Eiserne Hochzeit Für Heinz Jung war es Liebe auf den ersten Blick

Langenfeld · Seit 65 Jahren halten sich Heinz und Erika Jung die Treue. Ihr Geheimrezept für eine lange und glückliche Ehe: Kommunikation und Freiräume.

 Erika und Heinz Jung haben keinen Tag ihrer 65 Jahre langen Ehe bereut.

Erika und Heinz Jung haben keinen Tag ihrer 65 Jahre langen Ehe bereut.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Noch heute kann man Heinz Jung (89) und seine Frau Erika (84) nach 65 gemeinsamen Ehejahren händchenhaltend durch Langenfeld spazieren gehen sehen. Er sagt, das geschehe aus Verbundenheit. Sie schmunzelt: „Und, um uns zu stützen. Damit, wenn einer von uns fällt, wir gemeinsam fallen.“ Liebe, Fürsorge und Humor hat sich das Paar über die Jahre füreinander bewahrt. Sie erinnern sich gerne an jenen Sommer 1953 zurück, als sie sich in Köln kennenlernten.

Für ihn war es Liebe auf den ersten Blick: „Sie ist mir gleich aufgefallen.“ Sie, eine bildschöne und blutjunge 16-jährige Schneiderin aus Porz-Wahn, die mit ihren Eltern zum ersten Mal jenes Kölner Tanzlokal besuchte; er, ein adretter und wohlerzogener 21-jähriger Stuckateurgeselle aus Langenfeld, der mit seinen Kegelklub-Freunden ebenfalls zum ersten Mal an jenem Ort war. Ganz gentlemanlike bat Jung seine Schwiegereltern in spe, sich doch zu ihnen an den Tisch zu setzen. „Äußerlich fand ich sie sehr ansprechend. Sie hatte eine gute Haltung und ein freundliches Gesicht“, erinnert sich der 89-Jährige. Ihr hingegen fielen an ihm „seine schönen Hände und die strahlenden Augen“ auf. Doch auf Anhieb verliebt, sagt sie nüchtern, habe sie sich nicht, erst, als sie ihn näher kennenlernte.

Mit der Erlaubnis ihrer Eltern tanzte das Paar viel und lange an diesem Nachmittag. Er nur mit ihr, sie im Laufe des Tages noch mit anderen jungen Männern aus dem Kegelklub. „Doch mit ihm habe ich am längsten getanzt“, erzählt Erika Jung. Danach trafen sie sich häufiger, aber nie alleine – das gehörte sich zu jener Zeit einfach nicht. „Ich habe nach wenigen Treffen schon gemerkt, dass Erika eine Frau zum Heiraten ist“, sagt der 84-Jährige. Und noch immer funkeln seine Augen, wenn er das sagt. Sie verliebte sich mit der Zeit in seine lebensfreudige Art. Beide bereuen keinen einzigen Tag miteinander, auch wenn nicht immer alles rosig war.

Als sie am 27. Juli 1956 heirateten, zog das Paar nämlich in das Langenfelder Haus des verwitweten Vaters des Bräutigams sowie dessen jüngere Geschwister ein. Die junge Braut übernahm den Haushalt für alle. Das allein war kein Problem für das frischvermählte Paar. „Allerdings hatten wir kaum Privatsphäre“, erinnert sich die 84-Jährige zurück. „Das war schon schwer.“ Nach dem Umzug in die freigewordene Dachgeschosswohnung des Hauses dauerte es schließlich nicht lange, bis Tochter Elke 1959 das Licht der Welt erblickte und das Familienglück komplettierte.

Dank des Rückhalts seiner Frau, die im Hintergrund Familie und Haushalt managte und nebenher im Familienunternehmen im Büro aushalf, konnte Heinz Jung als Stuckateur-Obermeister lange Jahre Erfolge feiern. Ihre Freizeit gestaltete die Familie gerne gemeinsam mit Ausflügen, Urlaubsreisen nach Kanada und Afrika sowie vielen sportlichen Aktivitäten, ließ sich aber auch Raum für separate Hobbys. Er in seiner Tennis-Mannschaft, beim Skat und Kegeln, sie im Tennis und beim Bridge. Das sei wichtig ebenso wie die Kommunikation, Respekt und Vertrauen in einer Beziehung: „Man muss nicht immer einer Meinung sein, aber man sollte seine Argumente einbringen können und gehört werden“, sagt Heinz Jung. Nur so könne eine lange und glückliche Ehe wie ihre funktionieren.

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