Langenfeld/Monheim „Falsche Hoffnungen“

Düsseldorf · Auf allen Ebenen

Die Kampagne „Mädchen checken dass“ zielt darauf ab, junge Mädchen für das Thema der Gebärmutterhalskrebs-Impfung zu sensibilisieren. RP-Mitarbeiterin Sarah Tessarek sprach mit der Monheimer Gleichstellungsbeauftragten Gisela Herforth.

Warum haben Sie sich kritisch zu der neuen Kampagne geäußert?

Herforth Im Prinzip unterstütze ich die Kampagne. Gesundheitsbewusstsein bei jungen Mädchen zu schaffen, ist sehr wichtig. Es ist die Art und Weise wie die Impfung propagiert wird, die mich stört. Um eine informierte Entscheidung zu treffen, müssen sich sowohl Mädchen als auch deren Eltern nicht nur des Nutzens, sondern auch der möglichen Risiken bewusst sein, um diese gegeneinander abwägen zu können.

Über welche Risiken sollten sich die Betroffenen denn im klaren sein?

Herforth Es gibt bis jetzt keine Langzeitstudien zur Impfung. Laut dem Arbeitskreis Frauengesundheit in Berlin wurden von zirka 20 000 Probandinnen nur 160 über knapp viereinhalb Jahre beobachtet. Somit ist unklar, ob die Impfung eventuell nach mehreren Jahren aufgefrischt werden muss. Außerdem ist noch nicht bekannt, ob sie sich auf andere Impfungen, zum Beispiel gegen Röteln, auswirkt. Außerdem ist es nicht ganz richtig, die Impfung als eine Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs zu propagieren.

Können sie das erklären?

Herforth Die Impfung bietet nur Schutz gegen HP-Viren des Typs 16 und 18. Es ist richtig, dass diese unter Umständen Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Aber auch hier möchte ich mich auf den Arbeitskreis Frauengesundheit berufen, der darüber informiert, dass sich rund 70 Prozent aller sexuell aktiven Menschen mindestens einmal mit einem HP-Virus infizieren. Auf die beiden einschlägigen Virentypen entfallen darunter nur neun Prozent. Und von den infizierten Frauen erkrankt weniger als ein Prozent tatsächlich an Gebärmutterhalskrebs. Außerdem ist die Häufigkeit dieser Krebserkrankung laut Statistik ständig rückläufig. Mit der Aussage, dass die Impfung vor Gebärmutterhalskrebs schütze, wird eine falsche Hoffnung genährt.

Kritik an der neuen Impfung und an der Art, wie sie propagiert wird, ist wichtig. Natürlich müssen junge Mädchen, die von der Impfung betroffen sind, im Vorfeld darüber aufgeklärt werden, dass der Schutz keineswegs hundertprozentig ist. Es ist eben keine „Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs“, sondern eine Impfung gegen bestimmte Virustypen, die den Krebs auslösen können. Es stimmt tatsächlich, dass die Fallzahlen dieser oft tödlich verlaufenden Krankheit dank der guten Krebsvorsorge seit Jahren rückläufig sind. Dies aber als Teil-Argument für einen kritischen Umgang mit der HPV-Impfung zu benutzen, geht am Thema vorbei. Schließlich ist es jede Krankheit wert, auf allen denkbaren Ebenen bekämpft zu werden – sinkende Fallzahlen hin oder her. tess

(RP)
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