Langenfeld Frauen können Feuerwehr

Langenfeld · Elf Langenfelderinnen zeigen, wie man mit schwerem Gerät einen eigeklemmten Menschen aus einem Auto schneidet.

 30 Kilo wiegt so ein Spreizer fürs Öffnen eines Unfallwagens. Die Frauen der Langenfelder Feuerwehr wissen damit umzugehen.

30 Kilo wiegt so ein Spreizer fürs Öffnen eines Unfallwagens. Die Frauen der Langenfelder Feuerwehr wissen damit umzugehen.

Foto: Ralph Matzerath

Frauen und Technik? Klappt prima! Das konnte man jetzt bei einer Übung von elf freiwilligen Feuerwehrfrauen auf dem Parkplatz der Wache an der Langforter Straße beobachten. Mit Hämmern, hydraulischen Spreizern und Scheren, mit Köpfchen, Körperkraft und beherztem Zugriff probten die Frauen im Alter von 17 bis 34 Jahren den Ernstfall. Nämlich einen eingeklemmten Menschen aus einem Pkw zu retten.

"Das war der eigene Wunsch der Frauen, mal in Ruhe ohne Männer zu probieren, was im Ernstfall bei einem Einsatz gefordert werden könnte", sagt Oberbrandmeisterin Andrea Radke. Zugegeben: Der alte kleine Twingo war nach dem handgreiflichen Einsatz der Damen platt. Dafür hatten diese die Gewissheit, im Notfall die richtigen Handgriffe zu beherrschen.

So ganz leicht ist das nicht. Allein die hydraulischen Werkzeuge, die zum Aufschneiden einer Karosserie nötig sind, wiegen einzeln 30 Kilo. Erst aber legten die Frauen einmal Hand an, um den Wagen mit dem eingeschlossenen Patienten durch Blöcke und Schläuche zu stabilisieren. Das Ventile ziehen, um die Luft aus den Reifen zu lassen, erforderte fast mehr Kraft als alle späteren Aktionen. Da zerrte man doch etwas entnervt an den widerspenstigen Teilen im Reifen herum.

Beim Herauslösen der Scheiben erwiesen sich die Mädels als geschickt im Umgang mit Körner und Spezial-Schere. Nach ersten zaghaften Starts mit dem Körner, mit dem man die Scheiben zum Zerspringen bringt, klappte die Handhabung perfekt. Und beim Ansetzen des schweren Spreizers an Motorhaube und Türe bewiesen die Frauen im Zweier-Team, dass sie kräftig zupacken können. Bei Sandra Böntgen, Mutter zweier kleiner Kinder, kein Wunder. Die Industriekauffrau kommt aus einer regelrechten Feuerwehr-Dynastie. Nicht nur Großvater und Vater fuhren schon auf dem Löschwagen mit, sogar die Großtante war im Feuerlöschtrupp. "Ich bin da quasi reingeboren", sagt sie und schwitzt in voller Montur in Sicherheitsschuhen und Helm beim anstrengenden Einsatz. "Technik ist spannend und ein guter Ausgleich zu meinem Job", sagt sie strahlend.

Auch Lena (19), erst seit einem Jahr dabei, ist fasziniert von der modernen Technik bei der Feuerwehr, die man dort auch gleich praktisch anwenden kann. "Meine Freizeit investiere ich gern hier", sagt sie. "Es herrscht eine prima Kameradschaft. Wir sind immer für einander da und machen alles im Team."

Alle 14 Tage nehmen die Frauen an regelmäßigen Übungen teil. "Das muss so oft sein, weil sich ständig etwas ändert", sagt Radke. Darüber hinaus gibt es Wochenend-Lehrgänge des Kreises für die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr. Für Frank Noack, den stellvertretenden Feuerwehr-Chef, der an diesem Abend zum kommentarlosen Zuschauen verdammt war, sind elf Frauen in der Feuerwehr eindeutig zu wenig. Immerhin sind 95 Männer im Einsatz. "Wir hätten gerne mehr Frauen", sagt er mit Blick auf die engagierten Mädels, die freiwillig drei Stunden bei ihrer Übung ackerten und schwitzten.

(ik)
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