Langenfeld Ein Besuch im Museum der 15 000 Hobel

Langenfeld · "Hobelmuseum" ist genau genommen nur die halbe Wahrheit. Denn das, was den Besucher bei Gerhard Schmitz erwartet, weicht davon "kolossal ab", wie der Gründer und Betreiber des Geheimtipps unter den Langenfelder Museen sagt.

"Hobelmuseum" ist genau genommen nur die halbe Wahrheit. Denn das, was den Besucher bei Gerhard Schmitz erwartet, weicht davon "kolossal ab", wie der Gründer und Betreiber des Geheimtipps unter den Langenfelder Museen sagt.

50 000 Holzbearbeitungswerkzeuge, darunter 15 000 namenstiftende Hobel. 1500 Spazierstöcke. 1200 Äxte und Beile. Über 1000 Holzskulpturen. Knapp 1000 Holzmasken. 300 Holzinstrumente. Plus Kaffeemühlen, Spinnräder, Brett-Stühle, Holztruhen, Blaudruckstöcke, Printenformen — das und vieles andere mehr findet sich in dem Museum von Gerhard Schmitz.

Der Sammler, ein freundlicher, beleibter Herr von 73 Jahren, sitzt in einer kleinen Küche in seinem privaten Museum an der Hansastraße. Er wirkt hellwach. Natürlich ist auch dieser Raum bis unter die Decke mit Exponaten voll gestopft. Und zu eigentlich jedem hat Schmitz die passende Geschichte parat. Ein Pfahl von der ersten Rheinbrücke, dereinst geborgen von einem Pioniersbataillon des Heeres. Der Propeller eines sehr frühen Wasserflugzeugs von Dornier. Eine Wasserschaufel aus dem Emsland: "Damals gab es keine Pumpen."

Schmitz ist ziemlich findig, wenn es darum geht, weitere Stücke aufzutun. Gerade bemüht er sich um einen der Pfähle, die die Fundamente des Berliner Schlosses stützten, das gerade renoviert wird. "Insgesamt sind 6000 Pfähle aus Kiefern- und Eichenholz geborgen worden." Was mit einem Anruf in der Telefonzentrale des Senats begann, endete auf dem Handy des Bauleiters. Mittlerweile sehe es ganz gut aus. Ein Plätzchen für den Pfahl aus dem Schlossfundament habe er auch noch frei - vis a vis vom Rheinbrücken-Pfahl.

Gerhard Schmitz, der eine erfolgreiche Gerüstbaufirma aufgebaut hat, ist gelernter Zimmermann. Wie bereits sein Großvater. Von diesem hatte er Holzwerkzeuge geerbt, "alles, was ein Zimmermann braucht". 1966 wurden die Erbstücke jedoch bei einem Brand zerstört. Drei Jahre später kaufte der Enkel bei einem Antiquitätenhändler in der Düsseldorfer Altstadt für 150 Mark eine Kiste mit 30 Hobeln aus irgendeiner Werkstattauflösung. "Ich hatte vor, doch zumindest wieder 130 Werkzeuge zusammenzubekommen." So viele waren verbrannt. Weil er sich schuldig fühlte? "Nein. Einfach so", sagt der 73-Jährige.

Von der Finesse des traditionellen Holzhandwerkes ist er nach wie vor begeistert. Er zeigt einen alten Schreinerhobel, in dessen Griff sich eine Fingermulde abzeichnet: "Das ist Hartholz. Können sie sich vorstellen, wie lange es gedauert hat, bis der Griff so aussah? Ein Berufsleben lang, wenn nicht mehrere." Solcherlei, findet der Sammler, gehöre für die Nachwelt erhalten: "Denn das kommt nie mehr wieder", sagt Schmitz.

Wie es mit dem Museum mal weitergehen wird, wenn er nicht mehr da sei, das wisse er auch noch nicht so genau. Eine Stiftung würde ihm gut gefallen. "Ich habe auch schon den Landschaftsverband Rheinland kontaktiert. Die wollen aber ein Inventar haben." Eine für ihn allein nicht zu bewältigende Aufgabe. Einstweilen sammelt er deshalb erst einmal weiter, seit neuestem sind auch Senklote dabei: "Ich stehe im Kontakt zu internationalen Lot-Sammlern." 1500 hat er schon.

(maxl)
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