Langenfeld/Monheim Wie die Städte ihre Brücken checken

LANGENFELD/MONHEIM · Vom Ausmaß und der Tragik her ist der Brückeneinsturz in Genua einzigartig. Gleichwohl hat er auch hierzulande die Diskussion über den Zustand von Straßenbrücken neu entfacht.

 Auch für den Zustand dieser städtischen Brücke an der Heckenstraße in  Berghausen sind Franz Frank (l.) und Günter Mielke verantwortlich.

Auch für den Zustand dieser städtischen Brücke an der Heckenstraße in  Berghausen sind Franz Frank (l.) und Günter Mielke verantwortlich.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Dabei geht es vor allem um Bauwerke im Autobahnnetz, aber auch um die deutlich kleineren Brücken in Städten und deren Überprüfung.

Laut Straßen-NRW besteht zwar auf den Autobahn- und Landesstraßenbrücken kein Sicherheitsrisiko. Doch seien insbesondere in den 1960er- und 1970er-Jahren errichtete Brücken oft nicht für Belastungen des heutigen Schwerlastverkehrs ausgelegt. Und nach dem Einsturz von Genua warnte die Ingenieurkammer-Bau NRW, dringend nötige Arbeiten zu verschleppen. Andernfalls seien Restrisiken nicht auszuschließen. Deren Präsident Heinrich Bökamp nannte als Beispiel die seit 2014 für den Lkw-Verkehr gesperrte A1-Rheinbrücke bei Leverkusen. Zudem bezeichnete er Kontrollen von Brückenbauten in Städten als problematisch, da diese nicht gesetzlich vorgeschrieben seien.

Doch sowohl in Langenfeld mit seinen insgesamt 271 Brücken als auch in Monheim mit gerade mal sieben Brücken stehen solche Überprüfungen indes regelmäßig an. „Weil es bei uns in Monheim keine offenen Bachläufe und kaum Bahngleise gibt, haben wir deutlich weniger Brücken als unsere Nachbarstadt“, sagt der zuständige Bauingenieur Florian Sandner. Die größte am Berliner Ring über die Heinestraße wurde erst 2017 vom Landesbetrieb übernommen. Manch andere Brücke sei kaum zu erkennen, „wie die an der Baumberger Chaussee über die Gleise“.

So oder so: Alle sechs Jahre steht nach Sandners Angaben für die Monheimer Brücken eine aufwändige und alle drei Jahre eine einfache Prüfung an. „Das erledigt jeweils ein externes Ingenieurbüro.“ Roste etwa ein Stahlgeländer, bekomme es einen neuen Korrosionsschutz. Bröckele Beton und liege die Stahlbewehrung frei, würden die Schadstellen neu verputzt. „Wir selber machen zudem jährlich eine Sichtprüfung.“ Laut Sandner liegen die Zustandsnoten der Monheimer Brücken zwischen 1,8 und 2,5.

Im Langenfelder Rathaus kümmert sich seit 20 Jahren Günter Mielke um den Zustand der 102 städtischen Brücken; die übrigen gehören dem Bund (52), dem Land (25), der Bahn AG (17) und Privateigentümern (75). Als Bauingenieur mit Statik-Ausbildung ist Mielke für diese Aufgabe prädestiniert. Alle drei Jahre steht eine optische Kontrolle auf seinem Programm, alle sechs Jahre eine Hauptprüfung mit intensiven Material-Untersuchungen.

Nach Angaben des zuständigen Referatsleiters Franz Frank werden die Ergebnisse dieser Überprüfungen in einem Brückenkataster festgehalten. „Klassische Schadensbilder sind abgeplatzter Beton und frei liegendes Eisen.“ Größere Schäden, geschweige denn Einsturzgefahr, sind Frank zufolge in den vergangenen Jahren nirgends festgestellt worden. Wohl aber habe es Sperrungen für den Schwerlastverkehr gegeben; wie unlängst bei der 1920 errichteten Brücke an der Hochstraße über den Galkhausener Bach, die mittlerweile durch eine neue ersetzt wurde. Im vergangenen Jahr ließ die Bahn die Unterführung an der Treibstraße bei Vollsperrung für Radler und Fußgänger in Schuss bringen. Demnächst werde an der Carl-Leverkus-Straße die Brücke über den Burbach saniert.

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