Langenfeld Eine Stadt – eine Pfarrei

Düsseldorf · Priestermangel sowie finanzielle und organisatorische Zwänge machten eine grundlegende Strukturreform im Erzbistum Köln notwendig. Seit Neujahr gibt es in ganz Langenfeld nur noch eine Pfarrei: St. Josef und Martin.

Die Kirche St. Josef ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch im Eingangsbereich stehen Katholiken aus allen Stadtteilen, um die feierliche Messe zu erleben. Wer in dem Gotteshaus keinen Platz gefunden hat, verfolgt das Geschehen auf einer Leinwand vor der Kirche. Der Gottesdienst wird mit Bild und Ton nach draußen übertragen. Zum Abschluss nehmen sich alle Gläubigen als Zeichen der Verbundenheit an die Hand. Der Grund: Seit Neujahr bilden die ehemals acht Pfarreien in Langenfeld offiziell die neue Großgemeinde St. Josef und Martin. Mit einer Heiligen Messe gestern Morgen und einem großen Empfang in der Stadthalle feierten rund 700 Katholiken diese nicht alltägliche Zäsur.

"Damit sich auch die neue Pfarrgemeinde mit Leben füllt, rufen wir dazu auf, die Chancen einer großen Gemeinde zu erkennen und zu nutzen", sagte Wilfried Kehr, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates. "Die Fusion ist auch ein Zeichen für die Vielfalt des Glaubens und des Miteinanders in unserer Stadt." Ganz freiwillig wurde dieser Schritt allerdings nicht vollzogen. Die demographische Entwicklung macht nicht vor der Kirche halt. Priestermangel sowie finanzielle und organisatorische Zwänge machten die Strukturreform im Erzbistum Köln notwendig. Bereits 2009 wurden die bisher acht Pfarrgemeinden zu einem Seelsorgebereich zusammengefasst, den Dechant Dr. Jürgen Rentrop leitet. Wie im Erzbistum Köln üblich, gibt es bei einer derartigen Fusion eine Mittelpunktkirche mit Sitz des Pfarrers und des Pastoralbüros. In Langenfeld ist das St. Josef. "Die Kirchen in den acht Ortsteilen Langenfelds behalten selbstverständlich ihren Namen und ihre Historie", sagt Rentrop. "Sie bleiben Orte des kirchlichen Lebens und sind das Fundament für die neue Pfarrgemeinde."

Kritik aus der Gemeinde

Aber nicht alle Katholiken sehen die Entwicklung positiv. In den vergangenen Jahren gab es intensive Diskussionen über den Ablauf der Fusion. "Aus meiner Sicht ist der Zusammenschluss kein Grund zum feiern", meint die gebürtige Langenfelderin Lydia Fliegner (77). "Aber wir sollten das Beste daraus machen. Mir tut es vor allem für die vielen Seelsorger leid, die nun zu Pfarrvikaren degradiert wurden." Elsa Jipps (80) sieht es ähnlich: "Ich bin offen für das neue System, aber die Art und Weise, wie die ganze Geschichte abgelaufen ist, hat mir nicht gefallen."

Vize-Bürgermeister Dieter Braschoss lobt hingegen die positive Entwicklung der katholischen Kirche. "Nun ist ein langer Prozess abgeschlossen und die geistliche Einheit der Gemeinde erreicht. Die Bündelung der materiellen und menschlichen Ressourcen stärkt die Gemeinschaft."

(RP)
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