Langenfeld Fußball ohne Funkenschlag

Langenfeld · Zur Frauen-WM ist relativ wenig Fan-Jubel zu hören – und wenn, dann allenfalls im kleinen Kreis. Die RP fragte Fußball-Experten nach den Gründen. Immerhin: In der Langenfelder Stadthalle könnte es ein Rudelgucken geben.

 1:0 gegen Nigeria – Torjubel geht natürlich auch beim Frauen-Fußball immer. Punktuelle WM-Stimmung im GSV-Vereinsheim in Wiescheid.

1:0 gegen Nigeria – Torjubel geht natürlich auch beim Frauen-Fußball immer. Punktuelle WM-Stimmung im GSV-Vereinsheim in Wiescheid.

Foto: Matzerath

Zur Frauen-WM ist relativ wenig Fan-Jubel zu hören — und wenn, dann allenfalls im kleinen Kreis. Die RP fragte Fußball-Experten nach den Gründen. Immerhin: In der Langenfelder Stadthalle könnte es ein Rudelgucken geben.

Die Stimmung im Vereinsheim am GSV-Platz hinterm Romantik-Hotel Gravenberg ist angespannt. Immer wieder flammen vor dem Fernsehbildschirm Diskussionen über die Fehlentscheidungen der Schiedsrichterin und die durchwachsene Leistung der deutschen National-Elf beim Frauen-WM-Kick gegen Nigeria auf. Die rund 20 vorwiegend weiblichen Fans sind sich einig: Dieses zerfahrene Spiel taugt kaum als Werbung für den Frauenfußball. Gefeiert wird der 1:0-Sieg trotzdem — im kleinen Kreis.

Euphorie sieht anders aus

Das ist typisch für die Frauen-Fußball-WM bisher: Euphorie sieht anders aus. Keine Autokorsos, kaum Fahnen in Schwarz-Rot-Gold, keine spontanen Feiern unter freiem Himmel, wie bei deutschen Fußball-Siegen bei Europa- oder Weltmeisterschaften (Männer) üblich. Zwar sind die Einschaltquoten bei den deutschen Spielen hoch, aber der Funke will nicht auf Straßen und Plätze überspringen.

"Man darf nicht vergessen, dass wir erst am Anfang einer Entwicklung stehen — der Frauen-Fußball ist eben noch lange nicht so alt und so populär wie der Männer-Fußball", erklärt sich Stefanie Weide, Frauenfußball-Trainerin beim GSV, die nüchterne Stimmung. Sie selbst hat ihr Deutschland-Fähnchen am Auto angebracht, auch weil sie vom langfristigen Aufschwung des Frauen-Fußballs überzeugt ist. Die Entwicklung der jüngsten Jahre jedenfalls sei ermutigend, so auch in Wiescheid: Aus einer Handvoll Mädchen seien seit 2008 fast 90 aktive Spielerinnen geworden.

Was aber zum Beispiel fehlt, sind weibliche Idole. "Auf den Trikots der Mädchen stehen nach wie vor meist die Namen männlicher Stars", weiß Gerd Herhalt, der beim HSV in Immigrath die U-17-Mädchen- und die Frauenmannschaft trainiert. "Schweinsteiger, Lahm oder Podolski sieht man dort, kaum Prinz, Kulig oder Bajramaj. An der Fankultur muss noch schwer gearbeitet werden."

Immerhin: Citymanagement und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt planen mit der ebenfalls städtischen Schauplatz GmbH ein Public Viewing in der Stadthalle. "Wir werden das Halbfinale und das Finale bei deutscher Beteiligung live zeigen", kündigt Citymanager Jan-Christoph Zimmermann an. Die rund 18 Quadratmeter große Leinwand wie bei der Männer-WM 2010 im Freizeitpark aufzustellen, lohne sich hingegen nicht. "Dafür ist die Nachfrage einfach zu gering."

Einen Grund hierfür sieht Trainer Herhalt in der im Vergleich zu den Männern viel niedrigeren Leistungsdichte beim Frauen-Fußball. Teilweise professionelle Strukturen gibt es nur in wenigen europäischen Ländern, Brasilien, USA — "danach kommt nicht mehr viel", betont Herhalt. Dies wirkt sich natürlich auch auf den Unterhaltungswert aus. "Das ist für Ästheten oft nicht schön anzusehen", meint etwa Oliver Fecker, der die Landesliga-Mannschaft des HSV (Männer) trainiert. "Und die Stimmung auf den Rängen ist eher wie bei einem Familienfest im Stadtpark. Da geht es für viele nicht so sehr um den Sport, sondern eher um das Drumherum."

(dora)
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