Langenfeld Die Kraft der Natur als kreativer Antrieb

Langenfeld · Mit seiner Ausstellung "Splitting Space" zeigt Michael Dekker Skulpturen und Gemälde in Haus Graven.

 Michael Dekker zeigt Skulpturen in der Wasserburg Haus Graven.

Michael Dekker zeigt Skulpturen in der Wasserburg Haus Graven.

Foto: RALPH MATZERATH

Wild zusammen geschraubte Balken und Bretter ragen tief in den Raum hinein. Sie sind kreuz und quer miteinander verbunden und wirken auf den ersten Blick wie eine erstarrte Welle aus Holz, die durch das kleine Zimmer im ersten Obergeschoss der alten Wasserburg Haus Graven rollt. "Splitting Space" ist der Name der chaotisch anmutenden Installation, die Michael Dekker eigens für die gleichnamige Ausstellung in dem historischen Gemäuer angefertigt hat. Bis zum 25. Mai sind seine Skulpturen und Gemälde in dem Wiescheider Kleinod zu sehen.

Er wolle mit der wirren und unübersichtlichen Arbeit die ansonsten funktionale Architektur vor Ort aufbrechen, sagt der Künstler. Es gehe um Spannung, Verdichtung, Auflockerung und Verzerrung von Strukturen. "Das Zimmer ist vor allem von Rationalität geprägt und genau diesen Zustand wollte ich sprengen", meint der 31-Jährige. "Damit nehme ich bewusst Einfluss auf die Definition eines Raumes."

Die Sprache des Meisterschülers von Professor Anthony Cragg, der bis 2013 Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie war, ist stark von geologischen Begriffen geprägt. Die Affinität zu der gestaltenden Kraft der Natur kommt nicht von ungefähr. Nach seiner Ausbildung zum Landwirt studierte er Geografie - mit dem Schwerpunkt Geologie. Seitdem fasziniert ihn der ewige Wandel von Gesteinen, Gebirgen und Gewässern. Parallel dazu widmete er sich auch dem Studium der freien Kunst, für die Dekker schon immer großes Interesse gehabt habe.

Die verschiedenen Formen des kreativen Ausdrucks hätten schon in seiner Kindheit und Jugend eine große Rolle gespielt, sagt er. Seine Gemälde sind teilweise eine Reminiszenz an die Kraft der Natur. Viele seiner abstrakten Bilder erinnern an Sedimentgesteine. Sie sind farbenfroh und von starken Kontrasten geprägt. Energie und Dynamik von tektonischen Prozessen und Erosion werden dabei sichtbar. Die brachiale Kraft der Natur und die kreative Kraft des Menschen sind für Dekker keine sich gegenseitig ausschließenden Elemente.

Das wird auch in den Skulpturen deutlich, für die der Künstler einen sehr hohen Aufwand betreibt. Sie erinnern an von Wind und Wasser geschliffene Felsen oder wirken wie verzerrte Metallkörper, die gleichzeitig klare Hinweise auf menschliches Wirken geben - wie zum Beispiel bei "Stratification of Dream". Die aus Bronze gefertigte Skulptur hat ebenso grobe und ursprüngliche, wie auch geschliffene und geradlinige Elemente.

"Dabei ist nichts dem Zufall überlassen", betont Dekker. "Die Skulpturen und Gemälde folgen einer klaren Komposition und ich überlege genau, wo ich welche Effekte einsetzen kann." Handwerklich gesehen zieht er dabei fast alle Register. Unter anderem Ton, Silikon, Holz, Epoxidharz, Gips, Kunststoff und andere Materialien nimmt der 31-Jährige und mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Künstler zur Hilfe, um die Passformen für seine dreidimensionalen Objekte zu erstellen. Dann werden sie meist in Bronze gegossen und mit "Substanzen der anorganischen Chemie" bearbeitet, wie er es umschreibt.

In seinem Atelier führt er Prozesse wie Verwitterung, Oxidation und Erosion künstlich herbei - mit erstaunlichen Ergebnissen. Durch chemische Reaktionen erhalten die Plastiken aus Bronze besondere farbliche Akzente. "Michael Dekker arbeitet bewusst in Grenzbereichen", meint Galeristin Silke Henkel. "Auf diesem Weg erschließen sich ihm neue inhaltliche Ebenen."

(dora)