Evangelische Kirche in Monheim Diskussionsabend: Zeitenwende auch in der Flüchtlingspolitik?

Monheim · Über Flucht, Fluchtursachen und die Pflicht, Notleidenden zu helfen, sprachen diese Woche die Teilnehmer des zweiten Talkabends der evangelischen Kirche im EKI-Haus.

 Rafael Nikodemus, Tatiana Boxhorn, Till-Karsten Hesse, Gholam  Abas Rezai und Amir Tafkhimi (v. li.) diskutierten zum Thema Flüchtlinge.

Rafael Nikodemus, Tatiana Boxhorn, Till-Karsten Hesse, Gholam  Abas Rezai und Amir Tafkhimi (v. li.) diskutierten zum Thema Flüchtlinge.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

(seg) Gut sieben Jahre ist es nun her, dass Abas Rezai Gholam (25) vor dem Krieg in Afghanistan durch viele verschiedene Länder laufend nach Europa floh, auf der Suche nach Sicherheit und einer Zukunft. Mittlerweile absolviert der 25-Jährige eine Ausbildung zum Bäckereifachverkäufer, doch einen gesicherten Aufenthalt hat er noch immer nicht. Er kämpft darum, sich eine Zukunft in einem friedlichen Land aufbauen zu können. Seine Familie hat er seit seiner Flucht nicht mehr gesehen.

Amir Tafkhimi (33) floh ebenfalls vor sieben Jahren aus seiner iranischen Heimat Teheran vor politischer und religiöser Verfolgung. Der Christ und studierte Jurist war in seinem Land nicht frei, durfte seinen Glauben nicht frei ausüben, durfte nicht sagen, was er wirklich dachte. Er stieg mit einem One-Way-Ticket in den Flieger nach Deutschland und blieb. „Als ich hier war, stellte ich einen Asylantrag.“  In Deutschland musste er bei null anfangen, die Sprache lernen, erkämpfte sich mit einiger Hilfe einen Ausbildungsplatz als Mediengestalter in Köln und lebt nun mit einem Festvertrag und einem Aufenthaltstitel in der Domstadt. „Jetzt bin ich glücklich“, sagt der 33-Jährige. Die beiden erleben nun eine neue Flüchtlingswelle, diesmal als Beobachter. Die Aufnahme von Ukrainer ist allerdings eine andere, stellen sie nüchtern fest. „Sie dürfen sich das Land und die Stadt aussuchen, in der sie leben wollen, können sofort arbeiten. Das ist toll für sie“, sagt Tafkhimi. Doch die Frage bleibt im Raum: Warum die Flüchtlinge von 2015 nicht? „Sind wir Menschen nicht alle gleich?“

Offensichtlich nicht, muss auch das Plenum der zweiten Talkrunde der evangelischen Kirche im EKI-Haus feststellen. Auch das übrige Podium bestehend aus Dozentin Tatiana Boxhorn und Rafael Nikodemus, theologischer Dezernent im Dezernat Ökumene des Landeskirchenamts, zuständig für Menschenrechtsfragen sowie Flucht, Migration und Integration sprachen mit. Der Themenabend unter dem Titel „Menschlichkeit ist Christenpflicht und Geflüchtete sind nicht schuld an ihrer Lage“ war bereits lange vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs geplant gewesen, stellte Pfarrer Till-Karsten Hesse klar. Doch die Umstände hätten sich jetzt verändert.

Die Zeitenwende, von der die Politik über viele Bereiche spricht, trifft nun wohl auch auf die Flüchtlingspolitik zu. „So, wie die Ukrainer jetzt empfangen werden, so müsste es für jeden Flüchtling in Deutschland sein“, urteilt Baboucarr Jobe, stellvertretender Integrationsvorsitzender der Stadt Monheim, der sich in Sachen Integration dafür aussprach, aufeinander zuzugehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort