Solingen Erntedank - Lichtblick in düsteren Zeiten

Solingen · Martin Dahlmann von der Kreisbauernschaft übergab gestern die diesjährige Erntekrone an Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach. Sorgen bereiten den Bauern nicht nur die niedrigen Preise ihrer Erzeugnisse.

 Die Übergabe der Erntekrone an einen der Stadtchefs im Gebiet der Kreisbauernschaft Mettmann hat Tradition. In diesem Jahr bekam sich Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (l.) vom Vorsitzenden Martin Dahlmann überreicht.

Die Übergabe der Erntekrone an einen der Stadtchefs im Gebiet der Kreisbauernschaft Mettmann hat Tradition. In diesem Jahr bekam sich Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (l.) vom Vorsitzenden Martin Dahlmann überreicht.

Foto: Stephan Köhlen

Wenn hochrangige Vertreter aus Politik und Stadtverwaltung in der Maschinenhalle eines Bauernhofs zusammenkommen und gemeinsam christliche Lieder singen, dann muss der Anlass ein besonders festlicher sein: Die Kreisbauernschaft Mettmann feierte - wenn auch mit rund zweiwöchiger Verspätung - Erntedank und übergab wie in jedem Jahr die Erntekrone einem Stadtoberhaupt aus ihrem Einzugsgebiet.

Nach Städten wie Wuppertal, Remscheid oder Kommunen aus dem Kreis Mettmann war in diesem Jahr wieder Solingen an der Reihe. "Muss ich die Krone aufsetzen ?", scherzte Oberbürgermeister Tim Kurzbach, als ihm Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, den traditionell aus Getreideähren geflochtenen Kranz überreichte.

Schauplatz des Erntedank-Empfangs war der landwirtschaftliche Betrieb von Knut Meinsma an der Lützowstraße im Ortsteil Gräfrath. Dessen Familie hatte die Halle neben dem Stall der Milchkühe festlich geschmückt: Kürbisse, Kartoffeln, Fenchelknollen und anderes Gemüse hatten sie unterhalb der Erntekrone drapiert - Kastanien und Nüsse lagen auf den Tischen.

Nach der Erntedank-Andacht, gehalten von Superintendentin Dr. Ilka Werner, ließ Dahlmann das Jahr aus Sicht der Landwirte Revue passieren - und schlug erwartungsgemäß nachdenkliche Töne an: Insbesondere die "Talfahrt historischen Ausmaßes" bei den Milch- und Getreidepreisen mache vielen Bauern zu schaffen und schüre angesichts einer kaum kostendeckenden Produktion Existenzängste. Zudem sei die Ernte in diesem Jahr vielfach enttäuschend ausgefallen. Aller technischer Fortschritt ändere letztlich nichts an der Abhängigkeit von der Witterung.

Doch auch auf das öffentliche Ansehen der Bauernschaft kam Martin Dahlmann zu sprechen: So genieße der einzelne Bauer vor Ort immer noch einen sehr guten Ruf. Das Image des Berufsstandes insgesamt aber habe unter den öffentlichen Diskussionen über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Tierquälerei mächtig gelitten - zu Unrecht, wie Dahlmann betonte: "Glaubt denn wirklich jemand ernsthaft, dass Landwirte ihre eigenen Böden vergiften ?" Um das eigene Tun stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen, sei eine positive Öffentlichkeitsarbeit wichtig, etwa durch den Besuch von Schulklassen oder den Direktverkauf, wie an einigen Höfen - auch dem von Knut Meinsma - praktiziert.

Tim Kurzbach sicherte den Bauern Unterstützung zu. Die Stadt Solingen wolle beim Kauf regionaler und saisonaler Güter vorangehen. Zugleich nahm er aber auch die Bürger in die Pflicht: "Es liegt in der Verantwortung aller, darauf achten, wo ich einkaufe und wo die Preise dafür realistisch sind."

(ied)
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