Kreis Mettmann G 8 oder G 9 - so sehen es die Schulen

Kreis Mettmann · In diesem Jahr wird an den Gymnasien im Kreis Mettmann wohl keine Entscheidung mehr fallen.

Die neue Koalition aus CDU und FDP in NRW will G9 an den Gymnasien wieder zum Regelfall machen. Wir haben uns an den Schulen im Kreis ME umgehört, wie sie mit dem Thema umgehen.

Barbara Krieger, Leiterin des Helmholtz-Gymnasiums Hilden: "Ich bin noch zwiegespalten. Vielleicht ist in dem Paket G9 des Koalitionsvertrages ja gar nicht das G9 drin, was man sich wünscht. Da müssen wir genau hinsehen." Offen seien zurzeit noch viele Fragen: Wie ist das mit der zweiten Fremdsprache; kommt die in Klasse 6 oder 7? Wie soll G9 eingeführt werden - von einer 5. Klasse an oder über mehrere Jahre? Das solle erst einmal in Düsseldorf geklärt werden. Eine Entscheidung vor Ort müsse dann im Kontext mit der Schullandschaft gesehen und in Absprache mit der Stadt gefasst werden. Wenn die Schule über ihren Weg entscheiden könnte, wäre letztlich die Schulkonferenz zuständig. Grundsätzlich, findet die Helmholtz-Direktorin, sei es schwierig, Kinder über einen Kamm zu scheren. Manchen täte G8 gut, für andere sei G9 besser.

Hagen Bastian, Leiter des Otto-Hahn-Gymnasiums Monheim: "Ich finde es gut, dass die Schwebesituation beendet wird. Damit ist aber noch nicht gesagt, dass auch das Otto-Hahn-Gymnasium zu G 9 zurückkehren wird. Das halte ich nach aktueller Lage für ergebnisoffen. Organisatorisch haben wir das G 8 ordentlich hingekriegt, die Noten der Schüler haben sich im Durchschnitt sogar verbessert. Andererseits stellt sich die Frage, wie sinnhaft ein Abitur mit 17 Jahren ist. Die Abiturienten sind dann doch arg jung, wenn sie an die Uni kommen. Wir werden mit Interesse beobachten, wie viele Gymnasien bei G 8 bleiben wollen. Die letzten, die die Fahne ,G 8' hochhalten, sollten wir nach meiner Ansicht nicht sein."

Friederike von Wiser, Leiterin des Städtischen Gymnasiums Haan: "Über G8 oder G9 haben wir uns neuerlich noch keine Gedanken gemacht und die Diskussion ist auch noch nicht angestoßen." Die Schule werde Ausführungsbestimmungen erhalten und müsse zu gegebener Zeit auch mit der Stadt als Schulträger reden. Aber auch die Schulen der Region müssten sich absprechen. Andernfalls drohe ein für alle ungünstiger Konkurrenzkampf. Im nächsten Herbst werde es die nächste Bezirksdirektoren-Konferenz geben. Dann wüssten alle alle mehr. "Klar ist schon jetzt: Das neue G9 wird ein anderes sein als das G9 von vor 20 Jahren. Schließlich gibt ein neues Fach Wirtschaft, das in die Stundentafeln eingepflegt werden muss."

Stephan Wippermann-Janda, Leiter des Konrad-Adenauer-Gymnasiums Langenfeld: "Organisatorisch ist G8 kein Problem, es läuft. Aber ich würde mich auch nicht wehren, zu G9 zurückzukehren." An der Schule hat es - noch vor den Koalitionsverhandlungen - eine repräsentative Umfrage gegeben. Ergebnis: Das vor zwölf Jahren in NRW eingeführte G 8 wurde von fast 80 Prozent der Lehrer und fast 60 Prozent der Schüler mit der Note 4 oder schlechter bewertet. Dagegen erhielt das G9 von fast 80 Prozent der Lehrer und mehr als 60 Prozent der Schüler eine 1 oder 2. Beim Modell "G 8/G 9 parallel" ist die Kluft zwischen Schülern und Lehrern am größten: 65 Prozent der Schüler geben dieser Variante eine 1 oder 2, mehr als 70 Prozent der Lehrer hingegen eine 5 oder 6.

Christof Krügermann, Leiter des Gymnasiums Hochdahl, Erkrath: "Wir müssen auf jeden Fall bei einer Rückkehr zu G9 die Schulgemeinde mitnehmen. Deshalb begrüße ich es, dass eine solche Umstellung für das übernächste Schuljahr angedacht ist. Das lässt uns genug Zeit, ein Meinungsbild unter Lehrern, Schülern und Eltern zu erstellen. Derzeit, so ist mein Eindruck, haben wir uns in Hochdahl gut mit G8 arrangiert. Der längste Schultag endet um 15.15 Uhr; zudem haben die Schüler an drei, nicht vier Nachmittagen Unterricht. Die Hausaufgaben sind in die Lernzeiten integriert. Dies alles stellt sicher, dass die Schüler ihre Hobbys - Musik oder Sport - ausüben können. Im Falle einer Rückkehr zu G9, so denke ich, wird es Unterstützung für die Schulen geben, was das Verfahren angeht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies jeder Schule im Einzelfall selbst überlassen wird.

Hanno Grannemann, Leiter des Städtischen Heinrich-Heine-Gymnasiums in Mettmann: "Eine Umfrage unter den Vorsitzenden der Klassenpflegschaften hat mehrheitlich den Wunsch ergeben, zu G9 zurückzukehren, aber am Prinzip des Ganztags festzuhalten. Das ist für mich nachvollziehbar, als dass manche Schüler mit der Verkürzung auf acht Jahre bis zum Abitur gestresst wirken. Natürlich müssen für den Fall einer Rückkehr zu G9 alle Curricula überarbeitet werden. Doch das ist dann eben so. Für mich geht es bei alledem darum, das beste System für Schüler, Lehrer und Eltern zu finden."

(RP)
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