Stephan Weißkopf "Die Osterfreude geht unter die Haut"

Langenfeld · Langenfelds leitender katholischer Pfarrer weiß Bescheid über die liturgischen Besonderheiten rund um die Ostertage. Er weiß auch, was es mit Fußwaschungen an Gründonnerstag auf sich hat.

Stephan Weißkopf: "Die Osterfreude geht unter die Haut"
Foto: Matzerath Ralph

Zum Ende der Fastenzeit hin waren bis Karfreitag in den Kirchen die Kreuze verhüllt. Warum?

Weißkopf Im Kreuz Jesu spiegelt sich für uns Christen das v e r b o r g e n e Geheimnis des eigenen Lebens: Verrat - Hingabe - Verzweiflung - Verlassenheit - Abschied nehmen - Neubeginn - Vertrauen; Realitäten des Lebens die uns prägen.

Die Fußwaschung im Gründonnerstags-Gottesdienst - was hat es damit auf sich?

Weißkopf Neben dem praktischen Nutzen ist die Fußwaschung im Orient ein Zeichen der Gastfreundschaft. Jesus verdeutlicht, dass der Dienst an den Jüngerinnen und Jüngern für ihn unverzichtbar ist. Für uns heute bedeutet dies, eine den Menschen dienende Kirche zu sein beziehungsweise zu werden. Dabei gibt Jesus seinen Freunden ein neues Gebot mit auf den Weg: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe. Die Fußwaschung ist das Zeichen dieses Liebesgebotes.

Am Karfreitag legten sich Priester und Messdiener dann flach auf den Kirchenboden. Was ging da vor sich?

Weißkopf In der Feier unserer Gottesdienste kommt der Körperhaltung eine Bedeutung zu. Normal kennen wir Sitzen, Stehen, Knien, Händefalten et cetera. In einigen Gottesdiensten gehört es dazu, sich flach auf den Boden zu legen. So beginnt die Feier der Liturgie am Karfreitag, indem der Priester sich ausgestreckt auf den Boden legt. Ein Zeichen, sein Leben ganz Gott anzuvertrauen.

Seit Donnerstagabend schweigen die Glocken. Bis zur Osternacht. Wieso?

Weißkopf Zum Zeichen der Erinnerung an den Tod Jesus schweigen nicht nur die Glocken, auch die Orgel in den Gottesdiensten verstummt. Dadurch wird der Trauercharakter dieser Feiern hervorgehoben.

Der Karsamstag ist so ein bisschen das Stiefkind dieser Tage. Gibt's da auch Besonderheiten?

Weißkopf Es ist der einzige Tag des Jahres, an dem die Kirche keinen offiziellen Gottesdienst feiert. Es wird der "Grabesruhe" gedacht. Jesus ist wie jeder Verstorbene beerdigt und in einem Felsengrab beigesetzt worden. Ein Tag der Stille und Ruhe.

Was ist für Sie das Ergreifendste in der Osternachtmesse?

Weißkopf Die Freude, mit der die Menschen diesen Gottesdienst feiern, geht mir immer aufs Neue unter die Haut. Die Inbrunst, mit der Menschen die Osterlieder singen, ist für mich Zeichen der Sehnsucht nach einem unvergänglichen Leben. Kein Leben, das frei ist von Trauer und Tod, aber ein Leben das weit über Trauer und Tod hinausweist.

Violett, Rot, Weiß - erklären Sie uns noch den liturgischen Farbwechsel seit Palmsonntag.

Weißkopf Die unterschiedlichen Farben in den Kar- und Osterfeiern gehen auf die verschieden Lebenssituationen Jesu ein. Das Rot des Palmsonntags und des Karfreitags steht für seine Hingabe am Kreuz, seinen Tod. In früheren Jahren sind an Karfreitag auch schwarze Gewänder getragen worden, Ausdruck der Trauer. Da das Kreuz an Karfreitag eine bedeutende Rolle spielt, hat man sich für die rote Farbe, eher das Blut symbolisierend, entschieden. Im Weiß des Gründonnerstages spiegelt sich die Freude der Jünger, mit Jesus das Abendmahl zu feiern und ihm so auch über den Tod verbunden zu sein. Natürlich ist die weiße beziehungsweise goldene Farbe angemessen für den Glanz bei der Feier der Auferstehung Jesu.

THOMAS GUTMANN STELLTE DIE FRAGEN

(RP)
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