Monheim Fähre erwischt nasskalten Saisonstart

Monheim · Seit dem Wochenende pendelt das Piwipper Böötchen wieder zwischen Monheim und Dormagen auf dem Rhein.

 Der Vorsitzende des Böötchen-Vereins, Heiner Müller-Krumbhaar, begrüßt einige der ersten Fährpassagiere der Piwipp-Saison 2015 am Monheimer Rheinufer. Die Anlegestelle befindet sich etwa unterhalb vom Deusser-Haus (An d'r Kapell).

Der Vorsitzende des Böötchen-Vereins, Heiner Müller-Krumbhaar, begrüßt einige der ersten Fährpassagiere der Piwipp-Saison 2015 am Monheimer Rheinufer. Die Anlegestelle befindet sich etwa unterhalb vom Deusser-Haus (An d'r Kapell).

Foto: Miserius

In Seefahrerkreisen drückt der Spruch "Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel" den Wunsch aus, nicht auf Grund zu laufen. Für das Piwipper Böötchen ist so gut wie immer genug Nass vorhanden - allerdings auch schon mal auf dem Deck. So auch am Samstag, als die Personenfähre in die Saison startete. Besonders am Nachmittag regnete es reichlich. Kapitän Wolfgang Hoffmann beförderte dennoch einige hartgesottene Ausflügler auf die Dormagener Rheinseite und zurück ans Monheimer Ufer.

"Wir fahren bei jedem Wetter", sagt Heiner Müller-Krumbhaar. Der Vorsitzende des Vereins, der vor etwas mehr als drei Jahren mit Spenden, Sponsoren, Krediten und viel Eigeninitiative die 1977 eingestellte Fährverbindung zwischen Monheim und Dormagen reaktivierte, blickt trotz des miserablen Auftakts zuversichtlich in die dritte Voll-Saison. "In den vergangenen zwei Jahren haben wir insgesamt rund 50 000 Personen übergesetzt", sagt der 70-Jährige: "Das hat unsere Erwartungen übertroffen."

Deshalb wird der Verein voraussichtlich bereits in diesem Jahr seine Schulden abbezahlen können. Noch sind 40 000 Euro offen. Insgesamt, sagt Müller-Krumbhaar, seien rund 300 000 Euro nötig gewesen, um die Fähre wieder flottzumachen. "Wir wollen einen Fonds für etwaige Reparaturen an dem Schiff anlegen", kündigt der Vorsitzende an. "Damit wäre der Betrieb auch langfristig gesichert."

Im Winter wurde die Fähre, die 25 Personen nebst Fahrrädern transportieren kann, in einer Kölner Werft gecheckt. Vor allem Treibgut machte der Schiffsschraube zu schaffen. Motor und Getriebe werden regelmäßig in entsprechenden Fachfirmen gewartet.

Neben dem normalen Fährbetrieb, der auf Wochenenden und Feiertage beschränkt ist, gibt es auch einige Sonderfahrten. Trauungen an Bord sind ebenfalls möglich. Im vorigen Jahr gaben sich zwei Paare das Ja-Wort auf dem Rhein. Für 2015 gibt es laut Müller-Krumbhaar bereits acht Buchungen. "Außerdem wollen wir eine Art Nachtbetrieb einrichten, der zu besonderen Veranstaltungen auf beiden Rheinseiten läuft." Beim letztjährigen Schürefest, bei dem parallel ein Schützenfest in Dormagen lief, sei das bereits sehr gut angenommen worden. Auch das Projekt "Kultur-Rucksack" für Schüler und Jugendliche habe sich dank der Fähre zu einem beliebten verbindenden Element zwischen beiden Städten entwickelt. In diesem Jahr geht es in die dritte Runde.

Am Samstag trudelten die Passagiere eher tröpfchenweise ein, unter ihnen die Kölnerin Rosemarie Schmitz auf dem Weg zurück über Dormagen in die Domstadt. Sie ist blind und unternahm zusammen mit Michael Kuhn vom Verein "Weiße Speiche" eine Tandemtour. "Wir sind zunächst bis Zons geradelt und von dort mit der Autofähre nach Urdenbach", erzählt die 64-Jährige. "Danach ging es nach Monheim, und hier haben wir spontan die Fähre entdeckt." Die würden sie künftig öfter nutzen. Friedel Groschinski setzt derweil mit Enkeltochter Zoe (2) über. "Für mich ist das eine Erinnerung an die Kindheit", sagt der 46-Jährige. Mit seiner Mutter sei er früher öfters zum Landgasthaus Piwipp geschippert. "Das war immer etwas Besonderes - und das ist es auch heute noch."

(dora)
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