Hilden/Langenfeld/Monheim Die Wildtierflüsterer vom Tierheim

Langenfeld/Hilden/Monheim · Die Mitarbeiter der für den Südkreis Mettmann zuständigen Einrichtung kümmern sich nicht nur um Katzen, Hunde und Kaninchen, sondern auch um verletzte oder kranke Wildtiere. Momentan wird ein Schwan aus Langenfeld aufgepäppelt.

 Tierheimleiter Thomas Mielke päppelt einen geschwächten Schwan wieder auf.

Tierheimleiter Thomas Mielke päppelt einen geschwächten Schwan wieder auf.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Wenn sich Wildtiere problemlos einfangen lassen, ist das meist ein schlechtes Zeichen. Der majestätische Schwan, der vergangene Woche auf einem Feld in Langenfeld saß und die Aufmerksamkeit einiger Spaziergänger auf sich zog, wehrte sich bei der Ankunft der Retter aus dem Hildener Tierheim kaum. Da war für Thomas Mielke klar, dass es dem Vogel nicht gut geht.

Der Leiter des Hildener Tierheims und seine Kollegen sind für die Städte Erkrath, Mettmann, Hilden, Langenfeld und Monheim zuständig und haben oft mit Wildtieren zu tun. „Wir sprechen von einer dreistelligen Zahl“, sagt Mielke. Vor allem in Richtung Frühling melden sich fast täglich Menschen bei ihm, um von orientierungslosen Jungvögeln zu berichten oder sie gleich zum Tierheim zu bringen. „Das ist immer gut gemeint, in einigen Fällen aber falsch“, erklärt er. Denn die kleinen Vögel werden von Nestlingen zu Ästlingen, erklärt er. „Sie unternehmen erste Flugversuche und schaffen es dann vielleicht nicht ins Nest zurück. Aber ihre Eltern füttern sie auf dem Boden weiter, bis sie fliegen können“, erklärt Mielke. Für viele Menschen sehe es aber so aus, dass die kleinen Vögel Hilfe bräuchten. Daher rät Mielke: „Beobachten sie zunächst die Situation aus der Ferne: Tauchen Altvögel auf und füttern die Jungvögel, ist alles in Ordnung“, sagt er.

Vor allem Vögel werden im Tierheim abgegeben. Die Retter kümmern sich aber auch um alle anderen Wildtiere, wenn sie von Notlagen erfahren. „Von der kleinen Maus bis hin zum Wildschwein war schon alles dabei“, erklärt Mielke: „Füchse, Waschbären, Rehwild, Nutrias, Ringelnatter, Eidechsen, Greifvögel.“ Entweder bringen Spaziergänger die Tiere direkt zum Tierheim oder sie alarmieren die Tierrettung. „Dazu rufen sie bei Polizei, Feuerwehr oder Ordnungsamt an, die sich dann an uns wenden“, sagt Mielke. Die Tierrettung unterhält einen 24-Stunden-Bereitschaftsdienst und rückt im Notfall aus. Wenn das Tier dann tatsächlich Hilfe benötigt, fangen es die Retter ein. „Da muss man auch mal beherzt zugreifen“, sagt Mielke. Der nächste Weg führt zum Tierarzt, der sich den wilden Patienten anschaut, Medikamente verabreicht und die Therapie festlegt.

Im Tierheim päppeln die Mitarbeiter die Wildtiere auf, bis sie wieder gesund sind und das typische Abwehrverhalten gegen Menschen zeigen. Dann können sie wieder ausgewildert werden. Wenn möglich, vermittelt das Tierheim die Patienten aber auch weiter. Überall in der Region gibt es Vereine und Verbände, die sich auf Tierarten spezialisiert haben. „Wir haben vor kurzem beispielsweise einen Iltis zum Retscheider Hof gebracht“, erzählt Thomas Mielke. Dort sitzt in einem Ort kurz hinter Bonn die Deutsche Iltis-Hilfe. Es gibt darüber hinaus auch Menschen, die Erfahrung mit anderen Tierarten haben und mit den Hildener Rettern zusammenarbeiten und Tiere aufnehmen.

Der Schwan aus Langenfeld wird im Hildener Tierheim im Hock aufgepäppelt. Dort stehen zwei Gehege für Wildtiere zur Verfügung. „Der Tierarzt hat eine alte Verletzung entdeckt, die dem Schwan zu schaffen macht“, erklärt Thomas Mielke. Seit rund einer Woche wird das Tier behandelt. Wie lange der Schwan noch im Gehege bleiben muss, ist unklar. „Wir warten, bis er wieder stabil ist“, sagt Mielke. Das typische Abwehrverhalten zeigt das namenlose Tier aber schon wieder: Als sich sein Retter nähern möchte, faucht der Schwan und plustert sich auf. Dann beißt er zu. Thomas Mielke freut sich darüber: „Das ist ein gutes Zeichen.“

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