Langenfeld Die Zuwanderer der ersten Generation werden allmählich alt

Langenfeld · Langenfelds Integrationsrat will in der Altenpflege mehr Zuwanderer erreichen. Dafür sollen Fachkräfte sensibilisiert werden.

Senioren, die in der Türkei, in Marokko oder anderswo im Ausland aufgewachsen sind, nehmen die Pflege- und Wohnberatungsangebote im Kreis Mettmann deutlich weniger wahr als Altersgenossen, die in Deutschland groß wurden. Dies berichtete Stefanie Schneider vom Mettmanner Kreisintegrationszentrum in der jüngsten Sitzung des Integrationsrates der Stadt Langenfeld. Als Gründe nannte die Sozialarbeiterin zweierlei: "Zum einen sind die Angebote unter den Bürgern mit Zuwanderungsgeschichte weniger bekannt als unter hier aufgewachsenen Menschen, zum anderen herrscht vielfach die Überzeugung vor: Meine Familie und ich regeln das schon selbst, wenn ich mal pflegebedürftig werde."

Die Vorstellung, im Kreise seiner Lieben gepflegt zu werden, droht sich laut Schneider indes zunehmend als Trugschluss zu erweisen: "Auf der einen Seite stehen die Wünsche der Älteren, auf der anderen Seite die Lebensentwürfe ihrer Kinder und auch die Ansprüche der Arbeitswelt an sie." Da ergehe es den Zuwanderern nicht anders als den übrigen Bürgern: "Wenn es Studium oder Arbeit erfordern, wohnen die Kinder plötzlich hunderte Kilometer weit weg und stehen für die häusliche Pflege der Eltern nicht mehr zur Verfügung."

Um zu verhindern, dass eine steigende Zahl von Senioren mit Migrationshintergrund gleichsam unvorbereitet in die Pflegebedürftigkeit rutscht, hat das Kreisintegrationszentrum nach Schneiders Worten ein Vorbeuge-Konzept mit drei Handlungsbausteinen entwickelt: "Wir wollen die Fachkräfte der Pflege- und Wohnberatung im Kreis im Sinne einer ,kultursensiblen Seniorenarbeit' fortbilden, den Migrantenorganisationen Ansprechpartner vermitteln, die einen möglichst guten Zugang zur Zielgruppe haben, etwa den türkischen Referenten der Alzheimer-Gesellschaft, und wir wollen schließlich die Vernetzung zum Thema Pflege- und Wohnberatung gezielt verstärken."

Letzterem diente auch der Vortrag der Sozialarbeiterin im Integrationsausschuss. Die Erkenntnisse über die Defizite in der Beratung gewann sie nach eigenem Bekunden durch Befragung der zuständigen Fachleute in den zehn Rathäusern im Kreis. Schneiders Fazit vor dem 18-köpfigen Gremium, dessen überwiegende Zusammensetzung Langenfelds Ausländer durch Wahl bestimmen und das ihre Interessen in Rat und Verwaltung vertreten soll: Die Fragen, die die Zuwanderer zum Thema Wohnen und Pflege im Alter haben, sind fast dieselben wie die aller anderen Bürger. Was muss ich tun, um möglichst lange in den eigen vier Wänden wohnen zu können? Wer hilft mir im Pflegefall? Antworten darauf haben die Berater. Jetzt müssen sie nur noch Gelegenheit erhalten, diese auch unter den Migranten loszuwerden.

(RP)
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