Langenfeld Exklusiver Einblick ins Stadtmuseum

Langenfeld · Die Rheinische Post ließ sich zeigen, wie weit die Umgestaltung der bis Ende 2013 geschlossenen Räume gediehen ist.

 Dr. Hella-Sabrina Lange und Eckart Heske präsentieren einen Schlagbaum, der die Postkutschen-Geschichte symbolisiert.

Dr. Hella-Sabrina Lange und Eckart Heske präsentieren einen Schlagbaum, der die Postkutschen-Geschichte symbolisiert.

Foto: RALPH MATZERATH

Matschig sieht der Boden aus, doch der prüfende Finger bleibt trocken. Das Holzpodest im Freiherr-vom-Stein-Haus veranschaulicht wirklichkeitsnah den Untergrund, auf dem in Urzeiten die ersten Menschen durch Langenfelder Gebiet zogen. "Ein Kulissenbauer, der sonst für Film und Fernsehen arbeitet, hat diesen Boden hergestellt", sagte Dr. Hella-Sabrina Lange, die Leiterin des Kulturellen Forums. Gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Eckart Heske gewährte Lange der Rheinischen Post bei einem Rundgang durch die seit einem Jahr geschlossenen Museumsräume einen Einblick in den Stand des weit fortgeschrittenen Umbaus. Ende dieses Jahres wird die neu gestaltete stadtgeschichtliche Ausstellung für Besucher geöffnet, der genaue Eröffnungstermin steht nach Langes Angaben noch nicht fest.

Die zuvor recht bieder wirkende Präsentation stadtgeschichtlicher Ausstellungsstücke und Dokumente soll nach der von den Designern Desirée Astor, Ralph Gellwitzki und Susanne Wittelsbürger entworfenen und mit 295 000 Euro veranschlagten Umgestaltung deutlich ansprechender sein. Zudem wird die in der bisherigen Ausstellung weitestgehend ausgeblendete Zeit des Nationalsozialismus thematisiert. "Der Platz im Freiherr-vom-Stein-Haus ist beschränkt. Deswegen bieten wir viele Informationen in elektronischer Form an", sagt Lange. In allen vier Räumen stehen bereits Computerterminals, auf deren Bildschirmen die Besucher Erklärungen und Filme abrufen können. Das Team des Stadtarchivs sei dabei, Texte und Bilder einzugeben.

An einem größeren Bildschirm im Eingangsbereich können sich die Besucher künftig Langenfelder Karten aus verschiedenen Epochen ansehen. "Auf den vor 300 Jahren erstellten Ortsplänen sind einzelne Häuser genau eingezeichnet", sagt Lange. Es sei sehr interessant zu sehen, wo das heutige Langenfelder Stadtgebiet seinerzeit besiedelt war und wo nicht. Noch anschaulicher werden die Veränderungen auf einem Monitor mit einem so genannten Stadtmorphing. Dort erlebt der Betrachter, wie sich Marktplatz, Berliner Platz und die Richrather Ortsmitte im Laufe der Zeit verwandelt haben. Designer Gellwitzki hatte mit dem städtischen Bildarchivar Marco Klatt historische Fotos aufwändig in eine Animation eingebettet. "Für drei virtuelle Stadtrundgänge in Gegenwart und Vergangenheit wurden die heutigen Gebäude fotografiert und in einem Computerprogramm dreidimensional nachmodelliert", erläutert Heske.

Zurzeit arbeite Gellwitzki an einer Videoanimation für einen weiteren Raum, die einen virtuellen Rundgang durch das Gelände der Rheinischen Kliniken (heute LVR-Klinik) ermöglichen wird. "Er zeichnet die alten Klinikgebäude aus tausenden Fotos nach. Das ist eine unglaubliche Fleißarbeit", merkte Heske an. "Er hat mir gesagt, dass er nachts schon von Erkerchen träumt." Die elektronisch und auf gläsernen Wandtafeln verabreichten Informationen sowie die mit Urzeit- und Römerfunden oder etwa dem Modell einer Postkutsche bestückten Vitrinen werden von den drei Designern auf vielerlei Art in Szene gesetzt.

"So schlammig und lehmig war der Boden zu Zeiten der ältesten Vorfahren der Langenfelder", erklärt Lange beim Rundgang vor dem genannten Podest, auf dem als Blickfang zwischen künstlichen Pflanzen, echtem Moos und weiß gestrichenen Baumstämmen zwei schwarz-weiße Figurinen Zeitgenossen des Neandertalers darstellen. "Natur soll angedeutet, nicht realistisch dargestellt werden", so Heske. "Sonst könnten die Szenen ins Kitschige abgleiten. Deswegen stehen in den Räumen auch jeweils passende Figurinen – und keine eingekleideten Schaufensterpuppen."

(RP)
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