Langenfeld Günter Zint hat wilde Zeiten fotografiert

LANGENFELD · Wilde Zeiten sind jetzt im Freiherr-vom-Stein-Haus angebrochen. Unter diesem Titel ermöglicht eine Foto-Ausstellung im Stadtmuseum einen beeindruckenden Blick in die jüngere innerdeutsche Vergangenheit. Die Aufnahmen stammen von Günter Zint.

 Günter Zint schwört auf seine Analogkamera. Die im Stadtmuseum ausgestellten Bilder geben ihm Recht.

Günter Zint schwört auf seine Analogkamera. Die im Stadtmuseum ausgestellten Bilder geben ihm Recht.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Der international bekannte Pressefotograf war bei der Eröffnung seiner Bilderschau anwesend. „Das Thema passt zum 70-jährigen Stadtgeburtstag Langenfelds“, sagte Museumsleiterin Dr. Hella-Sabrina Lange in ihrer Ansprache bei der Vernissage. „Und es passt zu den jetzt 50 Jahre zurückliegenden, unruhigen 68er-Jahren der Republik.“

Der 1941 geborene Zint arbeitete unter anderem für die Illustrierte Quick und das Nachrichtenmagazin Spiegel. Die Museumschefin bezeichnete ihn als einen „Meister der Gebrauchsfotografie, der den Mut hatte, sich mit geöffneter Blende gegen den Mainstream zu stellen“. Zints ausgestellte Schwarz-weiß-Fotografien dokumentieren Meilensteine der deutschen Nachkriegsgeschichte – etwa den Mauerbau, die Unruhen nach dem Dutschke-Attentat oder die Wiedervereinigung.

Ein anderer Schwerpunkt des in St. Pauli verwurzelten Wahl-Hamburgers war die Musikszene der 60er-Jahre um den Kiez und den legendären Star-Club. Der Musikfan begleitete mit seinem Fotoapparat Auftritte der Beatles, der Rattles, von Jimi Hendrix, Jim Morrison, Nina Hagen oder Udo Lindenberg.

Zint, der inzwischen 75 Bücher veröffentlichte, berichtete den Zuhörern sehr lebendig von seiner Arbeit. Er war „nicht nur Zeuge, sondern Mitstreiter“, wenn es um die Anti-Atomkraft und andere Missstände und Widersprüche der Gesellschaft ging. Zwölf von staatlichen Institutionen angestrebte Gerichtsverfahren waren gegen den Fotojournalisten anhängig. In einem Fall verteidigte ihn das Anwaltsduo Otto Schily und Horst Mahler.

Zint bebilderte auch die Bücher des Enthüllungsjournalisten Günther Wallraff. „Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit sind keine Selbstverständlichkeit“, sagt der Fotokünstler. Er sieht Änderungen zum Besseren, und verweist auf die staatlichen Reaktionen bei der Pegida-Demo in Sachsen in der Vorwoche. Zint schwört auf seine Analog-Kamera, räumt aber ein, dass auch er inzwischen manchmal mit dem Handy fotografiert.

Die musikalische Begleitung der Ausstellungseröffnung war perfekt. Stefan Pelzer-Florak, im Hauptberuf Kulturamtsleiter in Grevenbroich, begann mit dem Bob-Dylan-Klassiker „Times are changing“. Später folgten Lieder von Wolf Biermann und Ton Steine Scherben.

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