Altweiber Hin-Gucker sind da, wo die Schüler feiern

Langenfeld · Die Verwaltung hat das 2019 erfolgreich gestartete Projekt an Altweiber fortgesetzt. Die Helfer sind ansprechbar, drängen sich aber nicht auf.

Reiner Löhr und Roland Holz (v. li.) sind ehrenamtliche Hin-Gucker und halten sich dort auf, wo Jugendliche feiern.

Reiner Löhr und Roland Holz (v. li.) sind ehrenamtliche Hin-Gucker und halten sich dort auf, wo Jugendliche feiern.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Nico (23) und Julia (21) stehen nach dem offiziellen Bühnenprogramm an Altweiber mit Freunden auf dem Platz vor dem Rathaus, lassen den Flachmann kreisen und haben Spaß: „Alle von früher aus der Schule sind hier. Wir feiern mit Freunden“, sagen sie. Um sie herum wird gesungen und getanzt. Auch Maya und Luis (beide 15) haben sich hier mit ihren Klassenkameraden der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule getroffen. Und mittendrin bahnen sich die drei ehrenamtlichen Hin-Gucker Roland Holz (59), Rainer Löhr (72) und Peter Meuser (59) ihren Weg durch die feiernde Menge.  Sie tragen lilafarbene Westen mit einem großen Schriftzug „Hin-Gucker“ auf dem Rücken.

Es fängt immer wieder an zu regnen. „Weil das Wetter etwas ungemütlich ist, ist es nicht so voll wie sonst“, sagt Meuser. Die Hin-Gucker halten sich dort auf, wo die Jugendlichen feiern. Sie verteilen Silikon-Kronkorken, Taschentücher und zeigen drei frechen Teufelinnen den Weg zur nächsten öffentlichen Toilette. Das Trio hat außerdem Handys dabei, damit Jugendliche im Notfall ein Taxi bestellen oder zu Hause anrufen können.  Und sie sind mit Notfall-Nummern von Polizei und Ordnungsamt und kleinen Notfalltaschen ausgestattet.

Doch obwohl  der Platz am Nachmittag mit Scherben und kleinen Fläschchen übersät ist, bleibt es friedlich. „Die sind manierlich“, lautet  Meusers Fazit.  Er bringt  Kindern und Jugendlichen  beim Richrather Sportverein Inline-Skaten bei. Der 59-Jährige ist in der Stadt  bekannt. Viele Feiernde grüßen ihn, immer wieder schüttelt er Hände.

Das Hin-Gucker-Projekt der Stadtverwaltung läuft bereits im zweiten Jahr. Das Projekt wurde Eltern und Schülern der Klassen fünf bis zehn vorgestellt.  Doch nicht alle auf dem Platz wissen, was die Hin-Gucker hier eigentlich tun. Die Schülerinnen Corinne (18) und Theresa (19) aus Langenfeld beispielsweise sagen: „Nee, da haben wir noch nie was von gehört.“

„Waren es 2019 vier Ehrenamtliche, haben sich dieses Mal sechs Leute bei uns gemeldet“, freut sich Elke Burg, Leiterin des Referats Jugendarbeit, über die Zuwächse. Doch nur die drei Männer sind an allen Karnevalstagen im Einsatz. Die drei weiblichen Hin-Gucker werden beim Stadtfest oder der Karibik-Nacht losziehen. Burg und ihr Team von der aufsuchenden Jugendarbeit unterstützen Meuser und dessen Kollegen mit einem Bollerwagen, voll gepackt  mit Süßigkeiten, Kondomen,  Kaffee und Erfrischungsgetränken. „Die Jugendlichen sollen feiern, aber auch mal Pause machen“, findet Yvonne Laun.

Yvonne Laun, Marius Beermann und Tatjana Fischer (v.li.) von der aufsuchenden Jugendsozialarbeit verteilen Kondome und Kaffee.

Yvonne Laun, Marius Beermann und Tatjana Fischer (v.li.) von der aufsuchenden Jugendsozialarbeit verteilen Kondome und Kaffee.

Foto: RP/Petra Czyperek

Mit dem Projekt sollen die Heranwachsenden davor bewahrt werden, in Situationen zu geraten, die sie selber nicht mehr im Griff haben. Vor zwei Jahren habe es auf dem Gelände des Konrad-Adenauer-Gymnasiums Alkohol-Exzesse gegeben, es seien Flaschen geflogen und es habe  Rangeleien gegeben, erinnert sich Peter Meuser. Jetzt würden die Schulen nach Unterrichtsschluss um 13 abgesperrt, die Schüler feierten auf dem Platz vor dem Rathaus und Erwachsene seien ansprechbar, wenn es Probleme gibt, fasst er das Konzept zusammen.

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