Langenfeld "Enigma": Duell in der Wasserburg

Langenfeld · In einer Woche bringt die neue Kooperative "Theater an der Burg" in Wiescheid ihr erstes Stück auf die Bühne.

Das Experiment ist geglückt: Auf Anregung des städtischen Kulturbüros, Langenfelds schöngeistige Vereine besser zu vernetzen, haben sich der Förderverein Stadttheater/Stadtensemble und der Förderverein Wasserburg Haus Graven zu einer Kooperation entschlossen. Das Projekt "Theater an der Burg" wurde ins Leben gerufen. Er soll künftig die Wasserburg mit Bühnenstücken beleben. Mit dem Drama "Enigma — Eine uneingestandene Liebe" von Eric-Emmanuel Schmitt feiert die Kooperative nun Premiere.

"Die Zusammenarbeit stellte uns vor verschiedene Herausforderungen", berichtet Klaus Rohde, Vorsitzender des Fördervereins Stadttheater. "So musste beispielsweise aufgrund der Bühnenbeschaffenheit in der Wasserburg zunächst ein Stück gefunden werden, das mit einer minimalen Anzahl an Schauspielern auskommt. Unsere letzte Inszenierung von Dürrenmatts ,Die Panne' schied deshalb aus."

Regisseur Constantin Marinescu entschied sich deshalb für das Drama "Enigma". Das wird von gerade einmal zwei Personen gespielt. "Wir werden es sowohl in der Wasserburg als auch im Freiherr-von-Stein-Haus aufführen", kündigt der Spielleiter an.

Für sein Team hätten sich durch den zusätzlichen Spielort "spannende Umsetzungsmöglichkeiten" ergeben, sagt Marinescu. "Der größte Unterschied zwischen beiden Orten: Unsere Stammbühne im Freiherr-vom-Stein-Haus können wir nach unserem Belieben gestalten. In der Wasserburg handelt es sich dagegen um einen ,realistischen Raum'. Das heißt, der Zuschauer wird sich nicht vorstellen können, nicht in einer Burg zu sein", erklärt der Regisseur.

Aus der Bedingung machte er eine Tugend: "Das Stück spielt nun auf einer Burg im Norden Norwegens. Der Zuschauer nimmt die Rolle eines Beobachters ein. Wie bei einem Filmdreh ist er direkt am Geschehen. Dieses Konzept empfanden wir als sehr reizvoll", sagt Marinescu.

Nun fiebern die beiden Vereine der ersten Aufführung entgegen. Die Geschichte, die erzählt wird, ist ein Drama: Der menschenscheue Literaturnobelpreisträger Abel Znorko, der seit Jahren auf einer norwegischen Insel lebt, gibt dem angeblichen Lokaljournalisten Erik Larsen überraschend ein Interview. Eigentlich gilt es seinem letzten Erfolgsbuch "Die uneingeschränkte Liebe" — einem Liebesroman in Briefwechseln. Unversehens aber wird daraus ein verbales Duell, in dessen Zentrum eine Frau steht. Sie wird niemals auf der Bühne erscheinen und doch stets gegenwärtig sein. Über pointierte Dialoge und überraschende Wendungen kommt Schritt für Schritt eine Wahrheit ans Licht, mit der keiner der beiden Männer gerechnet hat. Immer mehr Fragen tauchen auf, sodass man bald nicht mehr weiß, wer wem etwas entlocken will. Es wird rätselhaft — daher "Enigma", wie die berühmte Chiffriermaschine der Wehrmacht.

(ey)
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