Langenfeld Fingerzeige: 2040 Autos nur auf Abruf

Langenfeld · 160 Langenfelder formen beim Zukunftskongress ihre Stadt. Leider fehlte die Jugend bei den Gesprächen in Workshops.

 Ihr Fachwissen brachten in den Gesprächsrunden ein (v.l.): Andrea Walter (Bertelsmann-Stiftung), der Awo-Ortsvorsitzende Klaus Kaselofsky, Beigeordnete Marion Prell, Caudia Haider (Projektentwicklerin im Sozial- und Gesundheitswesen), Dagmar Vogt-Janssen (Kommunaler Seniorenservice Hannover) und Konstanze Arp (NRW-Fortschrittskolleg).

Ihr Fachwissen brachten in den Gesprächsrunden ein (v.l.): Andrea Walter (Bertelsmann-Stiftung), der Awo-Ortsvorsitzende Klaus Kaselofsky, Beigeordnete Marion Prell, Caudia Haider (Projektentwicklerin im Sozial- und Gesundheitswesen), Dagmar Vogt-Janssen (Kommunaler Seniorenservice Hannover) und Konstanze Arp (NRW-Fortschrittskolleg).

Foto: MATZERATH

Langenfeld 2040: eine komplett autofreie Innenstadt. Elektromobile auf Abruf und Shuttles, die die Stadtteile verbinden. Offene Ganztagsschulen, die auch an Wochenenden, Feiertagen und abends den Kindern und Jugendlichen eine anspruchsvolle Betreuung bieten. Außerdem eine Schulakademie, die über den normalen Unterricht hinaus die jungen Menschen in Langenfeld fördert. Und vor allem eine zentrale Stelle vor Ort, die den älteren Menschen einschätzt und ihm Wohn- und lebenserleichternde Angebote macht, ohne dass er zig Behörden und Praxen konsultieren und Untersuchungen über sich ergehen lassen muss und am Ende resigniert.

Das sind nur einige der Punkte, die Bürger mit Fachleuten der Verwaltung am Samstag erarbeiteten, um auf Jahrzehnte hinaus ein lebenswertes Langenfeld zu schaffen. Mehr als 20 Jahre in die Zukunft zu blicken, ist nicht ganz einfach, wie sich herausstellte.

Rund 160 Teilnehmer des 2. Langenfelder Zukunftskongresses versuchten es dennoch auf Aufforderung von Bürgermeister Frank Schneider. Ursprünglich hatte er seine Mitarbeiter gebeten, "einmal richtig zu spinnen" und Visionen zu entwerfen. "Richtige Spinnereien sind allerdings nicht dabei herausgekommen", musste Ulrich Moenen, Fachbereichsleiter Jugend, Schule und Sport, bekennen. "Eher ganz realistische Dinge."

Leider waren es überwiegend die Älteren, die die Zukunft in ihrer Stadt interessiert. Und sie kommen in den so genannten Zwar-Gruppen (zwischen Arbeit und Ruhestand) eigentlich schon ganz gut zu Wort und auf ihre Kosten. Diejenigen, die 2040 im besten Alter sind, fühlten sich von den Themen des Zukunftskongresses offenbar nicht angesprochen. Das stellte auch die Beigeordnete Marion Prell in der Pause etwas enttäuscht fest. Vielleicht waren die Themen der Workshops der Jugend zu fern: Wie gestalte ich meine Freizeit? Wie gestaltet sich das gesellschaftliche Miteinander? Wie wohne ich in Zukunft?

Eventuell hätte der Vortrag ein paar flotter Youtuber mit anschließender Diskussion den ein- oder anderen Jungbürger in die Stadthalle gelockt. Immerhin hatten ein paar vereinzelte jüngere Eltern den Weg in die Stadthalle gefunden, was man an ihren krähenden Kleinkindern ausmachen konnte. Die Eltern kamen zumindest bei einem jungen Angebot auf ihre Kosten: Lena Rickenberg stellte das Projekt "nebenan.de" vor. Quasi die Rückbesinnung auf die Nachbarschaft im digitalen Zeitalter und der lokal begrenzte "Gegenpool zu Facebook".

In diesem Netzwerk geht es darum, dass direkte Nachbarn sich kennenlernen und sich austauschen. Es gibt nur echte Vornamen und Straßen und keine Nicknames, versicherte Rickenberg. Außerdem hat man beim Kontaktieren klare Grenzen. Marc aus Berlin kann nicht mit Eva in Langenfeld kommunizieren. Das Ganze soll sich über lokale Anzeigen finanzieren.

In 350 Städten gibt es laut Rickenberg schon 5500 Nachbarschaften mit zig Tausend Nachbarn, die Kontakte pflegen und einander helfen. Für den Nutzer ist das Portal kostenlos. Beliebt sind Mutti-, Yoga- und Kneipengruppen. Weder Rickenberg noch die Veranstalter des Zukunftskongresses streben dabei den voll digitalisierten Mensch an, der keine realen Bekanntschaften pflegt, an. "Wir wollen die Leute im richtigen Leben zusammenbringen", sagte Rickenberg.

Und das wollen nach eigenen Worten auch Marion Prell und ihre Kollegen der Stadtverwaltung. "Nicht immer ist ein Hauptamtler nötig. Manchmal können Nachbarn und Freunde einspringen, wenn etwas nicht ganz rund läuft", meinte Prell. Vorausgesetzt: Man weiß voneinander.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort