Bürger der Stadt, will Heimat bieten, Monheim will Kulturliebhaber auch von außen locken und die neue Kulturraffinerie zum gesellschaftlichen Mittelpunkt machen – als Teil des „Gesamtkunstwerks“ Monheim.
Georg Huff (54), Geschäftsführer und Künstlerischer Leiter der Schaustall GmbH in Langenfeld, kommt lässig daher. Jeans, T-Shirt und Blouson. Er schaut gespannt auf die Entwicklung in Monheim. „Je mehr Kultur es in der Region gibt, desto besser“, sagt er. „Die Menschen brauchen Kultur. Das ist für viele ein Stück Heimat, ein verbindendes Element.“
Huff ist seit 30 Jahren in der Langenfelder Kulturszene aktiv. Angekommen ist er mit einer Theatergruppe, dem Düsseldorfer Ensemble. Er war Regieassistent. Die damalige Kulturfabrik am Winkelsweg (heute Schaustall) war Ersatzspielort für die Stadthalle, die umgebaut wurde. Die Betreibergesellschaft der Kulturfabrik suchte jemanden, der ein Programm koordinieren konnte. „Kleinkunst, Kabarett und so.“ Huff wurde gefragt, nahm an. 1989, nach Fertigstellung der Stadthalle wurde er Programmkoordinator für beide Hallen. „In den 90ern machten wir provokantes Programm, wie etwa die ,Tage des schlechten Geschmacks’. Doch das kam immer weniger an.“ Dafür entwickelte sich die Kleinkunst mit viel Kabarett und Comedy. Darauf setzte der Programmkoordinator. Er hat viele Umstrukturierungen mitgemacht. Das Kulturamt gliederte die Kultur zum Teil aus in eine Stadttochter, die Schauplatz GmbH (seit 1991) – deren Geschäftsführer und Künstlerischer Leiter Huff 2014 wurde. Ein Eigengewächs. Huff kennt die Entwicklung, den Spagat, auf Bekannt-Bewährtes zu setzen und Neues auszuprobieren. Ebenso wie derzeit noch in Monheim liegt der Schwerpunkt des Langenfelder Programms auf Kabarett und Comedy – Kleinkunst, flankiert von Theater, Jazz, ein bisschen Klassik und Programmkino. Die Langenfelder Theatergruppe Blinklichter ist in der GmbH angesiedelt.
500 Leute gehen in die Stadthalle, 160 in den Schaustall, der als Spielort ebenfalls zur GmbH gehört. Auch der Flügelsaal wird bespielt. Etwa 900.000 Euro bekommt die GmbH von der Stadt. „200.000 Euro fließen für Nebenkosten und Pacht zurück“, so Huff. Mit dem restlichen Geld würde Personal (14 feste Stellen plus Minijobber) und Betrieb bezahlt.
160 Veranstaltungen bietet die Schaustall GmbH selbst an, 20.000 Besucher kommen im Schnitt, davon etwa die Hälfte aus Langenfeld. Der Umsatz liegt bei circa 1,2 Millionen Euro. „Als GmbH kann man sich gut auf dem Markt bewegen“, sagt Georg Huff.
Martin Witkowski (41) sieht man die Nähe zur Klassik an. Er trägt weißes Hemd und schwarzes Jackett. In ein klassisches Ensemble würde er gut passen. Studiert hat er Musikwissenschaft, Klavier und Zivilrecht an der Hochschule „Franz Liszt“ in Weimar und an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Wittkowski ist ganz neu an seiner Wirkungsstätte und muss Großes stemmen, die Visionen des Bürgermeisters mit Inhalt füllen – auf dem Weg zu einem Gesamtkunstwerk Monheim. Die Grundsteine dazu sind gelegt. Große Kunst ist beim renommierten Künstler Markus Lüpertz bestellt – eine Gänseliesel. Am Rheinanleger halten bereits Kreuzfahrschiffe. Die Anträge für die Freitreppen zum Rhein vor der Kulturraffinerie und dem Museumsschiff Aalschokker in Baumberg sind gestellt. Die Altstadt ist aufgehübscht, der Rheinbogen gestaltet. Der Umbau der ehemaligen Fassabfüllhalle zur Kulturraffinerie ist in Planung. Das Personal ist da. Bis 2023/24 hat der ehemalige Betriebsdirektor der Düsseldorfer Tonhalle Zeit.
Witkowski ist seit September Geschäftsführer und Intendant der jungen Kulturwerke GmbH, Nachfolgerin des Vereins Marke Monheim, der in Zeiten des Nothaushalts die Aufgaben eines Kulturamtes übernommen hat. Jetzt also auch in Monheim eine GmbH. Die eine große Spielstätte gibt es dort noch nicht. Die Aula am Berliner Ring, das Bürgerhaus Baumberg, der Schelmenturm oder Kirchen sind die Kulturplätze der Stadt. Deshalb ist Witkowski auf der Suche nach zusätzlichen Orten für die kommenden Spielzeiten, horcht bei einer Tasse Kaffee auf das, was die Monheimer sich wünschen und spinnt gerade den roten Faden, der Monheims Kulturangebote künftig strukturierter präsentieren soll.
„Die neue Halle, die bis zu 4000 Leute fasst, soll gesellschaftlicher Mittelpunkt in Monheim werden“, sagt Witkowski. Deshalb soll das Angebot breit, aber auch speziell werden: mehr Klassik, Matineen, Musicals, Theaterkooperationen. „Experimentelles“ kommt ins Programm. „Wir wollen etwas wagen“, so Witkowski. „Wir haben in Monheim die Chance, etwa Neues auszuprobieren. Die Stadt ist ein perfekter Ort für Kulturschaffende, kreativ zu denken“, sagt er. Das habe ihn motiviert, von Düsseldorf in die mit rund 42.000 Einwohnern kleine Stadt am Rhein zu kommen. Das gilt auch für seinen Mitstreiter an der Spitze der Kulturwerke, Reiner Mischalke, der die Triennale für Monheim vorbereiten soll. Sein Vertrag ist inzwischen unterschrieben, bestätigt Bürgermeister Daniel Zimmermann.
Die beiden renommierten Kulturmanager an der Spitze der Gesellschaft sollen künftig dafür sorgen, dass Kultur in Monheim Touristen lockt, die Stadt zwischen Köln und Düsseldorf als kreativen Standort bekannt macht, aber ebenso dem heimischen Brauchtum und den Vereinen Raum bietet. 17 feste Stellen hat die Kulturwerke GmbH Monheim plus 40 Minijobber. Über den Etat werde derzeit verhandelt, so Witkowski.