Langenfeld Ei statt Ball: Schulsport mal anders

Langenfeld · Eine Woche lang bewegt der Sport die Bettine-von-Arnim-Gesamtschule. 1300 Schüler lernen neue Disziplinen kennen.

 Auch Flag Football, eine "sanfte" Variante des US-Nationalsports, steht derzeit auf dem Stundenplan der Richrather Gesamtschule.

Auch Flag Football, eine "sanfte" Variante des US-Nationalsports, steht derzeit auf dem Stundenplan der Richrather Gesamtschule.

Foto: Matzerath

Tim Schickhaus sucht Handballtalente. Vor zehn Minuten erst hat der Handballer der Sportgemeinschaft Langenfeld (SGL) die Schüler der 5.3 an der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule übernommen. Noch laufen alle Mädchen und Jungen wild durcheinander und lassen dabei Handbälle auf den Boden tippen. "Schon dabei kann ich mir ein erstes Bild machen: Ist jemand unsicher, dann schaut er die ganze Zeit auf den Boden. Hebt er aber den Kopf und guckt sich um, dann fühlt er sich sicher." Zweiter Tag bei der 14. Sportaktionswoche "Sport statt Sucht" an der Richrather Gesamtschule. Diese ganze Woche lang dauert die Schnupper-Olympiade. Während des Sportunterrichts sollen die Schüler neue Sportarten kennenlernen. Von Karate bis Gesellschaftstanz ist alles dabei. Sportvereine aus Langenfeld und Hilden entsenden Übungsleiter.

So wie die SGL Tim Schickhaus. Sechs Jahre war er Jugendtrainer. Das prägt. Aktuell spielt der 22-Jährige in der ersten Handballmannschaft der SGL und stellt heute den Zehnjährigen seinen Sport vor. Ein lauter Pfiff auf zwei Fingern: Prompt steht die ganze Truppe mucksmäuschenstill und lauscht. Das ist die Stelle, wo die eigentliche Sportlehrerin ein wenig neidisch guckt: "Den Pfiff möchte ich auch können."

Sportlehrerin Jutta Leister-Tschakert begründet auch, warum sie die bewegungsreiche Woche seit dem Jahr 2000 organisiert: "Wir wollen den Kindern zeigen, dass Sport guttut und glücklich und stark macht." Ihr Hintergedanke ist einfach, aber effektiv: Für jeden gibt es eine Sportart, die ihm Spaß macht; nur finden muss man sie. Umgekehrt haben es die Sportvereine im Zeitalter langen Nachmittagsunterrichts nicht leicht, Zehn- bis Zwölfjährige für eine Vereinsmitgliedschaft zu begeistern. In der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule erreichen sie die Kinder und Jugendlichen nun während des Sportunterrichts.

Eine Generation Bildschirm, die sich nicht mehr bewegt? Dieses Vorurteil möchte Sven Reuter, der erste Vorsitzende der Hildener Allgemeinen Turnerschaft (HAT), so nicht gelten lassen: "Als Sportlehrer meine ich, dass die Kinder und Jugendlichen vor acht bis zehn Jahren körperlich in einer schlechteren Verfassung waren als heute. Mittlerweile leisten die Grundschulen eine sehr gute Arbeit." Aber es gibt ihn immer noch, den übergewichtigen Schüler, der Schwierigkeiten hat, einen ordentlichen Purzelbaum zu schlagen. Deshalb haben Reuter und Trainerkollege Heiko Wangler bei der "Bewegungsschule" für die Klasse 6.6 eine Reihe von Ballons in die Luft geworfen. Die Aufgabe: Keiner der bunten Luftikusse darf zu Boden fallen. Aber jeder Schüler darf einen Ballon nur einmal berühren. "Dabei geht es um die Koordination der Augen und der Bewegungen - und um Kommunikation mit den Nebenleuten."

In jedem Jahr bemüht sich Organisatorin Leister-Tschakert darum, neue Sportarten in die Schule zu holen. Diesmal zeigt Jenny Berg vom HAT Hip Hop, es gibt Thai Boxen und erste Abschläge beim Golfverein am Katzberg. Selbst für Gesellschaftstanz lassen sich die Jugendlichen nach anfänglichem Zögern und Kichern begeistern. Am Ende schweben sie Arm in Arm über das Turnhallenparkett - vielleicht der Beginn einer Leidenschaft.

(dne)
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