Monheim Eine heilende Bleibe auf Zeit

Monheim · Die Paul-Maar-Schule ist bis Mitte 2017 provisorisch an der Geschwister-Scholl-Schule untergebracht.

 Ulrike Kautz ist froh, dass sie nach Jahren des Unterrichts in Containern auf dem Gelände der Graf-Recke-Stiftung jetzt ein völlig auf die Belange der Kinder zugeschnittenes Schulgebäude vorgefunden hat.

Ulrike Kautz ist froh, dass sie nach Jahren des Unterrichts in Containern auf dem Gelände der Graf-Recke-Stiftung jetzt ein völlig auf die Belange der Kinder zugeschnittenes Schulgebäude vorgefunden hat.

Foto: Ralph matzerath

Früher Tod der Mutter, ein durch seine Kriegserlebnisse traumatisierter Vater, als Junge oft von Älteren drangsaliert - der Schriftsteller Paul Maar hat, wie er selber sagt, keine behütete, sondern eine schwere Kindheit gehabt.

Ähnlich ist es den Schülern der gleichnamigen Schule ergangen: Kinder, die langanhaltenden familiären Krisen ausgesetzt waren, sei es durch die Krankheit eines Elternteils, sei es durch Trennung und Scheidung, die traumatisiert sind und meist Probleme haben, menschliche Bindungen aufzubauen. "Unsere Schüler brauchen eine wertschätzende Umgebung, damit ihre Seele heilen kann", sagt die Leiterin der Paul-Maar-Schule in Monheim, Ulrike Kautz. Am alten Standort in Hilden sei das schwierig gewesen.

Seit dem 1. Februar hat die Schule für Kinder mit emotionalem und sozialem Förderbedarf an der Geschwister-Scholl-Straße in Baumberg eine neue - wenn auch wieder nur provisorische - Heimat gefunden. "Die Klassenzimmer sind hell und großzügig und haben alle einen zusätzlichen Raum zur Differenzierung", lobt sie.

"Das Gebäude ist in einem baulich sehr guten Zustand, sogar alle technischen Standards, wie etwa das Amokwarnsystem, sind erfüllt", fügt der stellvertretende Leiter, Dirk Breuer, hinzu. Wichtig für die Schüler im Grundschulalter, von denen nicht wenige an ADHS (AufmerksamkeitsDefizitHyperaktivitätsStörung) leiden, sei auch das weitläufige Außengelände, das dem Bewegungsdrang viel Raum bietet. "Wir fühlen uns hier sehr wohl", folgert Kautz.

Anders als andere Förderschulen des Kreises, die um ihren Fortbestand fürchten müssen, verzeichnet die Paul-Maar-Schule "stabile Schülerzahlen". Von den 140 Schülern kommen 23 aus Monheim und zehn aus Langefeld. "Die haben es jetzt näher, durch den Umzug benachteiligt sind jetzt die Schüler aus Haan und Erkrath". Denn während die Grundschulkinder durch den vom Kreis finanzierten Schülerspezialverkehr befördert werden, müssen die Jugendlichen den Schulweg selber organisieren.

"Der Bedarf an Förderplätzen ist enorm hoch", sagt Kautz. Sie macht dafür die Zunahme an psychischen Erkrankungen der Eltern verantwortlich. "Das Leben allgemein ist schwieriger und anstrengender geworden, Eltern und damit auch die Kinder stehen heute unter großem Druck".

Es sind vor allem Kinder mit Autismus oder mit geringer Impulssteuerung und Hyperaktivität, die von den Regelschulen als im Rahmen der Inklusion nur schwer integrierbar hingestellt werden. Ulrike Kautz weist solche pauschalen Urteile zurück: "Diese Kinder benötigen einfach temporär eine besondere Förderung." Die meisten Eltern würden ihr Wahlrecht glücklicherweise im Sinne einer solchen intensiven sonderpädagogischen Förderung nutzen. Immerhin zwölf Kinder konnten im Jahre 2013 im Übergang von der 4. zur 5. Klasse im Rahmen des "gemeinsamen Lernens" wieder an die Regelschulen abgegeben werden.

Die Paul-Maar-Schule versucht, die massiven psychischen Störungen der Kinder mit Beziehungspädagogik zu heilen. "Das Lernen läuft hier nur über engen emotionalen Kontakt", sagt die Schulleiterin. Daher sind die Lerngruppen auch mit maximal zehn Schülern sehr klein gehalten. "Diesen Kindern fehlt oft dieses Urvertrauen, das man in der Beziehung zu den Eltern aufbaut.

Sie können keine Bindungen zu anderen Kindern eingehen, lassen keine Nähe zu, sind entweder sehr introvertiert oder sehr dominant". Die Schule biete einen stabilen und verlässlichen Beziehungsrahmen, in dem das Kind dann auch lerne, Regeln einzuhalten. Die durchschnittliche Verweildauer betrage zwei bis drei Jahre. Kautz: "Je früher ein Kind zu uns kommt, desto günstiger ist natürlich die Prognose."

Auch nach Auslaufen des Mietvertrages mit der Stadt Monheim für das Schulgebäudes an der Geschwister-Scholl-Straße "werden die Kinder aber nicht auf der Straße stehen", verrät die zuständige Schuldezernentin Ulrike Haase. "Wir haben eine andere Schule gefunden", sagt sie. Wo, das ist vorerst ihr Geheimnis. An das Versprechen, der Stadt Monheim keine längere Verweildauer abzuhandeln, habe man sich gehalten. Wo sie sich doch in 2012, als absehbar war, dass die Schule ihren Standort auf dem Grundstück der Graf-Recke-Stiftung werde aufgeben müssen, als Retter in der Not erwiesen habe.

(RP)
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