Monheim Geduldsproben in der City

Monheim · Bis Mitte November wird die Umgestaltung des Rathausplatzes dauern. Bis dahin müssen sich vor allem motorisierte Monheimer in Geduld üben. Noch sind nicht alle Bürger mit dem neuen Einkaufszentrum warm geworden.

Die Stadtmitte an einem sommerlichen Tag in dieser Woche: leicht flirrende Hitze, Staub und schweres Gerät. Am Rathausplatz entsteht das neue Einkaufszentrum "Monheimer Tor". Seinen Platz in den Herzen der Monheimer muss sich das künftige Fachmarktcenter freilich erst noch erkämpfen. Und das liegt vor allem an seiner weithin sichtbaren Vorderfront, die im Volksmund mal "Berliner", mal "Chinesische Mauer" genannt wird.

Wie diese Front in gut drei Monaten ausschauen wird, ließ Heinz Fastabend, Projektleiter beim Investor Sontowski und Partner, gestern offen. Mit Blick auf das Schicksal der zurzeit noch unverputzten Betonmauer setzt er offenbar auf den Überraschungseffekt: "Warten Sie ab, bis es fertig ist. Ich kann nur sagen: das Resultat wird jeden begeistern", sagte er der RP.

Auch bei den noch bis Mitte November andauernden Bauarbeiten wird den Bürgern einiges an Geduld abverlangt. So etwa sind an der Nordseite des Platzes sieben Parkplätze weggefallen. Hierfür hat die Stadt kurzerhand am Gartzenweg Ersatz geschaffen.

Ende Juli wurden dort zehn Stellplätze gelb eingezeichnet. Auf Höhe des Cafés Primavera gibt es nun auch eine Bucht für drei Taxen. Aus Sicht von Behinderten und Senioren ein Ärgernis, den der für sie verfügbare Parkraum wurde ihrer Einschätzung nach deutlich verknappt.

Weitere Taxiplätze finden sich auf dem beschrankten Parkplatz direkt am Eierplatz. Im Schatten neben der Schranke stehen eine Taxifahrerin und zwei männliche Kollegen beim Pausen-Plausch. Ob ihnen das Leben durch die Baustelle unnötig schwer gemacht werde? "Uns hat ja eh keiner gefragt", gibt einer der beiden Männer mit leicht italienischem Akzent zurück, man müsse sich halt damit arrangieren.

"Wissen sie", hebt der andere an, "Stillstand ist nicht gut. Es passiert was, wir kommen schon klar, bis die fertig sind." Seit über 30 Jahren, sagt die Frau, kenne sie die Stadt: "Mir gefällt, wie sie ihr Gesicht verändert." Die Frage nach finanziellen Einbußen beantwortet der Italiener schließlich so: "Jein."

In einem Tabakladen um die Ecke sind solch vorsichtig-versöhnlichen Töne schon rarer. "Ein bisschen lästig", findet eine Mutter den Status quo, ihr Sohn sitze im Rollstuhl. Die stellenweise arg verschmälerten Gehsteige seien für ihn unpassierbar, er müsse Umwege in Kauf nehmen. "Man muss umdenken", sagt eine Kundin, die gerade ihren Lottoschein abgibt. Eine andere pflichtet ihr bei: "Es ist nicht witzig im Moment."

Angst vor Identitätsverlust

Ein paar Einzelhändler sind von dem neuen Zentrum nicht begeistert. "Mal ehrlich: Es geht doch um den Investor, nicht um die Stadt", sagt einer. Andere befürchten gar einen Identitätsverlust. Es werde, so sagen sie, irgendwann gar keine Rolle mehr spielen, in welcher Stadt man sei, überall dieselben Filialisten in denselben Trutzburgen.

Die Stadt hingegen betont die Wichtigkeit des Bauvorhabens. Kleiner, aber feiner solle der Busbahnhof werden und ein attraktiver gestalteter Rathausplatz, so Bürgermeister Daniel Zimmermann, sei "ein großer Schritt zur Stärkung der Stadtmitte". Er erhofft sich eine Steigerung der Kaufkraftbindung von gegenwärtig 80 auf 90 Prozent.

(maxl)
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