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Langenfeld Geocacher stehen auf einem Boden-Denkmal in Haan

Langenfeld · Der Platz, den die Geocacher mit den jüngsten Daten angesteuert haben, ist gewissermaßen die Keimzelle Haans. Auf der einen Seite deuten Fachwerkhäuser auf Historisches hin. Die andere Seite ist mit dem Hallenbad aus dem Baujahr 1973/74 zwar nicht mehr taufrisch, aber doch eher modern.

 Durch Pflasterfarbe und Betonelemente sind die Umrisse der alten Fundamente im Boden im Pflaster des Alten Kirchplatzes nachempfunden.

Durch Pflasterfarbe und Betonelemente sind die Umrisse der alten Fundamente im Boden im Pflaster des Alten Kirchplatzes nachempfunden.

Foto: Staschik

Der jüngste Zuwachs für das Platz-Ensemble blinkt in der Sonne - der "Wasserfall" der Haaner Glaskünstlerin Uta Majmudar. Das wahrhaft Historische aber befindet sich unter den Füßen der Ausflügler. Die ockerfarbenen Pflasterplatten und auch die Sitzbänke aus Betonprofilen markieren das, was bei Ausgrabungsarbeiten 1971 gefunden wurde - die Fundamente und Überreste der ersten Haaner Kirche, die im Jahre 935 geweiht wurde.

1969 schon regte der Haaner Ingenieur und Heimatforscher Harro Vollmar für den "Arbeitskreis Heimatliche Kulturpflege" an, den geplanten Bau des Hallenbades zu nutzen, Ausgrabungen zu ermöglichen, um vielleicht weitere Fakten zur Haaner Geschichte zu finden. Bekannt war, dass die 1863 abgerissene alte Kirche um das Jahr 940 geweiht wurde. Danach hüllte sich die Kulturgeschichte aber in Schweigen. Vollmar erhielt die Genehmigung zur Grabung, die von Dr. Dirk Soechting vom Rheinischen Landesmuseum des Landschaftsverbandes Rheinland überwacht wurde.

Zwischen dem 9. und 17. November 1971 fanden die Forscher im Boden nicht nur Fundamente einer 21 Meter langen und 12 Meter breiten Saalkirche, sondern auch Mauerstücke bis zu 1,20 Meter Höhe. Dazu Anhaltspunkte, dass das ursprüngliche Kirchlein in späteren Zeiten umgebaut wurde. Boden- und Materialproben zeigten, dass die zum Kirchbau verwendeten Grauwackensandsteine aus einem Steinbruch stammten, der nur rund 550 Meter entfernt an der Walder Straße existiert hatte. Die Vermörtelung war auch nach vielen hundert Jahren noch intakt. Nur 60 Zentimeter unter Straßenniveau kamen eine Reihe Skelette zum Vorschein. Bei den Ausgrabungen wurden nicht nur Keramikscherben aus dem 10. bis 12. Jahrhundert gefunden, sondern auch Glasstücke von Kirchenfenstern.

Wenige Monate später, bei Ausschachtungsarbeiten für das Hallenbad, gab es einen sensationellen Fund: Am 1. März kamen 15 Schädelknochen zum Vorschein, die Bronzespangen trugen. Die erste Vermutung, die Knochen könnten aus dem Mittelalter stammen, bestätigte sich nicht. Im Gegenteil: Eine in Los Angeles durchgeführte Radiocarbon-Untersuchung zeigte, dass die Knochen älter als 1000 Jahre waren. Weitere Forschungen ergaben, dass die Skelettreste wohl von Kanonissen des Stifts Gerresheim stammten, die am heutigen alten Kirchplatz einst eine erste Kirche errichteten.

(RP)
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