Jahresbilanz im Kreis Mettmann Erholung am Ausbildungsmarkt in Sicht

Kreis Mettmann · Es gibt noch einige gute Möglichkeiten in der Region. Im vergangenen Jahr entschieden sich deutlich weniger Jugendliche für einen Ausbildungsplatz.

 In der Baubranche sind Auszubildende gefragter denn je.

In der Baubranche sind Auszubildende gefragter denn je.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Die gute Nachricht: Es gibt noch einige, wenige Ausbildungsplätze. Die schlechte Nachricht: Die Pandemie hat auch auf dem Ausbildungsmarkt im Kreis Mettmann Spuren hinterlassen. So die Bilanz von Arbeitsagentur, Industrie- und Handelskammer (IHK) und Handwerkskammer.

„Die Pandemie hat den Ausbildungsmarkt deutlich beeinflusst“, so Karl Tymister, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Mettmann. Tymister erkennt vor allem eine große Unsicherheit auf beiden Seiten. „Viele junge Leute haben sich für eine Fortsetzung der schulischen Laufbahn entschieden.“ Sowohl Betriebe als auch Auszubildende konnten kaum einschätzen, wie es in den Branchenweitergehen würde. Besonders von der Pandemie und der Unsicherheit in puncto Zukunftsaussichten betroffen waren die Bereiche Handel, Gaststätten und Touristik.

In Zahlen heißt das: Suchten im Jahr 2018/2019 noch 3183 junge Leute einen Ausbildungsplatz, waren es im Jahr 2020/2021 nur noch 2575. Auch die heimischen Betriebe meldeten deutlich weniger Ausbildungsplätze. Im Vergleich zu 2019 gab es 2021 insgesamt 454 Stellen weniger zu besetzen, ein Rückgang von 16,8 Prozent.

Ein Trend, den auch die IHK bestätigt. „Im Jahr 2020 verzeichneten wir einen historischen Rückgang der abgeschlossenen Ausbildungsverträge“, so Clemens Urbanek, Geschäftsführer der IHK Düsseldorf.

Ganz anders die Bilanz der Handwerkskammer: „Das Handwerk ist deutlich besser durch die Pandemie gekommen“, sagt Christian Henke, Geschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf. Besonders die Baubranche habe sich sehr gut entwickelt. Für klassische Bauberufe seien 30 Prozent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen worden. „Die Auftragsbücher sind voll und die Unternehmen gewinnen Fachkräfte für die Zukunft durch Ausbildung“, so seine Beobachtung.

Neben der Pandemie macht Karl Tymister auch andere Faktoren für den Rückgang der Bewerberzahlen aus. Zum einen mache sich der demografische Wandel bemerkbar – es gebe schlicht weniger Schulabgänger –; zum anderen sei der persönliche Austausch mit jungen Ausbildungsplatzsuchenden unerlässlich. „Inzwischen sind wir wieder intensiv an den Schulen präsent und können die Jugendlichen auf dem Weg in die Ausbildung persönlich beraten und begleiten“, so Tymister.

Arbeitsagentur, IHK und Handwerkskammer erwarten für das Jahr 2022 eine deutliche Erholung auf dem Ausbildungsmarkt. Ein Fachkräftemangel sei zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden, so Tymister. Das hätten auch die Unternehmen erkannt. Er rechnet deshalb im kommenden Ausbildungsjahr mit einer Zunahme der offenen Stellen.

Urbanek erwartet einen steigenden Bedarf an Berufen rund um die Digitalisierung, zum Beispiel Fachinformatiker. Henke empfiehlt den jungen Leuten, sich rund um Berufe zu orientieren, die den Klimawandel begleiten. Tymister: „Es gibt mehr als 300 Ausbildungsberufe. Viel entwickelt sich und es entstehen neue Berufsbilder.“ Für ihn gilt: Eine angeschlossene Ausbildung öffnet Türen zum Arbeitsmarkt. Sein Tipp für künftige Schulabgänger: „Die Duale Ausbildung ist ein Erfolgsmodell.“ Auch hier erwartet er 2022 mehr Angebote.

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