Kreis Mettmann Die Schäfchen hat der Landwirt schon ins Trockene gebracht

Kreis Mettmann · Der Hildener Bauer Markus Hanten hat es geschafft: Schafbock Manfred und dessen Harem samt Nachwuchs stehen im Stall.

Es ist ein offener Stall, etwa 30 Quadratmeter groß, aber überdacht. 22 Schafe stehen auf einer dicken Matte Stroh und käuen wieder, während der Regen aufs Dach prasselt. Bock Manfred, ein Schwarzkopfschaf, überragt seine Mädels und deren Nachwuchs um Haupteshöhe. Zwei Lämmer sind bereits dabei und mehrere Jungschafe. Es riecht dezent nach Tier, keineswegs aufdringlich. Dafür ist es zu windig.

Bauer Markus Hanten steht am Gatter und ignoriert den Regen. "Eigentlich sollten die schon im November in den Stall, aber da war er noch nicht fertig." Erst am Mittwoch vor einer Woche haben sich seine Frau Heidrun und er auf den Weg gemacht, die Schafe von der ehemaligen Flugplatzwiese Kesselsweier auf den heimischen Hof an der Beckersheide und in den trockenen Stall zu holen. Eigentlich eine warme Zufluchtsstätte.

Schafe haben in der christlichen und vor allem der Weihnachtsgeschichte eine wichtige Bedeutung. Sehr häufig werden in der Bibel Gleichnisse mit Schafen und Hirten gezogen. Christus ist das "Agnus Dei", das Lamm Gottes, das sich für die Sünden der Menschen opferte. Gott ist der Hirte, der die Menschen sicher zum Ort der Erlösung geleitet. Und einfache Schafhirten waren es, die - womöglich gemeinsam mit ihren Tieren - auf Geheiß des Engels als erste am Stall in Betlehem eintrafen, um den Heiland zu sehen. In Krippendarstellungen dürfen Schafe nicht fehlen. Die Schafe von Bauer Hanten kümmert das nicht. Sie haben sich ein gemütliches Plätzchen gesucht. Schafe sind ganz extreme Herdentiere und kleben förmlich aneinander. Sie von ihrer Gruppe zu trennen, ist extrem schwierig. Jetzt ist der Bauer froh, seine Schäfchen im Trockenen zu haben: "Die Lämmer vertragen keine Nässe. Nässe zieht zu viel Wärme aus dem Körper und die Mutterschafe bekommen jetzt im Winter ihre Lämmer. Im Stall haben sie es leichter, zumal ich die Neugeborenen mit ihrer Mutter erst einmal von der Gruppe trenne."

Schafe verstoßen gerne mal ihren Nachwuchs, und dann sind Bauer und Bäuerin gefordert. Markus und Heidrun Hanten haben sich schon so manche Nacht um die Ohren gehauen mit dem Schafnachwuchs: "Die dürfen immer nur kleine Portionen Milch bekommen, aber das ganz häufig, sonst gehen sie ein", erzählt die Bäuerin. Ihr Mann ergänzt: "Lämmer von Hand aufziehen will niemand, weil es wirklich schwierig und aufwendig ist."

Die Herde wurde aber auch nach Hause geholt, weil sie im Krippenspiel der Hantens am vergangenen Wochenende eine wichtige Statistenrolle gespielt hat: "In der Weihnachtsgeschichte wird den Hirten auf dem Feld verkündet, dass der Herr geboren ist. Und sie kommen dann zum Stall nach Betlehem."

Bei den Hantens führen seit 2003 Kinder für Kinder die Weihnachtsgeschichte auf. Dieses Jahr hat seine sechsjährige Tochter Josina zum ersten mal die Maria gespielt. In den weiteren Rollen sah man ihre Mitschüler. Heidrun Hanten tritt im leuchtend weißen Morgenmantel als Engel auf , der den Hirten die Frohe Botschaft verkündet: "Ich stehe dann immer erhöht auf der Gabel des Treckers", lacht sie. Sich selbst spielen die Kühe Cosima und Lotte mit ihren Kälbern. Am Krippenspiel nehmen auch der Esel Caruso und Schafbock Manfred mit seinen Frauen teil.

Nach der Weihnachtsgeschichte können sich die aktuell 22 Schafe des Bauern auf einen ruhigen Winter im trockenen Stall freuen. Erst Ende April müssen sie sich wieder als Landschaftsgärtner auf der ehemaligen Flugplatzwiese Kesselsweier betätigen. Dort soll, mit ihrer Hilfe, wieder eine Heidelandschaft entstehen. Hanten steht am Stall und lässt den Blick über seine kleine Herde schweifen: "Wenn man denen so beim Wiederkäuen zuguckt, das wirkt schon enorm beruhigend", sagt er.

(RP)
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