Langenfeld Experten streiten über "Wahn der Akademisierung"

Langenfeld · In einem Streitgespräch der Handwerkskammer traf Julian Nida-Rümelin, Professor der Philosophie und ehemaliger Kultus-Staatssekretär, auf Olaf Gersemann, Wirtschaftsredakteur bei der Tageszeitung "Die Welt". Das Thema der Podiumsdiskussion, die in Kooperation mit dem ASG-Bildungsforum ausgerichtet wurde: "Wieweit gefährdet der Akademisierungswahn die berufliche Bildung?" Eine Frage, die offensichtlich viele Menschen interessierte. Rund 300 Gäste nahmen an dem Schlagabtausch teil.

Nida-Rümelin warnt vor dem Glauben, dass man nur durch ein Studium aufsteigen könne. So blieben viele Ausbildungsplätze unbesetzt, weil es junge Menschen an die Uni treibe. Und viele Akademiker würden keine entsprechenden Jobs finden. Im Ergebnis führe das zu einem Mangel an handwerklichen und technischen Fachkräften. "Wir gefährden eine der Stärken Deutschlands: die berufliche Ausbildung im dualen System", sagt er. Internationale Vergleiche zeigten, dass eine höhere Akademikerquote nicht gleich mehr Wohlstand bedeute. Gersemann kritisierte, dass die berufliche Ausbildung mittelmäßige, zum Teil nicht mehr nachgefragte Qualifikationen erzeuge. "Speziell die digitale Revolution, deren Ausmaß noch gar nicht abzuschätzen ist, verlangt nach ganz anderen Kompetenzen, als sie Ausbildung und Massenuni liefern."

(joh)
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