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Monheim "Ein Skandal – keine Satire"

Monheim · Der Bundesvorsitzende des katholischen Sozialverbands KKV, Bernd Wehner aus Monheim, hat beim Presserat Beschwerde eingereicht gegen das Titelbild des Satiremagazins "Titanic". Papst Benedikt XVI. hatte eine einstwillige Verfügung gegen das Blatt erwirkt. Mit Wehner sprach RP-Redakteur Thomas Gutmann.

Was stört Sie an der Titanic-Zote?

Wehner Das auf der Titelseite veröffentlichte Foto des grüßenden Papstes mit einem mittels Bildmanipulation eingefügten Urinfleck auf der Soutane und auf der Rückseite mit einem ebenfalls eingefügten Kotfleck auf Gesäßhöhe sowie der Überschrift "Noch eine undichte Stelle gefunden!" verstößt nach meinem Empfinden eindeutig gegen Ziffer 1 "Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde" sowie gegen Ziffer 9 "Schutz der Ehre" des Pressekodex. Der hier unter Ziffer 9 formulierte Hinweis: "Es widerspricht journalistischer Ethik, mit unangemessenen Darstellungen in Wort und Bild Menschen in ihrer Ehre zu verletzen", trifft genau den Sachverhalt, wie er in der "Titanic" dargestellt ist.

Das juristische Vorgehen des Vatikans hat der "Titanic" erst die Aufmerksamkeit verschafft, die sie ohne Rechtsstreit nie bekommen hätte. War der Papst also gut beraten, juristisch gegen das Blatt vorzugehen?

Wehner Natürlich ist es immer eine Gratwanderung, ob man auf solche infamen Darstellungen reagieren soll. Gleichzeitig muss man aber auch bedenken, dass man Verhaltensänderungen nur erreichen kann, wenn man an die Öffentlichkeit geht und entsprechenden Druck aufbaut. Das sind nun mal die Spielregeln in unserer Mediengesellschaft. Ich finde es jedenfalls gut und richtig, dass der Vatikan in diesem Falle entsprechende rechtliche Schritte eingeleitet hat.

Satiriker müssen notwendigerweise Grenzen austesten, was auch mal danebengehen kann. Gehört es nicht zu einer freiheitlichen Gesellschaft, solche missglückten oder auch umstrittenen Ergebnisse auszuhalten?

Wehner Wenn es sich bei den Fotos und dem Artikel um Satire handeln würde, könnte man ja darüber reden. Aber bei dieser skandalösen Form der Darstellung frage ich mich einfach: Was muss in den Köpfen solcher Leute vorgehen, wenn sie den Papst in dieser Weise in den Schmutz ziehen? Im Übrigen sind ja gerade die katholische Kirche und vor allem ihre Repräsentanten häufig genug Zielscheibe von Spott und Satire, ohne dass sie dagegen klagen.

(RP)
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