André Nelles Erste-Hilfe-Kurse sind jetzt praxisnäher

Langenfeld · Am 8. September ist der europäische Tag der Ersten Hilfe. Das Deutsche Rote Kreuz bietet regelmäßig Schulungen an.

Herr Nelles, Sie sind Ausbildungsleiter im DRK-Ortsverein Langenfeld und für die Schulungen zuständig. Wann haben Sie das letzte Mal Erste Hilfe geleistet?

Nelles Das war vor einem Jahr in der Leverkusener Innenstadt. Eine Passantin litt plötzlich unter Herzbeschwerden. Als ich hinzukam, waren schon einige Helfer vor Ort. Sie hatten bereits einen Rettungswagen gerufen. Weil ich Rettungsassistent bin und bei der Flughafenfeuerwehr arbeite, konnte ich sie unterstützen, bis die Sanitäter kamen.

Jeder Bürger ist gesetzlich verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten. Doch nur wenige Menschen können es im Ernstfall tatsächlich . . .

Nelles Ja. So ist es. Kaum jemand weiß, dass man wegen unterlassener Hilfeleistung mit einer Geld- oder Haftstrafe rechnen muss. Es reicht aber schon aus, einen Notruf mit dem Handy zu tätigen. Die meisten Menschen sind eigentlich hilfsbereit. Viele wollen helfen, trauen sich aber nicht - aus Sorge etwas falsch zu machen. Gibt aber jemand, der sich auskennt, konkrete Anweisungen, machen sie bereitwillig mit.

Wie viele Menschen frischen ihre Kenntnisse, die sie einmal für die Führerscheinprüfung erworben haben, später auf?

Nelles Das sind die wenigsten. Das Gros macht den Erste-Hilfe-Kursus nur einmal. Kürzlich begleitete ein Vater seinen Sohn, der den Führerschein machte, zum Erste-Hilfe-Kurs. Spontan beschloss er, mitzumachen, weil er 20 Jahre zuvor seine erste und letzte Schulung hatte. Betriebssanitäter frischen ihre Kenntnisse alle zwei Jahre auf. Das ist gesetzlich vorgeschrieben.

Wie oft sollte man sein Wissen über Sofortmaßnahmen am Unfallort denn tatsächlich überprüfen?

Nelles Sinnvoll wäre es tatsächlich jedes Jahr. Das sagen auch viele unserer Kursteilnehmer. Aber alle zwei Jahre ist schon ein sehr guter Rhythmus.

Wer besucht die Erste-Hilfe-Kurse an der Jahnstraße?

Nelles Unsere Teilnehmer sind Betriebshelfer, Führerscheinbewerber, Übungsleiter von Vereinen, Erzieherinnen, Pfleger und nur eine geringe Anzahl von Privatleuten. In den Kursen sollen möglichst viele Bürger in die Lage versetzt werden, im täglichen Leben, aber auch in Notsituationen, sachgerechte und oft lebensrettende Hilfe zu leisten. Die Unfallgefahren im Straßenverkehr, in Haushalt, Schulen und im Job erfordern es, möglichst viele Menschen in Erster Hilfe auszubilden.

Welche Kurse bietet das Rote Kreuz an?

Nelles Wir organisieren pro Jahr ungefähr 30 Erste-Hilfe-Kurse. Pro Kurs nehmen 15 Personen teil. Es gibt einen Grundkursus, der neun Unterrichtsstunden (45 Minuten) dauert. Die Erste-Hilfe-Fortbildung dauert ebenso lange. Das Seminar Erste-Hilfe am Kind umfasst acht bis zehn Unterrichtsstunden (45 Minuten) und richtet sich an Eltern, Großeltern und Erzieher. Es ist sehr praxisbezogen.

Hat sich die Ausbildung in den letzten Jahren verändert?

Nelles Die Erste-Hilfe-Ausbildung ist eine unserer ältesten Aufgaben. Wir vermitteln aber seit April deutlich mehr Praxis als zuvor. Der Gesetzgeber hat neue Regeln festgelegt. Die Kurse sind nicht mehr auf zwei Tage verteilt, sondern finden nur noch an einem Tag statt. Die Leiter machen mit den Teilnehmern intensive Gruppenarbeit und bauen für die Übungen verschiedene Stationen auf. So werden beispielsweise die Helmabnahme bei einem verletzten Motorradfahrer oder die Versorgung einer tiefen Schnittwunde mittels Druckverband geübt. Auch der Umgang mit einem Defibrillator steht auf dem Programm.

(RP)
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